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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der in der Lage wäre, Felsen mühelos hochzuheben und …«
    Durch meterdicke Schichten von Sand und Gestein drang erneut das dumpfe Lärmen der Granaten. Die Wasseroberfläche kräuselte sich, und im selben Augenblick verlosch die Flamme der Fackel, als hätte der Kanonendonner sie zu Tode erschreckt.
    »C’est la fin«, kommentierte du Gard überflüssigerweise.
    Schwärze stülpte sich über sie wie ein dunkler Sack, und da das Bombardement für einen Moment aussetzte, wurde es beängstigend still.
    Niemand sagte ein Wort, denn jedem der Gefährten wurde in diesem Augenblick klar, dass sie verloren waren. Ohne Beleuchtung inmitten undurchdringlicher Finsternis zurück zum Stollen zu finden, war so gut wie unmöglich …
    Furcht erfasste Sarah und ließ ihre Gedanken erstarren – bis ihr klar wurde, dass sie die Mienen ihrer Gefährten noch immer sehen konnte. Je mehr Zeit verstrich, desto deutlicher schälten sie sich aus der Dunkelheit, von einem rätselhaft grünen Schimmern beleuchtet.
    »Un moment«, rief du Gard, der es ebenfalls bemerkte, »etwas stimmt nicht. Ich kann noch immer sehen.«
    »Ich ebenso«, erklärte Hingis zu seiner eigenen, deutlich hörbaren Verblüffung. »Wie in aller Welt …?«
    »Das Licht kommt von dort unten«, stellte Ali Bey fest. »Von unter Wasser …«
    Suchend blickten sich Sarah und die anderen um. Der Alexandriner hatte recht. Über Wasser mochte der Weg aus dem Peristyl versperrt sein – darunter jedoch schien es eine Öffnung zu geben, durch die der schwache Lichtschein drang.
    »Wir müssen tauchen«, stellte Gardiner Kincaid fest.
    »Aber wir wissen doch gar nicht, was sich auf der anderen Seite befindet«, wandte Hingis ein. »Außerdem bin ich Gelehrter und kein verdammter Fi …«
    Den Rest seiner Klage bekam Sarah nicht mehr mit, denn sie war bereits kopfüber untergetaucht. Kurzerhand hatte sie für sich beschlossen, den drohenden Disput zu beenden, indem sie das Terrain sondierte.
    Schlagartig verstummten die Stimmen ihrer Gefährten, das Lärmen der Detonationen verblasste zu einem unwirklichen Rauschen. Dunkelheit und Kälte umgaben Sarah, und sie brauchte einen Augenblick, um sich im trüben Wasser zu orientieren.
    Die Quelle des ominösen Lichts entpuppte sich als ein an die zwei Ellen breiter und etwa doppelt so hoher Spalt, der zwischen einem umgestürzten Säulensegment und einem Felsbrocken klaffte. Sarah schwamm darauf zu, fasste die Ränder des Spalts mit beiden Händen und schob sich hindurch. Das Salzwasser brannte in ihren Augen, zudem war es so trübe, dass sie keine drei Yards weit sehen konnte – so entging ihr der schlanke Schatten, der jenseits des Durchbruchs lauerte.
    Sie merkte, wie die Luft in ihren Lungen knapp wurde, und ruderte mit den Armen, um möglichst rasch an die Oberfläche zu gelangen, von wo auch der Lichtschein drang. Mit einem erleichterten Schrei auf den Lippen tauchte Sarah auf und fand sich in einem breiten Gang wieder, der zur Hälfte geflutet war. Durch Risse in der Decke drang das Licht, das sie von der anderen Seite gesehen hatten.
    Sarah gönnte ihren Lungen eine kurze Pause. Dann holte sie erneut tief Luft, tauchte hinab und schlüpfte abermals durch den Spalt. Im nächsten Moment befand sie sich wieder im Kreis ihrer Gefährten, die sie ebenso erstaunt wie entsetzt anblickten.
    »Sarah!«, rief der alte Gardiner aufgebracht. »Was hast du dir nur dabei gedacht …?«
    »Der Weg ist frei, Vater«, berichtete sie, ohne auf seinen Vorwurf einzugehen. »Dort unten gibt es eine Öffnung, die groß genug für jeden von uns ist. Auf der anderen Seite befindet sich ein Gang.«
    »Ach ja?«, fragte Hingis. »Und wie, bitte sehr, sollen wir hinübergelangen?«
    »Wir werden hindurchtauchen«, gab Sarah zur Antwort, »einer nach dem anderen. Maurice, du machst den Anfang.«
    »Pourquoi moi?«
    »Weil du deinen eigenen Worten nach ein guter Schwimmer bist«, erwiderte sie. »Hingis – Sie werden ihn begleiten.«
    »Aber ich …« Der Schweizer senkte verschämt seine Stimme. »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Ich auch nicht«, fügte Ali Bey hinzu. »Ich bin ein Sohn der Wüste, nicht des Meeres.«
    »Dann werden Sie es lernen, alle beide«, kündigte Sarah unbarmherzig an. »Sie brauchen nur die Luft anzuhalten, du Gard wird Ihnen helfen, verstanden?«
    »Naram.«
    »Also los!«
    Es kostete sowohl den Wüstensohn als auch den Schweizer sichtlich Mühe, sich zum Untertauchen zu überwinden. Aber die Brisanz ihrer Lage sowie der

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