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Die Firma

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Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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den Garten, nahmen das Bermudagras in Augenschein und blieben unter den beiden großen Eichen stehen. Zwischen den mittleren Ästen der größten Eiche hingen die Überreste eines seit langem aufgegebenen Baumhauses. In ihren Stamm waren Initialen eingeschnitten. Von der anderen hing ein Stück Seil herab. Sie fand einen Gummiball, warf ihn und beobachtete, wie der Hund hinterherjagte. Sie wartete darauf, durch das Küchenfenster das Telefon läuten zu hören. Es läutete nicht
    Hearsay erstarrte, dann knurrte er etwas im Nachbargarten an. Mr. Rice kam um eine perfekt beschnittene Buchsbaumhecke herum, die seine Veranda umgab. Schweiß tropfte ihm von der Nase, und sein baumwollenes Unterhemd war durchweicht Er zog seine grünen Handschuhe aus und sah durch den Maschendrahtzaun hindurch Abby unter dem Baum stehen. Er lächelte. Er betrachtete ihre langen, braunen Beine und lächelte. Er wischte sich mit einem verschwitzten Unterarm über die Stirn und ging auf den Zaun zu.
    »Wie geht es Ihnen?« fragte er schwer atmend. Sein dichtes graues Haar war naß und klebte ihm am Kopf.
    »Danke, gut, Mr. Rice. Und Ihnen?«
    »Heiß. Müssen fast vierzig Grad sein.«
    Abby näherte sich langsam dem Zaun für ein Schwätzchen.
    Sie hatte jetzt seit einer Woche seine Blicke zur Kenntnis genommen, aber sie störten sie nicht. Er war mindestens siebzig und vermutlich harmlos. Sollte er sie doch anschauen.
    Außerdem war er ein lebendiger, atmender, schwitzender Mensch, der reden und sich bis zu einem gewissen Grad mit ihr unterhalten konnte. Seit Mitch sie vor Tagesanbruch verlassen hatte, war die Dekorateurin ihr einziger Gesprächspartner gewesen.
    »Ihr Rasen sieht großartig aus«, sagte sie.
    Er wischte sich abermals den Schweiß ab und spuckte auf den Boden. »Großartig? Das nennen Sie großartig? Er gehörte in eine Zeitschrift. Mir ist noch nie ein Golfplatz begegnet, der so gut ausgesehen hätte. Er hätte verdient, Garten des Monats zu werden, aber da spielt sich nichts ab. Wo ist Ihr Mann?«
    »Im Büro. Er macht Überstunden.«
    »Es ist fast acht. Er muß heute morgen schon vor Sonnenaufgang losgefahren sein. Ich mache um halb sieben meinen Spaziergang, und da war sein Wagen schon fort. Was ist mit ihm?«
    »Er arbeitet gern.«
    »Wenn ich eine Frau wie Sie hätte, würde ich zu Hause bleiben. Ich wäre nicht fortzukriegen.«
    Abby lächelte über da s Kompliment »Wie geht es Mrs. Rice?«
    Er runzelte die Stirn und riß ein Unkraut aus, das am Zaun wuchs. »Leider nicht besonders. Gar nicht besonders.« Er wendete den Blick ab und biß sich auf die Unterlippe. Mrs. Rice hatte Krebs und war schon fast tot. Die Ehe war kinderlos. Ein Jahr blieb ihr noch, sagten die Arzte. Höchstens ein Jahr. Sie hatten den größten Teil ihres Magens entfernt, und jetzt waren Metastasen in der Lunge. Sie wog neunzig Pfund und verließ nur selten das Bett. Während ihres ersten Gesprächs über den Zaun hatte er Tränen in den Augen gehabt, als er von ihr sprach und davon, daß er nach einundfünfzig Ehejahren allein sein würde.
    »Nein, die machen meinen nicht zum Garten des Monats.
    Nicht die richtige Gegend. Die Auszeichnung geht immer an die reichen Leute, die Gärtnerjungen die ganze Arbeit tun lassen, während sie am Pool sitzen und Daiquiris trinken. Aber er sieht wirklich gut aus, nicht wahr?«
    »Es ist unglaublich. Wie oft mähen Sie ihn?«
    »Drei-oder viermal pro Woche. Hängt vom Regen ab.
    Möchten Sie, daß ich Ihren mähe?«
    »Nein. Das soll Mitch tun.«
    »Wie es scheint, hat er keine Zeit dazu. Ich behalte ihn im Auge, und wenn er gemäht werden muß, komme ich herüber.«
    Abby drehte sich um und schaute auf das Küchenfenster.
    »Hören Sie das Telefon?« fragte sie und setzte sich in Bewegung. Mr. Rice deutete auf sein Hörgerät.
    Sie verabschiedete sich und lief ins Haus. Das Läuten hörte auf, als sie den Hörer abnahm. Es war halb neun, schon fast dunkel. Sie rief im Büro an, aber niemand meldete sich.
    Vielleicht war er gerade auf der Heimfahrt.
    Eine Stunde vor Mittemacht läutete das Telefon. Abgesehen davon und von dem leisen Schnarchen war es im zweiten Stock völlig still. Seine Füße lagen auf dem neuen Schreibtisch, an den Knöcheln übereinandergeschlagen und taub von
    mangelnder Durchblutung. Der Rest des Körpers ruhte bequem in dem ledernen Schreibtischsessel. Er war zu einer Seite gerutscht und gab von Zeit zu Zeit die Geräusche tiefen Schlafs von sich. Die Capps-Akte war auf dem

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