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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dem Sie wussten, dass mein Vater in Lebensgefahr schwebt – wann hatten sie ihn? Und bitte sagen Sie die Wahrheit, Maurice …«
    »Lassen Sie mich kurz nachdenken.« Du Gard überlegte. »Ich stand an jenem Abend auf der Bühne, und es war kurz vor meinem Auftritt. Wenn ich mich recht entsinne, müsste es der Elfte des Monats gewesen sein.«
    »Der elfte Juni?«
    »Oui. Pourquoi?«
    »Weil just an jenem elften Juni die Übergriffe in Alexandria stattgefunden haben«, erwiderte Sarah schaudernd. »Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie nicht an einen Zusammenhang glauben.«
    »Ob ich daran glaube oder nicht, spielt keine Rolle, ma chère – seit wann glauben Sie denn an Visionen und Wahrsagerei? Sagten Sie nicht selbst, das wäre alles nur Hokuspokus?«
    »Das meiste davon, ja, das glaube ich noch immer«, verteidigte sich Sarah. »Aber wenn die Zeichen so eindeutig sind wie in diesem Fall …«
    »… kann es dennoch ein Zufall sein, wenn auch ein ziemlich eigenartiger, das gebe ich zu.«
    »Sie sprechen von Zufall? Ausgerechnet Sie?«
    »Oui, ma chère, und aus gutem Grund. In meiner Vision sah ich keine Unruhen. Und ich bin auch ziemlich überzeugt davon, dass es die Zukunft war, die ich sah, nicht die Gegenwart. Es spricht also viel dafür, dass Ihr Vater noch am Leben ist.«
    »Ich hoffe es von ganzem Herzen – aber ich glaube es erst, wenn ich ihn mit eigenen Augen sehe.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass ich nach Alexandria reisen werde«, gab Sarah ebenso schlicht wie entschlossen bekannt.
    »Sie wollen nach Alexandria?« Du Gard starrte sie fassungslos an. »Sagten Sie nicht soeben selbst, es wäre gegenwärtig der unsicherste und gefährlichste Ort dieser Welt?«
    »In der Tat – und mein Vater befindet sich dort. Ich muss zu ihm.«
    »Ma chère.« Du Gard holte tief Luft und legte sich seine Argumente zurecht. »D’abord, werden Sie Ihrem Vater sicher nicht dadurch helfen, dass Sie sich selbst in Gefahr begeben. Ensuite, würde er selbst ganz sicher nicht wollen, dass Sie um seinetwillen Ihr Leben riskieren. Troisièmement, hat er zweifellos gewusst, worauf er sich einließ und ist das Risiko ganz bewusst eingegangen.«
    »Vielleicht«, gab Sarah zu. »Oder aber, er war so in seine Forschungen vertieft, dass er von den Ereignissen vor Ort völlig überrascht wurde. Möglicherweise war er auch zu sehr in Eile, um mitzubekommen, was in Alexandrien vor sich geht. Immerhin wurde er verfolgt …«
    »Oui, auch das ist möglich. Aber ich glaube nicht, dass Sie zur Verbesserung seiner Lage beitragen, indem Sie sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen, dessen Ausgang völlig unabsehbar ist.«
    »Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie ja einen Blick in Ihre Glaskugel werfen«, schlug Sarah achselzuckend vor. »Vielleicht ist der Ausgang der Expedition dann ja ein wenig absehbarer. Und Sie«, wandte sich Sarah auf Französisch an den Archivar, der noch immer hinter seinem Schreibtisch saß und dem in englischer Sprache geführten Gespräch mit großen Augen gefolgt war, »suchen mir bitte die Karten heraus, die auch Dr. Laydon angefordert hat.«
    »Sehr wohl«, erwiderte der Grauhäutige und entfernte sich, offenbar froh darüber, dem Disput zu entgehen.
    »Ich sagte Ihnen schon einmal, dass es sich um eine Kristallkugel handelt«, wies du Gard Sarah brüskiert zurecht, »aber ich brauche nicht erst hineinzusehen, um zu ahnen, dass diese Expedition in einer Katastrophe enden wird. Bleiben Sie hier, Sarah, ich beschwöre Sie!«
    »Mein Entschluss steht fest, Maurice. Versuchen Sie gar nicht erst, ihn mir auszureden.«
    »Warum wollen Sie nach Alexandrien? Um Ihren Vater zu retten, oder weil Sie um jeden Preis herausfinden wollen, ob er sich Ihnen gegenüber loyal verhalten hat?«
    »Fangen Sie schon wieder damit an? Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Sie das nichts angeht.«
    »Ach nein? Sie sind so leicht zu durchschauen, Sarah.«
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß genau, was Sie denken. Allenthalben treffen Sie auf Menschen, denen Sie noch nie zuvor begegnet sind, die Ihren Vater aber gut zu kennen scheinen. Und er hat nicht Sie um Hilfe gebeten, sondern seinen alten Freund Mortimer Laydon. Das hat Sie verletzt.«
    »Unsinn, ich …«
    »Wissen Sie, ich denke, dass Madame Recassin nicht Unrecht hatte mit dem, was sie sagte. Sie sind tatsächlich eine sehr ängstliche Frau, Sarah Kincaid. Sie würden lieber sterben, als sich eingestehen zu müssen, dass der Mann, zu dem Sie Ihr Leben lang wie zu einem

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