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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ließ.
    »Willkommen, Lady Kincaid«, sagte er leise. »So begegnen wir uns also wieder.«
    »Mörder«, zischte Sarah nur.
    »Ist es nicht bedauerlich«, erwiderte der Vermummte, die Bedrohung durch die Waffe einfach ignorierend, »dass eine Bibliothek wie diese, erschaffen nur zu dem einen Zweck, göttliche Weisheit zu erlangen, am Ende nur menschliches Wissen enthielt? Und selbst das ist im Lauf der Jahrhunderte nutzlos geworden. Ist das nicht eine eigenartige Ironie des Schicksals? Den meisten Bibliotheken der alten Zeit hat ein Brand ein feuriges Ende bereitet. Hier war das feuchte Element am Werk, jedoch nicht weniger verheerend.«
    »Was faseln Sie da?«, schnaubte Sarah.
    »Sehen Sie sich um«, forderte er sie auf. »Feuchtigkeit ist durch die Wände gedrungen und hat schon vor langer Zeit vernichtet, worauf die Sterblichen in ihrer törichten Eitelkeit so stolz gewesen sind. Was auch immer Sie oder Ihr Vater unternommen haben, Lady Kincaid, es ist vergeblich gewesen, denn alles ist verloren.«
    Verwirrt blickte Sarah zu den Regalen, wo sich ledergebundene Rücken eng aneinander reihten. Sollte der Vermummte recht haben mit dem, was er sagte? Oder versuchte er nur, sein frevlerisches Leben zu verlängern, indem er sie ablenkte?
    »Sehen Sie nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Das werde ich«, versicherte sie, »sobald ich Sie getötet habe. Sie elender Bastard haben meinen Vater auf dem Gewissen.«
    »Und nun wollen Sie mich dafür töten? Ich hätte Sie für klüger gehalten. Noch immer durchschauen Sie nicht die wahren Zusammenhänge.«
    »Ich weiß genug«, versicherte Sarah. »Ich weiß, dass mein Vater diese Bibliothek entdecken und sie der Menschheit zurückgeben wollte. Sie jedoch wollten dies von Anfang an verhindern. Ihr einziges Ansinnen war, sie zu vernichten – und dafür werden Sie sterben.«
    »Sie wollen mich erschießen? Einfach so? Ohne mich jemals angehört zu haben? Ohne meine wahren Beweggründe zu kennen?«
    »Ihre Beweggründe sind mir einerlei. Mein Vater ist tot, und auch du Gard und mich wollten Sie umbringen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Ach nein? Warum haben Sie uns dann zurückgelassen in jenem finsteren Loch auf Fifla?«
    »Wer, denken Sie, hat Ihre Fesseln so angelegt, dass sie sich im Salzwasser lösen mussten?«, fragte der Vermummte dagegen. »Wer hat dafür gesorgt, dass ein Boot zur Verfügung stand, mit dem Sie von der Insel fliehen konnten.«
    »Sie wissen davon?«, erkundigte sich Sarah verblüfft.
    »Nicht immer sind die Dinge so, wie sie auf den ersten Blick scheinen, Lady Kincaid, das sollten Sie inzwischen begriffen haben. Ihr Vater wurde …«
    Er unterbrach sich, als eine Serie schwerer Einschläge das Gewölbe traf. Wie weit sie sich unter der Erde befanden, wusste Sarah nicht zu sagen, aber die Detonationen reichten aus, um die Halle schwer zu erschüttern.
    Sie wankte und sah, wie sich Risse im Boden bildeten, und als sie einen Herzschlag später wieder zur Balustrade hinaufblickte, war Charon verschwunden.
    »Verdammt«, entfuhr es ihr, »wie …?«
    Aus dem Augenwinkel nahm sie einen dunklen Schemen wahr, der blitzschnell heranwischte. Instinktiv fuhr sie herum, jedoch zu spät.
    Mit der Lautlosigkeit eines Schattens war der Vermummte von der Balustrade gesprungen und in Sarahs Rücken gelangt. In den Händen hielt er seine Waffe, eine sichelförmige, archaisch anmutende Klinge, die mit vernichtender Wucht niederging.
    Sarah riss den Revolver empor und wollte abdrücken, als sich das spitze Metall bereits in ihre Schulter bohrte.
    Der Schmerz war so überwältigend, dass sie aufschrie und den Colt fallen ließ. Benommen taumelte sie zurück, entsetzt auf den gesichtslosen Hünen starrend.
    In diesem Augenblick traf ein weiterer Einschlag die Oberfläche. Ein infernalisches Bersten und Rauschen, das von einstürzenden Gebäuden zeugte, war bis in die Tiefe zu hören. Die Risse im Boden weiteten sich und wurden zu handbreiten Klüften, über die Sarah im Zurückweichen stolperte. Sie geriet ins Taumeln und fiel. Wie eine albtraumhafte Schreckgestalt erhob sich ihr schwarz vermummter Peiniger über ihr, die Sichel hoch erhoben.
    Hilflos lag Sarah am Boden, wissend, dass sie der tödlichen Klinge rettungslos ausgeliefert war – als ein heiserer Schrei erklang und jemand an ihr vorbeistürmte, ein Gewehr in den Händen, das er am Lauf gepackt hatte und als Prügel benutzte.
    Hingis …
    Sarah traute ihren Augen nicht, als sie sah, wie sich der Schweizer mit

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