Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
atemlos. »Der Jahresetat zur Verwaltung von Kincaid Manor beträgt gerade einmal zweitausend Pfund. Für zehntausend könnte ich andernorts ein Schiff kaufen.«
    »Vielleicht – allerdings keines, das in der Lage wäre, unter dem Meer zu reisen«, wandte du Gard ein. »Und damit stünden wir wieder vor unserem alten Problem.«
    »Das ist wahr.« Sarah nickte.
    »Zudem sollten Sie erwägen, dass eine Reise wie jene nach Alexandrien mit unwägbaren Risiken verbunden ist«, fügte Verne hinzu. »Risiken, gegen die der Kapitän sich absichern will.«
    »Das verstehe ich«, beteuerte Sarah, »und natürlich ist das Leben meines Vaters jeden Betrag wert. Die Sache ist nur, dass Monsieur mich überschätzen, wenn Sie mich oder meine Familie für so wohlhabend halten. Zwar wurde mein Vater von Ihrer Majestät Königin Victoria für seine Verdienste um die Wissenschaft geadelt und mit Ländereien in Yorkshire bedacht, jedoch werfen diese gerade genug ab, um Kincaid Manor zu unterhalten. Sein persönliches Vermögen hat Vater von jeher in wissenschaftliche Literatur und archäologische Expeditionen investiert. Seiner Auffassung nach sind dies gewinnbringendere Anlagen, als sein Vermögen zur Bank zu tragen und es einem – wie er es wohl ausdrücken würde – ruchlosen Geldhai in den Rachen zu werfen.«
    »Ein wahrer Gelehrter.« Jules Verne lächelte. »Ihr Vater hat meine ganze Sympathie. Allerdings fürchte ich, dass er sich dadurch in eine böse Lage gebracht hat, denn ohne Bezahlung wird aus der geplanten Rettungsaktion nichts werden.«
    »Ich könnte einen Wechsel unterschreiben«, schlug Sarah vor. »Nach seiner Rückkehr könnte mein Vater Ländereien verkaufen und seine Schuld auf diese Weise begleichen.«
    »Wie ich schon andeutete, lebt jener Kapitän sehr zurückgezogen und nennt weder ein Bankkonto noch eine Postadresse sein Eigen. Schon aus diesem Grund ist die Zahlungsweise auf Bargeld limitiert.«
    »Ich soll also innerhalb weniger Tage zehntausend Pfund Sterling auftreiben?«, hakte Sarah ungläubig nach.
    »So ist es.«
    »Wieso Pfund und nicht Francs?«
    »Der Kapitän pflegt viel zu reisen. Er bevorzugt eine Währung, die auf der ganzen Welt Gültigkeit hat.«
    »Und wenn ich diese Summe nicht beschaffen kann?«
    »Dazu wird es nicht kommen«, sprang du Gard ihr bei. »Ich habe selbst einige Ersparnisse, die ich Ihnen leihen könnte.«
    »Wie viel?«, wollte Verne wissen.
    »Umgerechnet etwa achthundert Pfund.«
    »Ich selbst habe etwa dreitausend Pfund, über die ich sofort verfügen könnte, zuzüglich weiterer zweitausend innerhalb einer Woche«, überlegte der Schriftsteller. »Aber ich fürchte, auch das wird nicht genügen, um unserer Freundin zu helfen.«
    Betretenes Schweigen setzte ein. Während Maurice du Gard und Jules Verne beschämte Blicke wechselten, arbeitete es fieberhaft hinter Sarahs Stirn. Mit einer Präzision und Sachlichkeit, die sie von ihrem Vater geerbt zu haben glaubte, wog Sarah ihre Möglichkeiten ab.
    Natürlich, sie konnte Vernes Angebot ausschlagen und zu ihrem ursprünglichen Plan zurückkehren, Alexandria auf dem Landweg anzusteuern, was freilich einen beträchtlichen Zeitverlust nach sich zog – Zeit, die Gardiner Kincaid vielleicht nicht mehr hatte. Bedauerlicherweise vermochte du Gard nicht zu sagen, wann seine Vision Wirklichkeit werden würde oder wie viel Zeit ihnen blieb, um dies zu verhindern. Aber der Gedanke, dass ihrem Vater etwas zustoßen könnte, nur weil sie nicht in der Lage gewesen war, für die Überfahrt aufzukommen, war Sarah unerträglich.
    Sie wollte auf Monsieur Vernes Angebot eingehen – und sie war bereit, jeden Preis dafür zu zahlen.
    In jeder Hinsicht …
    »Ich danke Ihnen, meine Herren«, sagte Sarah deshalb gefasst, »aber ich fürchte, angesichts einer derart hohen Forderung werde ich gezwungen sein, mich anderweitig nach einer Lösung umzusehen.«
    »Was wollen Sie tun? Einen Kredit aufnehmen?«, erkundigte sich Verne besorgt. »Tun Sie das nicht, Sarah, diese Leute sind eiskalt und berechnend. Sie werden nicht …«
    »Keine Sorge, Monsieur. Das habe ich nicht vor.«
    »Dann – wollen Sie aufgeben?«, fragte du Gard ungläubig. »Nach allem, was Sie herausgefunden haben? Wo Sie nun endlich wissen, wo sich Ihr Vater aufhält?«
    »Von aufgeben habe ich ebenfalls nichts gesagt, werter Maurice«, entgegnete Sarah gelassen. »Vielmehr habe ich einen anderen Geldgeber im Blick. Jemanden, der ohne Frage über die entsprechenden Mittel

Weitere Kostenlose Bücher