Die Firma
ihrer Frau verhökern, vielleicht Ihre Villa verkaufen und in ein kleines Haus neben dem Country Club ziehen.«
»Halten Sie den Mund, DeVasher.«
Oliver Lambert stürmte aus dem Büro. DeVasher lief vor Lachen rot an, dann schloß er die Fotos in einen Aktenschrank ein. »Mitchell McDeere«, sagte er mit einem breiten Lächeln,
»jetzt haben wir dich.«
15
An einem Freitag, zwei Wochen vor Weihnachten, verabschiedete sich Abby am Mittag von ihren Schülern und verließ St. Andrew's für die Ferien. Um eins fuhr sie auf einen mit Volvos, BMWs, Saabs und weiteren Peugeots vollgestellten Parkplatz und eilte durch den kalten Regen in das überfüllte Terrarium, in dem sich die wohlhabenden jungen Leute versammelten, um zwischen den Pflanzen Quiche und fajitas und Bohnensuppe zu essen. Dies war Kay Quins augenblickliches Lieblingslokal, und es war in diesem Monat ihre zweite Verabredung zum Essen. Kay kam verspätet, wie üblich.
Es war eine Freundschaft, die sich noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung befand. Abby, von Natur aus zurückhaltend, war nie jemand gewesen, der sich sofort mit Fremden anfreundete. Die drei Jahre in Harvard war sie völlig allein gewesen und hatte eine Menge über Unabhängigkeit gelernt. In den sechs Monaten in Memphis hatte sie eine Handvoll potentielle Freundinnen in der Kirche und eine in der Schule kennengelernt, aber sie ging behutsam vor.
Anfangs hatte Kay Quin nichts unversucht gelassen. Sie war gleichzeitig Fremdenführer, Einkaufsberater und sogar Innenarchitektin. Aber Abby hatte sich zurückgehalten, bei jedem Besuch ein wenig dazugelernt und ihre neue Freundin genau beobachtet. Sie hatten mehrmals im Haus der Quins gegessen. Sie waren sich bei Firmendinners und anderen Anlässen begegnet, aber immer in einem größeren Kreis. Und viermal hatten sie sich zu einem ausgedehnten Lunch getroffen, und zwar jeweils in dem Lokal, das gerade bei den jungen und schönen Besitzern von Gold Master-Cards in Memphis der letzte Schrei war. Kay nahm Autos und Häuser und Kleidung zur Kenntnis, tat aber so, als interessierte das alles sie nicht. Kay wollte eine Freundin sein, eine enge und intime Freundin, der man alles anvertraute. Abby hielt Abstand und ließ sie nur langsam an sich herankommen.
Unterhalb von Abbys Tisch stand auf der ersten Ebene die Nachbildung einer Jukebox aus den fünfziger Jahren neben der Bar, an der zahlreiche Leute trinkend darauf warteten, daß Tische frei wurden. Nach zehn Minuten und zwei Roy Orbisons tauchte Kay in dem Gewühl an der Eingangstür auf und schaute zur dritten Ebene empor. Abby lächelte und winkte. Sie umarmten sich und hauchten sich Küsse auf die Wangen, ohne Lippenstift zu übertragen.
»Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Kay.
»Macht nichts. Daran bin ich gewöhnt.«
»Der Laden ist ja zum Bersten voll«, sagte Kay, während sie sich erstaunt umschaute. Er war immer zum Bersten voll. »Die Schule ist also aus.«
»Ja. Seit einer Stunde. Ich habe Ferien bis zum 6. Januar.«
Sie bewunderten gegenseitig ihre Aufmachung und tauschten Bemerkungen darüber aus, wie schlank und ganz allgemein wie schön und jung sie waren.
Dann wurden sofort die Weihnachtseinkäufe zum Hauptthema, und sie redeten über Geschäfte und ihre Angebote und Kinder, bis der Wein serviert wurde. Abby bestellte Scampi in der Kasserolle, aber Kay blieb bei dem, was sie immer zu essen pflegte, Brokkoli-Quiche.
»Welche Pläne haben Sie für Weihnachten?« fragte Kay.
»Bisher noch keine. Ich würde gern nach Kentucky fahren und meine Eltern besuchen, aber ich fürchte, Mitch würde nicht mitkommen. Ich habe zweimal Andeutungen fallen lassen, und er hat sie beide ignoriert.«
»Er hat immer noch nichts für Ihre Eltern übrig?«
»Es hat sich nichts geändert. Wir reden nicht einmal über sie.
Ich weiß nicht, wie ich das Thema anschneiden soll.«
»Mit äußerster Vorsicht, würde ich meinen.«
»Ja, und mit viel Geduld. Die Schuld lag bei meinen Eltern, aber ich brauche sie immer noch. Es schmerzt, wenn der einzige Mann, den ich je geliebt habe, meine Eltern nicht ausstehen kann. Ich bete jeden Tag um ein kleines Wunder.«
»Hört sich an, als brauchten Sie ein ziemlich großes Wunder.
Arbeitet er wirklich so schwer, wie Lamar sagt?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand schwerer arbeiten kann. Von Montag bis Freitag sind es täglich achtzehn Stunden, samstags acht, und da Sonntag ein Ruhetag ist,
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