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Die Firma

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Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ein wenig eingerostet.
    Die Special Agents Jenkins und Jones fuhren in einem Dodge Aries hinter dem Bus her. Jenkins saß am Steuer, während Jones schlief. Zehn Minuten hinter Knoxville war die Sache langweilig geworden. Nur Routine-Überwachung, hatte man ihnen gesagt. Kein Beinbruch, wenn ihr ihn aus den Augen verliert. Aber versucht, an ihm dranzubleiben.
    Die Maschine von Huntington nach Atlanta sollte erst in zwei Stunden starten, und Abby saß in einer stillen Ecke des dunklen Warteraums und sah sich um. Paßte einfach auf. Auf dem Stuhl neben ihr stand eine Reisetasche. Trotz der strikten Anweisungen hatte sie eine Zahnbürste, Make-up und ein paar Kleidungsstücke eingepackt. Sie hatte auch ein paar Zeilen an ihre Eltern geschrieben, daß sie schnell zu Mitch nach Memphis zurückkehren müsse, alles in bester Ordnung, macht euch keine Sorgen, alles Liebe, Abby. Sie ließ ihren Kaffee stehen und beobachtete das Kommen und Gehen.
    Sie wußte nicht, ob er tot oder lebendig war. Tammy hatte gesagt, er hätte Angst, wäre aber durchaus Herr der Lage gewesen. Wie immer. Sie sagte, er flöge nach Nashville und sie, Tammy, flöge nach Memphis. Verwirrung, aber sie war sicher, daß er genau wußte, was er tat. Fahr nach Perdido Beach und warte dort.
    Abby hatte noch nie von Perdido Beach gehört. Und sie war sicher, daß auch er noch nie dort gewesen war.
    Der Warteraum war nervenzermürbend. Alle zehn Minuten tauchte ein betrunkener Geschäftsmann auf und machte anzügliche Bemerkungen. Verschwinden Sie, sagte sie ein Dutzendmal.
    Nach zwei Stunden gingen sie an Bord. Abby hatte einen Sitz am Gang. Sie schnallte sich an und entspannte sich. Und dann sah sie sie.
    Sie war eine auffallende Blondine mit hohen Wangenknochen und einem kräftigen Unterkiefer, der fast unweiblich und dennoch attraktiv war. Abby hatte das Gesicht schon einmal gesehen. Die Augen waren verdeckt wie früher auch. Sie warf einen Blick auf Abby und schaute dann woanders hin, als sie vorbeiging und sich zu ihrem Sitz weiter hinten begab.
    Die Shipwreck Bar! Die Blondine in der Shipwreck Bar. Die Blondine, die versucht hatte, mitzuhören, als sie und Mitch sich mit Abanks unterhielten. Sie hatten sie gefunden. Und wenn sie sie gefunden hatten, wo war ihr Mann? Was hatten sie mit ihm gemacht? Sie dachte an die zweistündige Fahrt von Danesboro nach Huntington über die gewundenen Bergstraßen. Sie war gefahren wie eine Wahnsinnige. Sie konnten ihr nicht gefolgt sein.
    Die Maschine rollte vom Terminal weg und startete ein paar Minuten später nach Atlanta.
    Zum zweiten Mal in drei Wochen beobachtete Abby in einer 727 auf dem Flughafen in Atlanta, wie draußen die Dämmerung hereinbrach. Sie und die Blondine. Sie waren eine halbe Stunde am Boden und starteten dann nach Mobile.
    Von Cincinnati aus flog Mitch nach Nashville. Er kam am Mittwoch um 18 Uhr an, lange nachdem die Banken geschlossen hatten. Er fand im Telefonbuch eine Firma, die U-Haul-Möbelwagen vermietete und winkte ein Taxi herbei.
    Er mietete eines der kleineren Modelle, knapp fünf Meter lang. Er zahlte in bar, war aber gezwungen, seinen Führerschein und eine Kreditkarte als Sicherheit vorzuweisen.
    Wenn DeVasher ihm bis zu einer U-Haul-Mietfirma in Nashville nachspüren konnte, dann hatte er eben Pech gehabt. Er kaufte zwanzig Packkartons und machte sich auf den Weg zu der Wohnung.
    Er hatte seit Dienstagabend nichts gegessen, aber er hatte Glück. Tammy hatte eine Tüte Popcorn und zwei Dosen Bier zurückgelassen. Er aß heißhungrig. Um acht rief er zum ersten Mal im Perdido Beach Hilton an. Er fragte nach Lee Stevens.
    Noch nicht eingetroffen, wurde ihm gesagt. Er streckte sich auf dem Fußboden aus und dachte an hundert Dinge, die Abby passieren konnten. Womöglich war sie in Kentucky und tot, und er würde es nie erfahren. Anrufen konnte er nicht.
    Das Bett war nicht zusammengeklappt, und die billigen Laken hingen am Fußende bis auf den Boden herunter. Tammy war nicht gerade eine tüchtige Hausfrau. Er betrachtete das kleine, primitive Bett und dachte an Abby. Vor nur fünf Nächten hatten sie versucht, sich auf diesem Bett gegenseitig umzubringen. Er konnte nur hoffen, daß sie im Flugzeug saß. Allein.
    Im Schlafzimmer setzte er sich auf den ungeöffneten Sony-Karton und bestaunte die Unmenge von Dokumenten. Tammy hatte auf dem Teppich perfekte Papiersäulen aufgebaut, alle gewissenhaft nach Cayman-Banken und Cayman-Firmen sortiert. Auf jedem Stapel klebte ein gelber Zettel

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