Die Firma
Vertrauensverhältnis ganz besonders ernst.
Wir reden mit niemandem über die Angelegenheiten unserer Klienten. Nicht mit anderen Anwälten. Nicht mit unseren Frauen. Manchmal nicht einmal untereinander. In der Regel reden wir nicht zu Hause, und unsere Frauen haben gelernt, keine Fragen zu stellen. Je weniger Sie sagen, desto besser für Sie. Mr. Bendini ging Verschwiegenheit über alles, und er war ein guter Lehrmeister. Sie werden nie erleben, daß ein Angehöriger dieser Firma außerhalb dieses Hauses auch nur den Namen eines Klienten erwähnt So ernst ist es uns damit.«
Worauf will er hinaus? fragte sich Mitch. Jeder Jurastudent im zweiten Jahr hätte diese Rede halten können. »Das ist mir klar, Mr. Lambert, und Sie brauchen sich deshalb keine Sorgen zu machen.«
»Geschwätzige Zungen verlieren Prozesse.« Das war Mr.
Bendinis Motto, und er wendete es auf alles mögliche an. Wir reden einfach überhaupt mit niemandem über die Angelegenheiten unserer Klienten, und das schließt unsere Frauen ein. Wir sind sehr still, sehr verschlossen, und so soll es auch bleiben. Sie werden anderen Anwälten begegnen, und früher oder später werden sie Fragen stellen, über die Firma oder über einen Klienten. Wir reden nicht, haben Sie verstanden?«
»Natürlich, Mr. Lambert«
»Gut Wir sind sehr stolz auf Sie, Mitch. Sie werden ein großartiger Anwalt werden. Und ein sehr reicher. Wir sehen uns am Samstag.«
Mrs. Ida hatte eine Nachricht für Mitch. Mr. Tolar brauchte ihn sofort Er dankte ihr und rannte die Treppe hinunter, den Flur entlang, an seinem Büro vorbei in das große Eckbüro. Jetzt waren dort drei Sekretärinnen, die miteinander flüsterten und nach Akten suchten, während ihr Boß ins Telefon schrie. Mitch fand ein sicheres Plätzchen auf einem Stuhl neben der Tür und beobachtete den Zirkus. Die Frauen förderten Akten und Notizblöcke zutage und murmelten unverständliche Bemerkungen vor sich hin. Hin und wieder schnippte Avery mit den Fingern und deutete hierhin und dorthin, und dann sprangen sie wie verschreckte Kaninchen.
Nach ein paar Minuten knallte er den Hörer auf die Gabel, abermals ohne sich zu verabschieden. Er funkelte Mitch an.
»Wieder Sonny Capps. Die Chinesen wollen fünfundsiebzig Millionen, und er hat sich bereit erklärt, sie zu zahlen. Es wird einundvierzig Kommanditisten geben anstelle von fünfundzwanzig. Wir haben zwanzig Tage, sonst ist das Geschäft geplatzt.«
Zwei der Sekretärinnen traten zu Mitch und reichten ihm dicke, dehnbare Akten.
»Schaffen Sie das?« fragte Avery fast verächtlich. Die Sekretärinnen sahen ihn an.
Mitch nahm die Akten und ging zur Tür. »Natürlich schaffe ich das. Ist das alles?«
»Es ist genug. Ich möchte, daß Sie von jetzt bis Samstag an nichts anderem arbeiten als an dieser Akte, verstanden?«
»Ja, Boß.«
In seinem Büro nahm er die Repetitorien für das Anwaltsexamen, alle fünfzehn Ringbinder, und stapelte sie in einer Ecke. Der Inhalt der Capps-Akte wurde auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Er holte tief Luft und begann zu lesen. Jemand klopfte an die Tür.
»Was ist?«
Nina steckte den Kopf herein. »Ich störe Sie ungern, aber Ihre neuen Möbel sind da.«
Er rieb sich die Schläfen und murmelte ein paar zusammenhanglose Worte.
»Vielleicht könnten Sie ein paar Stunden in der Bibliothek arbeiten.«
»Vielleicht«
Sie packten die Capps-Akte wieder zusammen und brachten die fünfzehn Ringbinder auf den Flur hinaus, wo zwei große Schwarze mit einer Reihe klobiger Pappkartons und einem Perserteppich warteten.
Nina folgte ihm in die Bibliothek im zweiten Stock.
»Ich sollte mich um zwei mit Lamar Quin treffen, wegen der Vorbereitung auf das Anwaltsexamen. Rufen Sie ihn an und sagen Sie ab. Sagen Sie ihm, ich würde es später erklären.«
»Um zwei sind Sie mit Gill Vaughn verabredet«, sagte sie.
»Sagen Sie das auch ab.«
»Er ist ein Partner.«
»Sagen Sie ab. Ich bringe das später in Ordnung.«
»Das ist unklug.«
»Tun Sie, was Ihnen gesagt wird.«
»Sie sind der Boß.«
»Danke.«
Die Dekorateurin war eine kleine, muskulöse Frau in vorgeschrittenem Alter, an harte Arbeit gewöhnt und hervorragend ausgebildet. Schon seit fast vierzig Jahren, erklärte sie
Abby, klebte sie teure Tapeten in den besten Häusern von Memphis. Sie redete ununterbrochen, machte aber keine überflüssige Bewegung. Sie schnitt präzise zu, wie ein Chirurg, dann trug sie Kleister auf wie ein Künstler. Während die Tapete weichte,
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