Die Firma
holte sie das Maßband aus ihrem ledernen Arbeitsgürtel und analysierte die noch verbleibende Ecke des Eßzimmers. Sie murmelte Zahlen, die Abby nicht verstand. Sie ermittelte die Höhe und Breite an vier verschiedenen Stellen und ve r leibte sie ihrem Gedächtnis ein. Sie stieg auf die Trittleiter und forderte Abby auf, ihr ein aufgerolltes Stück Tapete zuzureichen. Es paßte exakt. Sie drückte es fest an die Wand und bemerkte zum hu n dertsten Male, wie hübsch die Tapete war, wie teuer, und wie lange sie halten und gut aussehen wü r de. Auch die Farbe gefiel ihr. Sie paßte hervorragend zu den Vorhängen und zum Teppich. Abby war es längst müde, sich zu bedanken. Sie nickte und sah auf die Uhr. Sie mußte in die Küche und das Abendessen zubereiten.
Als die Wand fertig war, bat Abby sie, Feierabend zu machen und am nächsten Morgen um neun wiederzukommen. Die Dekorateurin sagte, ja, selbstverständlich, und machte sich daran, wieder Ordnung zu schaffen. Sie bekam zwölf Dollar pro Stunde, bar auf die Hand, und war mit fast allem einverstanden.
Abby bewunderte das Zimmer. Den Rest würden sie morgen erledigen, und dann war alles tapeziert bis auf zwei Badezimmer und Mitchs Arbeitszimmer. Die Malerarbeiten waren für die nächste Woche vorgesehen. Der Tapetenkleister, der noch feuchte Lack auf dem Kaminsims und die Neuheit des Mobiliars verbanden sich zu einem wundervoll frischen Duft.
Dem Duft eines neuen Hauses.
Abby verabschiedete sich von der Dekorateurin und ging ins Schlafzimmer, wo sie sich auszog und sich aufs Bett legte. Sie rief in der Firma an, sprach kurz mit Nina und erfuhr, daß Mitch in einer Sitzung war, die noch eine Weile dauern konnte. Nina sagte, er würde zurückrufen. Abby steckte ihre langen, schmerzenden Beine aus und rieb sich die Schultern. Über ihr drehte sich langsam der Deckenventilator. Irgendwann würde Mitch nach Hause kommen. Eine Zeitlang würde er hundert Stunden in der Woche arbeiten, dann auf achtzig zurückschrauben. Sie konnte warten.
Sie erwachte eine Stunde später und sprang aus dem Bett Es war fast sechs. Kalbspiccata. Kalbspiccata. Sie zog Shorts an und ein weißes Polohemd. Sie lief in die Küche, die fertig war bis auf ein bißchen Farbe und die Vorhänge, die nächste Woche kommen sollten. Sie fand das Rezept in einem Pasta-Kochbuch und legte die Zutaten auf der Arbeitsplatte zurecht Während des Studiums hatte es kaum anständiges Fleisch gegeben, nur hin und wieder einmal Rindfleischfrikadellen.
Wenn sie gekocht hatte, dann war es Huhn-Dies und Huhn-Das gewesen. Im übrigen hatte es eine Menge Sandwiches und Hot Dogs gegeben.
Aber jetzt, da plötzlich der Wohlstand ausgebrochen war, wurde es Zeit, daß sie kochen lernte. In der ersten Woche hatte sie jeden Abend ein neues Gericht zubereitet, und sie hatten gegessen, wann immer er nach Hause gekommen war. Sie plante die Mahlzeiten, studierte die Kochbücher, probierte Saucen aus. Aus keinem ersichtlichen Grund mochte Mitch die italienische Küche, und nachdem Spaghetti und Cappellini ausprobiert und vervollkommnet waren, war jetzt die Zeit für eine Kalbspiccata gekommen. Sie klopfte die Kalbsmedaillons mit einem kleinen Hammer, bis sie dünn genug waren, dann panierte sie sie in mit Salz und Pfeffer gewürztem Mehl. Sie setzte einen Topf mit Wasser für die Linguine auf. Sie füllte ein Glas mit Chablis und stellte das Radio an. Sie hatte seit Mittag zweimal im Büro angerufen, und er hatte nicht die Zeit gefunden, sich zu melden. Sie dachte daran, noch einmal anzurufen, dann entschied sie sich dagegen. Jetzt war er an der Reihe. Sie würde das Essen zubereiten, und sie würden es verzehren, wenn er nach Hause kam.
Die Medaillons wurden drei Minuten in heißem Öl gebraten, bis das Fleisch gar war, und dann herausgenommen. Sie goß das Öl aus der Pfanne, gab Wein und Zitronensaft dazu, ließ die Sauce aufkochen und rührte, bis sie eingedickt war. Sie legte die Kalbsmedaillons wieder in die Pfanne und tat Pilze, Artischocken und Butter dazu. Dann legte sie den Deckel auf und ließ sie schmoren.
Sie briet Speck, schnitt Tomaten, kochte die Linguine und schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein. Um sieben Uhr war das Essen fertig: Tomatensalat mit Speck und Tubettini, Kalbspiccata und Knoblauchbrot im Herd. Er hatte nicht angerufen. Sie nahm ihren Wein mit auf die Terrasse hinaus und ließ den Blick über den Hintergalten schweifen. Hearsay kam unter den Sträuchern hervor. Gemeinsam wanderten sie durch
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