Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Denkmal aufgeblickt haben, ein Mensch ist wie jeder andere.«
    »Schweigen Sie«, verlangte Sarah streng.
    »Das werde ich, ma chère, aber erst, wenn ich losgeworden bin, was ich Ihnen zu sagen habe. Überlegen Sie sich gut, wofür Sie Ihr Leben riskieren wollen – um eine Rettungsaktion zu starten, die Ihren Vater möglicherweise gar nicht retten kann, oder um Ihre Ängste und Ihre persönliche Eitelkeit zu befrie …«
    Weiter kam du Gard nicht – die schallende Ohrfeige, die Sarah ihm versetzte, unterbrach ihn mitten im Satz.
    »Schweigen Sie!«, wiederholte sie energisch, und in ihren Augenwinkeln blitzten Tränen. »Ich habe Sie weder um Ihre Meinung noch um Ihre Kritik gebeten, Maurice.«
    »D’accord, das haben Sie nicht.« Der Franzose rieb sich seine schmerzende Wange. »Aber ich kann es nun einmal nicht gutheißen, wenn jemand sein Leben aus den falschen Gründen wegwirft. Und ich bezweifle, dass Ihr Vater es gutheißen würde. Immerhin hat er angeordnet, dass Sie nach England zurückkehren sollen.«
    »Und ich widersetze mich dieser Anordnung«, erklärte Sarah mit bebender Stimme. »Sie selbst haben mir gesagt, dass mein Vater in Lebensgefahr schwebt. Und nun, da ich weiß, wo er sich aufhält, soll ich ihm nicht zu Hilfe kommen? Sie können sagen, was Sie wollen, Maurice – aufhalten werden Sie mich damit nicht.«
    »Bien.« Du Gard nickte. »Dann werde ich Sie begleiten.«
    »Sie wollen mich …« Sarah glaubte, nicht recht zu hören. Obwohl sie du Gard nun schon einige Tage kannte, steckte er für sie noch immer voller Überraschungen. »Warum?«
    »Vielleicht, weil ich nicht tatenlos zusehen kann, wenn sich eine Lady in Gefahr begibt.«
    »Darüber sollten Sie sich keine Sorgen machen – ich kann ganz gut auf mich aufpassen.«
    »… vielleicht aber auch«, fuhr du Gard unbeirrt fort, »weil ich es liebe, von Frauen geschlagen und beschimpft zu werden.«
    Sarah zögerte einen Moment, in dem sie du Gard mit einem prüfenden Blick bedachte. »Sie werden es überleben«, sagte sie dann und lächelte. »Sie wollen also unbedingt mitkommen?«
    »Oui.«
    »Was ist mit dem Theater? Mit Ihrem Engagement?«
    »Das wird wohl eine Weile ruhen. Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich ohnehin allmählich genug davon. Es soll Leute geben, die meine Darbietung auf der Bühne für reinen Hokuspokus halten.«
    »Tatsächlich?« Sarah hob die Brauen. »Unvorstellbar.«
    »Nicht wahr?« Du Gard lachte leise. »Einer Frau wie Ihnen bin ich noch nie zuvor begegnet, Sarah Kincaid.«
    »Ist das ein Kompliment oder ein Vorwurf?«
    »Beides«, gab du Gard unverblümt zu. »Sie würden jederzeit Ihr Leben riskieren, wenn es darum geht, auch nur einen Hauch von Wahrheit herauszufinden. Das ist selten geworden in diesen Zeiten, und es verdient Unterstützung. Außerdem«, fügte er mit charmantem Lächeln hinzu, »glaube ich, dass Ihre Aussichten, Ihr Ziel lebend zu erreichen, sehr viel größer sind, wenn ich Sie begleite.«
    »Was bringt Sie darauf?«
    »Meine Verbindungen werden uns von Nutzen sein. Par exemple kenne ich jemanden, der uns bei der Passage behilflich sein könnte.«
    »Stellen Sie sich das nicht zu einfach vor – das wird keine Spazierfahrt. Als Reaktion auf das Massaker hat die britische Regierung eine Reihe von Kriegsschiffen in die Region entsandt. Ihr Befehlshaber Admiral Seymour hat den Auftrag, eine Blockade um den Hafen zu errichten – nach Alexandria zu gelangen wird also alles andere als einfach sein.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, versicherte du Gard mit jungenhaftem Grinsen, während sie weiter auf die Pläne warteten – und ein grauhäutiger Archivar einer schattenhaften Gestalt Bericht erstattete.
    P ARIS , UNBEKANNTER O RT
E TWAS SPÄTER
    Inmitten drückender Schwärze, die von spärlich flackerndem Kerzenlicht nur mühsam zurückgehalten wurde, unterhielten sich zwei Stimmen. Die eine leise und kehlig, die andere sonor und mit einem fremdartigen Akzent.
    »Nun?«
    »Sie haben richtig vermutet. Kincaid hat den Codicubus seiner Tochter hinterlassen.«
    »Ich wusste es.« Die kehlige Stimme lachte leise. »Warum nur sind jene, die für das Gute zu kämpfen glauben, stets so leicht zu durchschauen?«
    »Ich weiß es nicht, Meister.«
    »Natürlich nicht. Ihre Aufgabe ist es nicht, sich über derlei Dinge Gedanken zu machen – Sie sollen mir nur besorgen, was wir zur Durchführung unserer Pläne brauchen.«
    »Das werde ich«, versicherte der andere.
    »Das hoffe ich sehr. Und

Weitere Kostenlose Bücher