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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schaffen sie nicht. Ich bin Manns genug, das zu überstehen. Laß uns duschen.«
    »Ich habe schon geduscht.«
    »Nackt?«
    »Ja.«
    »Erzähl mir davon. In allen Einzelheiten.«
    »Wenn du zu einer vernünftigen Zeit heimgekommen wärest, kämst du gar nicht erst auf solche Gedanken.«
    »Ich bin sicher, daß es wieder passieren wird. Ich werde eine Menge Nächte durcharbeiten müssen. Während des Studiums hast du dich nicht beklagt, wenn ich die Nächte hindurch gelernt habe.«
    »Das war etwas anderes. Das habe ich ertragen, weil ich wußte, daß es bald zu Ende sein würde. Aber jetzt bist du Anwalt, und das wirst du lange bleiben. Gehört das dazu? Wirst du immer tausend Stunden in der Woche arbeiten?«
    »Abby, das ist meine erste Woche.«
    »Und genau das macht mir Kummer. Es kann nur noch schlimmer werden.«
    »Das wird es bestimmt. Das gehört dazu. Es ist ein halsabschneiderisches Gewerbe; die Schwachen werden aufgefressen und die Starken werden reich. Es ist ein Marathon. Wer es durchsteht, gewinnt das Gold.«
    »Und stirbt an der Ziellinie.«
    »Das glaube ich nicht. Wir sind vor einer Woche hier eingezogen, und du machst dir jetzt schon Sorgen um meine Gesundheit.«
    Sie trank Kaffee und streichelte den Hund. Sie war wunderschön. Mit müden Augen, ohne Make-up und mit nassem Haar war sie wunderschön. Er stand auf, trat hinter sie und küßte sie auf den Hals. »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    Sie ergriff seine Hand, die auf ihrer Schulter lag. »Geh unter die Dusche. Ich kümmere mich inzwischen um das Frühstück.«
    Der Tisch war makellos gedeckt. Zum ersten Mal im neuen Haus hatte sie das Geschirr von ihrer Großmutter aus dem Schrank geholt. Kerzen brannten in silbernen Leuchtern.
    Grapefruitsaft füllte die Kristallgläser. Leinenservietten, die zur Tischdecke paßten, lagen gefaltet auf den Tellern. Als er geduscht und einen neuen Burberry-Anzug angezogen hatte, kam er ins Eßzimmer und stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Was ist der Anlaß?«
    »Es ist ein ganz spezielles Frühstück für einen ganz speziellen Mann.«
    Er setzte sic h und bewunderte das Geschirr. Das Essen stand in einer Silberterrine mit Deckel auf einer Warmhalteplatte. »Was gibt es?« fragte er und schmatzte mit den Lippen. Sie deutete auf die Terrine, und er nahm den Deckel ab. Er starrte hinein.
    »Was ist das?« fragte er, ohne sie anzusehen.
    »Kalbspiccata.«
    »Kalbs was?«
    »Kalbspiccata.«
    Er schaute auf die Uhr. »Ich dachte, es wäre Frühstückszeit.«
    »Ich habe es gestern zum Abendessen gemacht, und ich empfehle dir, es zu essen.« »Kalbspiccata zum Frühstück?«
    Sie lächelte entschlossen und schüttelte leicht den Kopf. Er schaute wieder in die Schüssel und analysierte ein oder zwei Sekunden lang die Lage.
    Schließlich sagte er: »Riecht gut.«
     

 

     

    8
     
    Samstagmorgen. Er schlief zu Hause und fuhr erst um sieben ins Büro. Er rasierte sich nicht, trug Jeans, ein altes Hemd, keine Socken und Turnschuhe. Studentenkluft.
    Der Capps-Vertrag war am Freitagnachmittag ausgedruckt und dann nochmals ausgedruckt worden. Er hatte ein paar weitere Änderungen vorgenommen, und um acht Uhr abends ließ Nina ihn noch einmal durchlaufen. Er ging davon aus, daß sie nur wenige oder gar keine Freunde hatte, deshalb widerstrebte es ihm nicht, sie zu bitten, länger zu arbeiten. Sie sagte, Überstunden machten ihr nichts aus, also bat er sie, auch am Samstagvormittag zu kommen.
    Sie kam gegen neun, in Jeans, eng wie eine Wurstpelle. Er gab ihr den Vertrag, die ganzen zweihundertundsechs Seiten, mit seinen letzten Änderungen und bat sie, ihn zum vierten Mal auszudrucken. Um zehn hatte er einen Termin mit Avery.
    Samstags ging mit dem Büro eine Veränderung vor.
    Sämtliche angestellten Anwälte waren da, ebenso die meisten Partner und einige der Sekretärinnen. Es gab keine Klienten und deshalb auch keine Kleiderordnung, dafür aber so viel Jeansstoff, daß es für einen Viehtrieb gereicht hätte. Keine Krawatten. Einige der Modebewußten trugen ihre besten gestärkten Duckheads mit gleichfalls gestärkten Hemden und schienen beim Gehen zu kni s tern.
    Aber der Druck war da, zumindest für Mitchell Y. McDeere, den jüngsten Mitarbeiter der Firma. Er hatte am Donnerstag, Freitag und Samstag die Zusammenkünfte abgesagt, die der Vorbereitung auf das Examen dienen sollten, und die fünfzehn Repetitorien lagen im Regal, setzten Staub an und erinnerten ihn daran, daß er in der Tat der erste sein würde, der beim

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