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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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draußen herrscht Krieg, und man betrachtet uns als Feinde.«
    »Wir sollten Allah dankbar dafür sein, dass wir noch am Leben sind und man uns nicht an Ort und Stelle erschossen hat«, meinte Ali Bey. »Gewöhnlich werden Spione auf der Stelle getötet – und Einheimische, die ihnen helfen, gleich mit.«
    »Aber wir sind keine Spione«, wandte Sarah ein, »und die Soldaten scheinen dies zu wissen. Offenbar sind sie über unseren nächtlichen Ausflug genau informiert gewesen.«
    »Verrat«, kam Friedrich Hingis auf seinen alten Verdacht zurück.
    »In der Tat, mon ami«, erwiderte du Gard nicht ohne Sarkasmus in der Stimme.
    »Was soll das heißen? So, wie Sie das sagen, könnte man fast annehmen, dass Sie mich verdächtigen!«
    »Habe ich denn Grund dazu?«
    »Schluss jetzt!« Sarah verschaffte sich energisch Gehör. »Niemandem ist gedient, wenn ihr euch gegenseitig an die Kehle geht. Bei allem, was geschieht, müssen wir einen kühlen Kopf bewahren und versuchen, uns zu …«
    »Sarah?«
    Eine Stimme aus der Tiefe der Kerkerzelle ließ sie abrupt verstummen.
    »Bist du das, Kind …?«
    Sarah traute ihren Ohren nicht. An diesem grässlichen Ort klang die Stimme dumpf und auch ein wenig fremd, dennoch hätte sie sie unter Tausenden herausgekannt.
    »Vater …?«
    Sarah hielt den Atem an, als aus den dunklen Tiefen der Kerkerzelle eine undeutliche Gestalt hervortrat. Obwohl sie sich unter der Felsendecke nicht zu voller Größe erheben konnte, war deutlich zu erkennen, dass sie von stattlicher Statur sein musste. Ihre Kleidung bestand aus einem Tropenanzug mit einem abgetragenen Rock, den Sarah ebenfalls sofort erkannte. Dann schälte sich auch das Gesicht des Mannes aus der Dunkelheit, und erstmals nach den vielen Monaten, die seit ihrer Abreise aus Yorkshire verstrichen waren, blickte Sarah wieder in die milden Züge Gardiner Kincaids.
    Infolge der Entbehrung mochten die Falten ein wenig tiefer geworden sein; das weiße, fast silberfarbene Haar war länger als gewohnt, ebenso wie der Bart um Gardiners markantes Kinn. Das stählerne Blau seiner wach blickenden Augen jedoch war geblieben – auch wenn es in diesem Augenblick wässrig verschwamm.
    »Sarah! Beim Allmächtigen! Was …? Wie …?«
    Lord Kincaid kam nicht dazu, auch nur eine seiner Fragen auszusprechen. Ohne ihrerseits auch nur ein Wort zu verlieren, stürzte Sarah ihm entgegen und schloss ihn in die Arme.
    Wie lange Vater und Tochter so standen, wusste anschließend niemand mehr zu sagen. Das Gefühl der Dankbarkeit, das Sarah dafür empfand, ihren Vater lebend anzutreffen, war so überwältigend, dass es alles andere bei weitem überwog.
    Für einen kurzen, seligen Moment kam es ihr vor, als wäre sie wieder das junge Mädchen, das seinen Vater auf abenteuerlichen Reisen um die ganze Welt begleitete, getrieben von Neugier und Wissbegier und angeleitet von einem Lehrer, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte, beschlagen in seinem Fach und voller Nachsicht und Verständnis für den bisweilen säumigen Schüler.
    Im nächsten Augenblick jedoch war dieser flüchtige Eindruck zu Ende. Jäh wurde Sarah bewusst, wo sie sich befanden und weshalb sie hier waren, und als sie sich endlich aus der Umarmung ihres Vaters löste, hatte sie den Eindruck, dies in mehrfacher Hinsicht zu tun …
    »Guten Tag, Vater«, sagte sie und versuchte ein Lächeln, das der alte Gardiner jedoch nicht erwiderte.
    »Sarah«, wiederholte dieser nur, während er sie noch immer voller Unglauben und Staunen betrachtete. »Sarah …«
    »Ich bin es tatsächlich, Vater.«
    »Warum bist du hier?«, erkundigte sich Lord Kincaid so schroff, dass Sarah innerlich zusammenzuckte. War da ein Hauch von Vorwurf, ja sogar von Anklage in der Stimme ihres Vaters zu hören gewesen?
    »Ich bin gekommen, um nach dir zu suchen«, erwiderte sie wahrheitsgemäß. »Und wie es aussieht, habe ich dich gefunden.«
    »Um nach mir zu suchen?« Gardiner Kincaids Mund blieb vor Verblüffung offen. »Aber wie bist du hierhergekommen? Ich meine, wie konntest du …? Und woher wusstest du …?«
    »Ich hatte Hilfe«, erklärte Sarah bescheiden und trat beiseite, um ihre Begleiter vorzustellen. »Monsieur du Gard kennst du ja zweifellos, ebenso wie Dr. Friedrich Hingis von der archäologischen Fakultät der Universität Genf. Und dies hier ist Ali Bey, ein einheimischer Händler, der uns unterstützt hat.«
    Lord Kincaid nickte jedem der Anwesenden zur Begrüßung zu, wobei er den Anschein erweckte, als

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