Die Firma
Schultern herab.
Das Bier kam, und der Kellner füllte wortlos zwei Becher.
Abby trank einen kleinen Schluck und hörte auf zu lächeln.
»Was meinst du, ist Lamar okay?«
»Ich weiß es nicht. Zuerst dachte ich, er wäre betrunken. Ich kam mir saublöd vor, als ich da saß und zusah, wie er sich durchweichen ließ.«
»Armer Kerl. Kay sagte, die Beerdigung würde wahrscheinlich am Montag stattfinden, wenn sie bis dahin die Leichen heimschaffen können.«
»Reden wir über etwas anderes. Ich mag keine Beerdigungen, überhaupt keine, auch wenn ich die Toten nicht kenne und nur aus Anstand daran teilnehme. Ich habe einige üble Erfahrungen mit Beerdigungen.«
Die Rippchen kamen. Sie wurden auf Papptellern mit Aluminiumfolie serviert. Eine kleine Schüssel mit Krautsalat und eine weitere mit gebackenen Bohnen umgaben ein etwa dreißig Zentimeter langes Rippenstück, das großzügig mit der Geheimsauce beträufelt war. Sie langten mit den Fingern zu.
»Worüber würdest du denn gern reden?« fragte sie.
»Übers Kinderkriegen.«
»Ich dachte, damit wollten wir noch ein paar Jahre warten.«
»Wollen wir auch. Aber ich finde, bis dahin sollten wir fleißig üben.«
»Wir haben in jedem Motel zwischen hier und Boston geübt.«
»Ich weiß, aber in unserem neuen Haus noch nicht.« Mitch riß zwei Rippchen auseinander und spritzte Sauce in seine Augenbrauen.
»Wir sind doch erst heute morgen eingezogen.«
»Ich weiß. Worauf warten wir noch?«
»Mitch, du tust gerade so, als wärest du vernachlässigt worden.«
»Bin ich auch, seit heute morgen. Ich schlage vor, wir tun es, sobald wir heimgekommen sind, gewissermaßen, um das neue Haus zu taufen.«
»Das findet sich.«
»Ist das ein Versprechen? Guck mal, siehst du den Kerl da drüben? Er bricht sich fast den Hals, um ein Stück Bein zu sehen. Eigentlich sollte ich hinübergehen und ihm eine runterhauen.«
»Ja. Es ist ein Versprechen. Und mach dir dieser Kerle wegen keine Gedanken. Sie starren dich an. Sie finden dich toll.«
»Sehr witzig.«
Mitch putzte seine Rippchen kahl und die Hälfte von ihren.
Als das Bier alle war, bezahlte er die Rechnung, und sie stiegen wieder in die Gasse hinauf. Er fuhr vorsichtig durch die Stadt und fand einen Straßennamen, der ihm von einer seiner vielen Rundfahrten an diesem Tag in Erinnerung geblieben war. Nach zweimaligem falschen Abbiegen fand er Meadowbrook und dann das Heim von Mr. und Mrs. Mitchell Y. McDeere.
Die Matratzen und die Sprungrahmen lagen auf dem Fußboden des Schlafzimmers, umgeben von Kartons. Hearsay versteckte sich unter einer Lampe auf dem Fußboden und sah zu, wie sie übten.
Fünf Tage später, an dem Tag, der eigentlich sein erster an seinem neuen Schreibtisch hätte sein sollen, schlossen sich Mitch und seine reizende Frau den verbliebenen neununddreißig Anwälten und ihren reizenden Frauen an, die Martin S. Kozinski die letzte Ehre erwiesen. Die Kathedrale war voll. Oliver Lambert hielt eine Gedenkrede, die so beredt und rührend war, daß selbst Mitchell McDeere, der einen Vater und einen Bruder begraben hatte, eine Gänsehaut bekam. Abby traten beim Anblick der Witwe und der Kinder Tränen in die Augen.
Am Nachmittag kamen sie noch einmal in der Presbyterianischen Kirche in East Memphis zusammen, um von Joseph M. Hodge Abschied zu nehmen.
5
Der kleine Flur vor Royce McKnights Büro war leer, als Mitch
- wie verabredet - genau um acht Uhr dreißig eintraf. Er summte und hustete und wartete nervös. Hinter zwei Aktenschränken tauchte eine bejahrte, blauhaarige Sekretärin auf und warf ihm einen finsteren Blick zu. Als ihm bewußt wurde, daß er hier nicht willkommen war, stellte er sich vor und erklärte, daß Mr. McKnight ihn um diese Ze it erwartete. Sie lächelte und sagte, sie heiße Louise und sei Mr. McKnights Privatsekretärin, seit einunddreißig Jahren. Kaffee? Ja, sagte er, schwarz. Sie verschwand und kehrte mit Tasse und Untertasse zurück. Darm informierte sie ihren Chef über die Gegensprechanlage und forderte Mitch auf, Platz zu nehmen. Jetzt hatte sie ihn wiedererkannt Eine der anderen Sekretärinnen hatte gestern während der Beerdigungen auf ihn hingewiesen.
Sie entschuldigte sich für die triste Atmosphäre, die im Hause herrschte. Niemandem war nach Arbeiten zumute, erklärte sie, und es würde Tage dauern, bis wieder alles normal verlief. Sie wären so nette junge Männer gewesen. Das Telefon läutete, und sie sagte, Mr. McKnight befände sich
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