Die Firma
und er verließ widerstrebend die Blumenbeete. Er lächelte und begrüßte sie und entschuldigte sich dann, um sich zu waschen. Er spürte, daß sie sich unbehaglich fühlten, und so wollte er es. Er duschte ausgiebig, während Abby ihnen jedes Möbelstück und jeden Quadratzentimeter Tapete zeigte. Dergleichen beeindruckte die Sutherlands. Sie redeten endlos über Dinge, die andere hatten oder nicht hatten. Er war der Präsident einer kleinen Privatbank, die seit zehn Jahren am Rande des Zusammenbruchs stand.
Sie war sich zu gut zum Arbeiten und hatte ihr gesamtes Erwachsenenleben damit verbracht, nach gesellschaftlichem Aufstieg zu streben, in einer Stadt, in der so etwas nicht zu haben war. Sie hatte ihren Stammbaum zurückverfolgt bis zu einem Königshaus in einem der alten Länder, und das hatte die Bergleute in Danesboro, Kentucky, immer beeindruckt. Mit so viel blauem Blut in den Adern hatte sie die Pflicht, nichts zu tun, außer heißen Tee zu trinken, Bridge zu spielen, vom Geld ihres Mannes zu reden, die weniger Glücklichen zu verdammen und unermüdlich im Garden Club tätig zu sein. Er war ein fader Typ, der sprang, wenn sie bellte, und in ständiger Angst davor lebte, sie wütend zu machen. Als Paar hatten sie ihre Tochter von Geburt an unerbittlich angetrieben, die Beste zu sein, das Beste zu erreichen und, was das allerwichtigste war, den Besten zu heiraten. Ihre Tochter hatte rebelliert und einen armen Jungen geheiratet, der keine Angehörigen hatte außer einer verrückten Mutter und einem kriminellen Bruder.
»Hübsches Haus, das du da hast, Mitch«, sagte Mr. Sutherland in einem Versuch, das Eis zu brechen. Sie hatten sich am Eßtisch niedergelassen und begannen, Schüsseln herumzureichen.
»Danke.« Sonst nichts, nur danke. Er konzentrierte sich aufs Essen. Von ihm würden sie beim Lunch kein Lächeln zu sehen bekommen. Je weniger er sagte, desto unbehaglicher würden sie sich fühlen. Er wollte, daß sie verlegen waren, sich schuldig und im Irrtum fühlten. Er wollte, daß sie schwitzten. Es war ihr Entschluß gewesen, der Hochzeit fernzubleiben. Sie hatten den ersten Stein geworfen, nicht er.
»Alles ist so reizend«, schwärmte ihre Mutter in seine Richtung.
»Danke.«
»Wir sind sehr stolz darauf, Mutter«, sagte Abby.
Die Unterhaltung wendete sich sofort wieder der Renovierung zu. Die Männer aßen schweigend, während die Frauen sich endlos darüber ausließen, was die Dekorateurin mit diesem Raum und jenem getan hatte. Zeitweise war Abby geradezu verzweifelt bemüht, Gesprächslücken mit Wörtern über Dinge zu füllen, die ihr gerade einfielen. Sie tat Mitch fast leid, aber er hielt den Blick auf seinen Teller gerichtet Man hätte die Spannung mit dem Buttermesser schneiden können.
»Du hast also einen Job gefunden?« fragte Mrs. Sutherland.
»Ja. Ich fange übernächsten Montag an. Ich werde Drittklässler unterrichten, an der St. Andrew's Episcopal School.«
»Unterrichten bringt nicht viel ein«, sagte ihr Vater.
Er ist unerbittlich, dachte Mitch.
»Mir geht es nicht um das Geld, Dad. Ich bin Lehrerin. Für mich ist das der allerwichtigste Beruf der Welt Wenn es mir ums Geld gegangen wäre, hätte ich Medizin studiert«
»Drittklässler«, sagte ihre Mutter. »In dem Alter sind Kinder besonders reizend. Du wirst dir wünschen, bald eigene Kinder zu haben.«
Mitch war bereits zu dem Schluß gekommen, wenn es irgend etwas gab, das diese Leute veranlassen würde, regelmäßig nach Memphis zu kommen, dann waren es Enkelkinder.
Außerdem war er zu dem Schluß gekommen, daß das noch eine ganze Weile Zeit hatte. Er hatte nie Kinder um sich gehabt.
Es gab keine Nichten und Neffen, ausgenommen vielleicht ein paar unbekannte, die Ray über das Land verstreut hatte.
»Vielleicht in ein paar Jahren, Mutter.«
Vielleicht dann, wenn sie beide tot sind, dachte Mitch.
»Du möchtest doch Kinder, Mitch, oder?« fragte die Schwiegermutter.
»Vielleicht in ein paar Jahren.«
Mr. Sutherland schob seinen Teller weg und zündete sich eine Zigarette an. Das Thema Rauchen war in den Tagen vor dem Besuch wiederholt diskutiert worden. Mitch wollte, daß in seinem Haus niemand rauchte, am allerwenigsten diese Leute.
Sie hatten hitzig debattiert, und Abby hatte gewonnen.
»Wie war das Anwaltsexamen?« fragte der Schwiegervater.
Das könnte interessant werden, dachte Mitch.
»Anstrengend.« Abby kaute nervös auf ihrem Essen herum.
»Was meinst du, hast du bestanden?«
»Ich hoffe
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