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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Haie uns nicht angreifen …«
    Sogar Hingis war zu entsetzt und zu überanstrengt, um zu widersprechen. Noch immer schockiert über das, was dem armen Ali Bey widerfahren war, rotteten sie sich eng zusammen – und tatsächlich ließen die Haie zunächst von ihnen ab. Noch immer waren die Dreiecksflossen da und umkreisten sie drohend, aber die Jäger der Tiefe schienen zu verunsichert, um erneut anzugreifen.
    Wenigstens im Augenblick …
    »Dort vorn ist das Ufer«, meldete du Gard, »ich kann es bereits erkennen …«
    »Darauf zu, los«, trieb Gardiner Kincaid seine Schützlinge an, während er seinen Revolver nachzuladen versuchte, was infolge der unzureichenden Beleuchtung und seiner klammen Hände allerdings eine schier unlösbare Aufgabe darstellte – dabei hatten die Haie ihre Überraschung verwunden und formierten sich zu einer neuen Attacke!
    Sarah zählte vier Dreiecksflossen, die wie Klingen durch das dunkle Wasser schnitten, genau auf die Gefährten zu. Laydon, der ebenfalls hastig nachgeladen hatte, gab einen weiteren Schuss ab, der die Haie jedoch nicht aufhielt. Sarahs Waffe war nutzlos, Hingis trug seine noch immer auf dem Rücken und suchte sein Heil in der Flucht.
    »Sie kommen näher!«, rief er panisch, als er die Haie heranschießen sah – im nächsten Moment gab er einen lauten Schrei von sich und verschwand unter Wasser.
    Für einen Augenblick sah es so aus, als hätten die Haie ihn erwischt, dann tauchte er wieder auf, lauthals lamentierend. »Mein Fuß«, jammerte er. »Ich bin ausgeglitten und habe mir den Fuß verstaucht! Ich kann nicht weiter …«
    Er fiel zurück – worauf die vier Dreiecksflossen abrupt die Richtung änderten und auf ihn zuhielten.
    »Helfen Sie mir! Bitte …!«
    Sarah sah den Gelehrten in den dunklen Fluten zappeln. Instinktiv wollte sie umkehren, aber ihr Vater hielt sie zurück.
    »Du bleibst!«, schärfte er ihr energisch ein. »Gehorche mir wenigstens dieses eine Mal …«
    Damit wandte er sich ab und eilte Hingis selbst entgegen, der weiter wie von Sinnen schrie. Noch immer war der alte Gardiner damit beschäftigt, Patronen in die Kammern der Revolvertrommel zu stopfen, und es zeichnete sich ab, dass er das Wettrennen gegen die Haie verlieren würde …
    »Vater! Nein!«, schrie Sarah und wollte ebenfalls zurück, aber eine sehnige Hand, von der sie wusste, dass sie du Gard gehörte, hielt sie unnachgiebig fest. »Lass mich los!«, verlangte sie, »lass mich verdammt noch mal los …!«
    Du Gard dachte nicht daran.
    Zusammen mit Laydon schleppte er Sarah den Korridor hinab, der zum Ende hin steil anstieg. Entsprechend nahm die Wassertiefe ab, sodass sie schneller vorankamen, aber das vermochte Sarah nicht zu trösten.
    »Vater!«, rief sie verzweifelt.
    Dann überstürzten sich die Ereignisse.
    Fast im selben Augenblick, in dem der erste Hai Friedrich Hingis erreichte, hatte Gardiner Kincaid das Nachladen beendet. Mit einer schnellen Drehung des Handgelenks klappte er die Revolvertrommel ins Gehäuse zurück und betätigte den Abzug, nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals hintereinander. Mit der linken Hand über den Spannhahn fächelnd, schickte der Archäologe den Haien ein ganzes Rudel tödlichen Bleis entgegen, das unter Wasser zwar an Biss verlor, jedoch ausreichte, um dem Blutdurst der Tiere Einhalt zu gebieten.
    Zwei von ihnen wurden getroffen und trudelten wie Querschläger davon. Die Blutwolke, die sie im Wasser hinterließen, reichte aus, um ihre Artgenossen zumindest für einige Augenblicke das Interesse an einem vor Angst zitternden Gelehrten verlieren zu lassen – Augenblicke, die Gardiner Kincaid nutzte.
    »Kommen Sie, Hingis«, rief er, wandte sich um und setzte den Korridor hinab, die eine Hand am Revolver, die andere am Kragen des Schweizers, den er einfach mitriss.
    Je seichter es wurde, desto schneller kamen sie voran, und endlich erreichten sie das knietiefe Wasser, wo Sarah und du Gard sie in Empfang nahmen. Von den Haien war nichts mehr zu sehen. Der unterirdische Kanal lag wieder so ruhig da wie zuvor. Das durch die Decke einfallende Licht spiegelte sich in seiner ruhigen Oberfläche. Nichts schien mehr an das schreckliche Erlebnis zu erinnern – mit Ausnahme der Tatsache, dass einer von ihnen fehlte …
    Erschöpft und niedergeschlagen sanken die Gefährten nieder. Während sich Dr. Laydon um Hingis’ Fuß kümmerte, umarmte Sarah schweigend ihren Vater, froh darüber, ihn wieder sicher bei sich zu haben. Erleichterung sprach aus

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