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Die Firma

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Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Fassung verlor, würde er sie auf den Knien um Verzeihung bitten und auf die Bibel schwören, daß es ein Fehler war und nie wieder vorkommen würde. Er würde ihr sagen, wie sehr er sie liebte und verehrte, und sie sollte ihm doch bitte noch eine Chance geben. Und wenn sie daranging, ihre Koffer zu packen, dann war vermutlich der Zeitpunkt gekommen, an dem ihm klar wurde, daß er es ihr nicht hätte sagen sollen.
    Leugnen. Leugnen. Leugnen. Sein Professor für Strafrecht in Harvard war ein Radikaler gewesen, der Moskowitz hieß und sich einen Namen als Verteidiger von Terroristen, Mördern und Kinderbetatzern gemacht hatte. Seine Verteidigungstheorie war simpel. Leugnen. Leugnen. Leugnen. Niemals auch nur eine Tatsache gestehen oder ein Stück Beweismaterial anerkennen, das auf Schuld hindeuten könnte.
    Moskowitz war ihm eingefallen, als sie in Miami landeten, und er ging daran, Plan B auszuarbeiten, zu dem dieser Überraschungsbesuch in der Schule gehörte und ein romantisches Abende s sen in ihrem Lieblingslokal. Und keine Erwähnung von irgendetwas außer harter Arbeit auf den Caymans. Er öffnete die Wagentür, dachte an ihr wunderschönes Lächeln, ihr vertrauensvolles Gesicht, und ihm wurde übel. Ein dumpfer Schmerz hämmerte tief in seinem Magen. Er ging langsam durch den spätherbstlichen Wind zur Vordertür.
    Der Flur war leer und still. Zu seiner Rechten lag das Büro des Direktors. Er wartete einen Moment, wartete darauf, gesehen zu werden, aber es war niemand da. Er ging langsam weiter, bis er aus dem dritten Klassenzimmer die Stimme seiner Frau hörte. Sie ging die Multiplikationstabellen durch, als er den Kopf zur Tür hereinsteckte und lächelte. Sie erstarrte, dann kicherte sie. Sie entschuldigte sich, sagte, sie sollten sitzenbleiben und die nächste Seite durchlesen. Sie machte die Tür hinter sich zu.
    »Was machst du denn hier?« fragte sie, als er sie ergriff und an die Wand drückte. Sie sah sich nervös auf dem Flur um.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte er wahrheitsgemäß. Er hielt sie eine gute Minute eng umschlungen. Er küßte sie auf den Hals und schmeckte die Süße ihres Parfüms. Und dann stand ihm das Mädchen wieder vor Augen. Du Dreckskerl, warum bist du nicht weggelaufen?
    »Wann bist du angekommen?« fragte sie, strich sich das Haar glatt und ließ den Blick wieder über den Flur schweifen.
    »Vor ungefähr einer Stunde. Du siehst wunderbar aus.«
    Ihre Augen waren feucht. Diese wundervoll ehrlichen Augen.
    »Wie war die Reise?«
    »Okay. Du hast mir gefehlt. Es macht keinen Spaß, wenn du nicht dabei bist.«
    Ihr Lächeln wurde breiter, und sie schaute beiseite. »Du hast mir auch gefehlt.«
    Sie hielten sich bei den Händen und gingen auf die Vordertür zu. »Ich möchte mich für heute abend mit dir verabreden«, sagte er.
    »Du arbeitest nicht?«
    »Nein. Ich arbeite nicht. Ich gehe mit meiner Frau in ihr Lieblingsrestaurant. Wir werden essen und teuren Wein trinken und lange ausbleiben und uns nackt ausziehen, wenn wir wieder zuhause sind.«
    »Ich habe dir wirklich gefehlt.« Sie küßte ihn abermals, auf den Mund, dann suchte sie wieder den Flur ab. »Du solltest lieber verschwinden, bevor dich jemand sieht.«
    Sie gingen schnell zur Tür, ohne gesehen zu werden.
    Er atmete tief die kühle Luft ein und kehrte zu seinem Wagen zurück. Er hatte es geschafft. Er hatte in diese Augen geschaut, hatte sie in den Armen gehalten und geküßt wie immer. Sie argwöhnte nichts. Sie war gerührt und sogar ergriffen.
    DeVasher wanderte hinter seinem Schreibtisch herum und sog nervös an einer Roi-Tan. Dann setzte er sich auf seinen abgeschabten Drehstuhl und versuchte, sich auf eine Aktennotiz zu konzentrieren, sprang wieder auf und wanderte abermals herum. Er sah auf die Uhr. Er rief seine Sekretärin an.
    Er rief Oliver Lamberts Sekretärin an. Dann wanderte er weiter herum.
    Endlich, siebzehn Minuten, nachdem er gerufen worden war, passierte Ollie die Sicherheitskontrolle und trat in DeVashers Büro.
    DeVasher stand hinter seinem Schreibtisch und funkelte ihn an. »Sie kommen reichlich spät!«
    »Ich hatte zu tun«, erwiderte Ollie und ließ sich auf einem schäbigen Kunstlederstuhl nieder. »Was ist denn so wichtig?«
    Auf DeVashers Gesicht erschien ein verschlagenes, bösartiges Grinsen. Er zog zeremoniell eine Schreibtischschublade auf und warf stolz über den Schreibtisch hinweg einen großen braunen Umschlag in Ollies Schoß. »Mit das Beste, was wir je zustandegebracht

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