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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bestätigte Sarah. »Die Soldaten scheinen sehr gut informiert zu sein, und ich denke, ich kenne den Grund dafür.«
    »Ich auch«, zischte Hingis. »Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es wieder: Es ist ein Verräter unter uns!«
    »Das scheint mir ziemlich unwahrscheinlich«, wandte Mortimer Laydon ein.
    »Zumindest hat man uns beobachtet«, sagte Sarah, »und das offenbar sehr aufmerksam.«
    »Alors, warum wurden wir dann nicht schon viel früher verhaftet?«, fragte du Gard.
    »In der Tat«, stimmte Gardiner Kincaid zu. »Und weshalb sollten die Ägypter überhaupt solch große Aufmerksamkeit darauf verwenden, harmlose Archäologen zu beschatten?«
    »Ich spreche nicht von den Ägyptern, Vater.«
    »Nein? Von wem dann?«
    »Ich denke, das weißt du sehr genau«, erwiderte Sarah und schickte ihrem Vater einen ebenso prüfenden wie provozierenden Blick.
    Der alte Gardiner schluckte sichtbar.
    »Wie viel weißt du?«, erkundigte er sich dann.
    »Genug, um zu ahnen, dass du dich mit Mächten eingelassen hast, die sich jeder Kontrolle entziehen. Und auch genug, um daraus folgern zu können, dass es sich bei deiner Expedition um kein gewöhnliches Ausgrabungsprojekt handelte, sondern um eines der größten Wagnisse, das jemals ein Archäologe auf sich genommen hat. Es steht viel auf dem Spiel, nicht wahr, Vater?«
    »Das ist wahr.« Gardiner kam nicht umhin, es zuzugeben. »Dennoch könnt ihr nicht ermessen, worum es tatsächlich …«
    »Hören Sie auf, in Rätseln zu sprechen!«, verlangte Friedrich Hingis schroff. »Wir haben Sie längst durchschaut. Wir wissen, dass Sie nach der verschollenen Bibliothek suchen, dass Sie das Geheimnis lüften wollen, das seit zweitausend Jahren …«
    »Schweigen Sie!«, herrschte Kincaid ihn an, dass es von der niedrigen Decke widerhallte. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen? Wie können Sie es wagen, etwas so Großes und Heiliges derart lapidar auszusprechen? Woher wissen Sie überhaupt …?«
    »Sehr einfach«, konterte Hingis genüsslich. »Ihre Tochter hat es mir gesagt.«
    »Du?« Der alte Gardiner wandte sich an Sarah, maßlose Enttäuschung in der Stimme.
    »Allerdings«, bestätigte sie.
    »Warum?«
    »Eine gute Frage, Vater.« Sie nickte. »Vielleicht, weil ich nicht mehr weiterwusste. Weil ich auf meine Fragen keine Antwort bekam. Weil ausgerechnet dein größter Konkurrent mir geben konnte, was ich brauchte, um mich auf die Suche nach dir zu machen.«
    »Warum hast du das getan? Ich erinnere mich nicht, dich darum gebeten zu haben. Im Gegenteil, ich wollte, dass du nach Kincaid Manor zurückkehrst, dass du hütest, was ich dir anvertraut habe, und in Ruhe abwartest.«
    »Worauf hätte ich warten sollen? Auf die Nachricht von deinem Tod? Darauf, dass man mir mitteilt, dass du in einem dunklen Kerker elend verhungert bist? Es mag eigenartig klingen, aber ich wusste, dass du dich in Gefahr befindest, und von dem Augenblick an, da ich es erfuhr, hatte ich nur das eine Ziel, dich zu suchen und zu retten.«
    »Das war ein Fehler, Tochter«, rügte Gardiner Kincaid barsch. »Ein schwerer Fehler …«
    K OMMANDANTUR
F ORT K AIT B EY , A LEXANDRIA
    Rahman El Far war unwohl in seiner Haut.
    Als Obrist der ägyptischen Armee schätzte er es nicht, wenn Zivilisten ihm Befehle erteilten – in diesem Fall jedoch schien er keine andere Wahl zu haben.
    Der Besucher war von oberster Stelle geschickt worden. Schweigend stand er inmitten des von einer Öllampe spärlich beleuchteten Arbeitszimmers, reglos und in einen schwarzen Umhang gehüllt. Das Gesicht des Fremden war im Dunkel der weiten Kapuze nicht zu erkennen, aber der Oberst hatte das Gefühl, dass unsichtbare Augen ihn fortwährend musterten, und das machte ihn nervös.
    »Nun?«, erkundigte sich der Fremde in flüssigem Arabisch, das dennoch irgendwie fremdartig klang und einen barbarischen Akzent aufwies. Seine Stimme klang dumpf und drohend wie Kanonendonner. »Sind die Todesurteile gültig?«
    »Nun – ja«, kam El Far nicht umhin zuzugeben, während er das Schriftstück in seinen Händen wieder und wieder überflog. Es war ein schriftlicher Befehl, von Premier Urabi persönlich unterzeichnet, sodass es daran nichts zu deuteln gab – die Frage war nur, weshalb ihn ein solch unheimlicher Bote überreichte. Obwohl er eine Anweisung seines obersten Vorgesetzten in den Händen hielt, beschlichen den Oberst Zweifel. Er würde einen Boten ins Hauptquartier schicken und die Sache überprüfen lassen, um

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