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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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für das griechische Wort basileus, was ›König‹ bedeutet. ›Gamma‹ steht für genos, das Wort für ›Königsgeschlecht‹, und ›Delta‹ für theos, das griechische Wort für ›Gott‹. ›Epsilon‹ schließlich steht nach Ansicht meines Vaters für ergon, den griechischen Ausdruck für ›Werk‹.«
    »Nach Ansicht Ihres Vaters? Demnach ist er ein Spezialist auf diesem Gebiet?«
    »Eigentlich nicht.« Sarah schüttelte den Kopf. »Die Geschichte Altägyptens und des Vorderen Orients sind seine Spezialgebiete, aber ich weiß, dass Alexandria ihn von jeher fasziniert hat. Die Stadt gibt der Archäologie unzählige Rätsel auf, die …« Den Gedanken brachte Sarah zu Ende, den Satz jedoch nicht. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund.
    »Was ist?«, wollte du Gard wissen.
    »Ich glaube, ich weiß, wonach Vater in Alexandrien sucht.«
    »Tatsächlich?«
    »Es sucht den ›Friedhof der Götter‹«, eröffnete Sarah tonlos, »jenen Ort, an dem sich der Überlieferung nach das Grab von Alexander dem Großen befinden soll.«
    »Das Grab von Alexander? Wie kommen Sie darauf?«
    »Es ist die Erfüllung eines alten Forschertraumes. Es geht darum, einen Mythos Wirklichkeit werden zu lassen. Hingis, dieser elende Ränkeschmied, hatte recht …«
    »Was soll das bedeuten?« Du Gard schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, verstehe ich kein Wort …«
    »Bei unserem Streit an der Sorbonne behauptete Friedrich Hingis, dass Vater noch keine Entdeckung vom Range Schliemanns gemacht hätte, und bedauerlicherweise hatte er recht damit. Der Vergangenheit ihre Mythen zu entreißen und sie zu einem Teil der Geschichte zu machen ist etwas, wovon jeder Archäologe träumt, aber nur sehr wenigen ist ein solcher Erfolg vergönnt.«
    »Und das Alexandergrab ist ein solcher Mythos?«
    »Allerdings.« Sarah nickte. »Über Jahrhunderte hinweg hat man vergeblich danach gesucht. Verschiedene Quellen deuten darauf hin, dass Alexanders Leichnam nach seinem Tod nach Ägypten gebracht und in einem eigens für ihn errichteten Mausoleum beigesetzt wurde, an einem Ort, den man ›Friedhof der Götter‹ nannte. Es existieren sogar Beschreibungen der Grabstätte, die sich angeblich unter einem großen Erdhügel befinden soll – gefunden wurde sie jedoch nie. Wenn es Vater gelingen würde, Alexanders Grab zu entdecken, hätte endlich auch er sein Troja gefunden und würde die Anerkennung bekommen, die er verdient.«
    »Ich verstehe«, meinte du Gard. »Das würde auch erklären, weshalb die Grabung solcher Geheimhaltung unterliegt, nicht wahr? Gardiner hat Angst, dass ihm jemand zuvorkommen könnte.«
    »In der Tat. Und es liefert auch einen möglichen Grund dafür, dass die Londoner Schatzkanzlei an der Grabung beteiligt ist – denn wenn man Alexanders Rolle in der Geschichte bedenkt und die Tatsache, dass seine letzte Ruhestätte noch von niemandem zuvor entdeckt wurde, so ist anzunehmen, dass sich dort unermessliche Reichtümer häufen.«
    »Und Sie glauben, der Würfel steht damit in Zusammenhang?«, fragte du Gard, auf das Artefakt in Sarahs Händen deutend.
    »Wer weiß?« Sie zuckte mit den Schultern. »Die Sache mit den Initialien kann jedenfalls kein Zufall sein.«
    »Vielleicht haben Sie recht, und Pierre Recassin musste aus diesem Grund sterben«, überlegte du Gard. »Es wäre nicht das erste Mal, dass aus schnöder Gewinnsucht ein bestialischer Mord begangen wird.«
    »Auch das ist wahr«, räumte Sarah ein, die im Lauf des Wortwechsels immer blasser geworden war. »Beunruhigt bin ich allerdings aus einem ganz anderen Grund.«
    »Und der wäre?«
    »Alexandria, Maurice! Lesen Sie keine Zeitung?«
    »Mon dieu, Sie haben recht!« Maurice du Gards ohnehin nicht eben dunkle Züge wurden noch um einige Nuancen bleicher. »Der Aufstand in Ägypten, die Revolte Urabi Paschas …«
    »Vor rund einer Woche kam es in Alexandria zu blutigen Übergriffen auf alle Ausländer, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Stadt aufhielten«, fügte Sarah hinzu. »Briten sollen wegen der Interventionsdrohungen unserer Regierung davon besonders betroffen gewesen sein. Ein Augenzeuge hat in der ›Times‹ von einem entsetzlichen Massaker berichtet, von Anarchie in den Straßen. Von allen Orten auf dieser Welt hat Vater sich ausgerechnet den unsichersten und gefährlichsten ausgesucht …«
    »Das muss nichts bedeuten«, wandte du Gard beruhigend ein.
    »Diese Vision, von der Sie mir berichteten«, verlangte Sarah zu wissen, »dieser Wachtraum, nach

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