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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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niederging.
    Lamars Blick richtete sich wieder auf den Zaun oder was immer es sein mochte, das sich in der Ferne befand. Eine Ewigkeit saßen sie da und lauschten dem klatschenden Geräusch des Sprengers. Hin und wieder schüttelte Lamar den Kopf und murmelte etwas. Mitch lächelte verlegen, weil er nicht wußte, was oder ob überhaupt etwas gesagt werden mußte.
    »Lamar, es tut mir sehr leid«, versuchte er es schließlich.
    Lamar nahm es zur Kenntnis und schaute Mitch an. »Mir auch.«
    »Ich wollte, ich könnte etwas anderes sagen.«
    Sein Blick verließ den Zaun, und er drehte den Kopf in Mitchs Richtung. Sein dunkles Haar war durchnäßt und fiel Ihm ins Gesicht Die Augen waren gerötet und voller Schmerz. Er starrte ins Leere und wartete, bis die nächste Runde Wasser vorbei war.
    »Ich weiß. Aber es gibt nichts zu sagen. Es tut mir leid, daß das ausgerechnet heute passieren mußte. Uns war nicht nach Kochen zumute.«
    »Das sollte Ihre geringste Sorge sein. Mir ist auch der Appetit vergangen.«
    »Erinnern Sie sich an die beiden?«
    »Ich erinnere mich an Kozinski, aber nicht an Hodge.«
    »Marty Kozinski war einer meiner besten Freunde. Aus Chicago. Er ist drei Jahre vor mir in die Firma eingetreten und wäre als nächster Partner geworden. Ein großartiger Anwalt, einer, den wir alle bewunderten und um Rat baten.
    Wahrscheinlich der beste Unterhändler in der Firma. Sehr kühl und unerschütterlich unter Druck.«
    Er wischte sich die Brauen ab und starrte auf den Boden.
    Während er redete, tropfte Wasser von seiner Nase und behinderte seine Aussprache. »Drei Kinder. Die beiden Mädchen, Zwillinge, sind einen Monat älter als unser Sohn, und sie haben immer zusammen gespielt.« Er schloß die Augen, biß sich auf die Lippe und begann zu weinen.
    Mitch wäre gern gegangen. Er versuchte, seinen Freund nicht anzusehen. »Es tut mir sehr leid, Lamar. Ungeheuer leid.«
    Nach ein paar Minuten hörte das Weinen auf, aber das Wasser kreiste weiter. Mitch suchte den geräumigen Rasen nach einem Wasserhahn ab. Zweimal brachte er den Mut zu der Frage auf, ob er den Sprenger abstellen sollte, und beide Male entschied er, wenn Lamar es aushalten konnte, dann konnte er es auch. Vielleicht half es. Er schaute auf die Uhr. In anderthalb Stunden würde es dunkel werden.
    »Wie ist es passiert?« fragte Mitch schließlich.
    »Uns wurde nicht viel gesagt. Sie waren beim Tauchen, und auf dem Boot gab es eine Explosion. Ihr Begleiter ist gleichfalls ums Leben gekommen. Ein Einheimischer von der Insel. Sie vers u chen, die Leichen heimzubringen.«
    »Wo waren ihre Frauen?«
    »Zuhause, Gott sei Dank. Es war eine Geschäftsreise.«
    »Ich kann mir Hodge nicht vorstellen.«
    »Joe war ein großer, blonder Bursche, der nicht viel sagte.
    Die Sorte, die man trifft, ohne sich hinterher erinnern zu können. Er hat in Harvard studiert, genau wie Sie.«
    »Wie alt war er?«
    »Er und Marty waren beide vierunddreißig. Er wäre nach Marty Partner geworden. Sie standen sich sehr nahe. Ich glaube, wir stehen uns alle sehr nahe, besonders jetzt«
    Mit allen zehn Fingernägeln kämmte er sein Haar gerade zurück. Er stand auf und begab sich auf trockenes Gelände.
    Wasser tropfte von seinen Hemdzipfeln und den Aufschlägen seiner Hose. Er blieb neben Mitch stehen und starrte auf die Baumkronen des Nachbargrundstücks. »Wie ist der BMW?«
    »Großartig. Ein herrlicher Wagen. Danke fürs Besorgen.«
    »Wann sind Sie angekommen?«
    »Heute morgen. Ich habe schon vierhundert Kilometer auf dem Tacho.«
    »Ist die Innenarchitektin erschienen?«
    »Ja. Sie und Abby haben das Gehalt des nächsten Jahres ausgegeben.«
    »Prima. Hübsches Haus. Wir freuen uns, daß Sie hier sind, Mitch. Mir tun nur die Umstände leid. Es wird Ihnen hier gefallen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich bin taub, wie gelähmt. Mir graust bei dem Gedanken, Martys Frau und die Kinder aufsuchen zu müssen. Ich würde mich lieber auspeitschen la s sen, als zu ihnen zu gehen.«
    Die Frauen erschienen, überquerten die hölzerne Sonnenterrasse und stiegen die Stufen zum Pool hinunter. Kay fand den Wasserhahn, und der Sprenger verstummte.
    Sie verließen Chickasaw Gardens und fuhren in dichtem Verkehr nach Westen, auf die Innenstadt zu und in die untergehende Sonne hinein. Von Zeit zu Zeit blickten sie einander an, sprachen aber kaum. Mitch öffnete das Schiebedach und die Fenster. Abby durchsuchte eine Box mit alten

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