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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gegensatz zu Ihnen habe ich nichts zu verlieren. Sie sind es, die das Campusgelände widerrechtlich betreten hat, nicht ich.«
    »Monsieur, wir befinden uns hier in der Universitätskapelle«, brachte Sarah spitz in Erinnerung und machte eine ausladende Handbewegung, die das ganze Gebäude einschloss, von der hintersten Bank bis zum Grab Richelieus, der in Ste. Ursule seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. »Wollen Sie mir etwa zu verstehen geben, dass Ihr Verbot sich auch auf geweihten Boden bezieht?«
    »Lassen wir das«, schlug Hingis vor, dem der Sinn nicht nach einem weiteren Schlagabtausch zu stehen schien. »Sprechen wir lieber über die Nachricht, die Sie uns haben zukommen lassen.«
    »Wie Sie möchten.«
    »Sie bieten mir also an, mich in das laufende Forschungsprojekt Ihres Vaters einzuweihen und mich an der Ausgrabung zu beteiligen?«
    »In der Tat.«
    »Ich dachte, Sie dürften nichts darüber verraten? Dass alles streng geheim wäre und Ihr Vater nicht einmal wüsste, dass Sie ihn in Paris vertreten?«
    »Eine Lüge, um seine Interessen zu wahren«, erklärte Sarah knapp. »Sie werden zugeben, dass die wissenschaftliche Fachwelt einem Haifischbecken gleicht.«
    »Wohl wahr.« Hingis nickte. »Wieso?«
    »Wieso was?«
    »Warum gerade ich?«, wurde der Gelehrte präziser, und der Blick der kleinen Augen, die durch die silberne Nickelbrille starrten, wurde stechend. »Warum unterbreiten Sie ausgerechnet mir diesen Vorschlag? Immerhin sind Ihr Vater und ich nicht gerade Freunde …«
    »Eine gute Frage.« Einmal mehr hatte Sarah Mühe, an sich zu halten. Natürlich hätte sie Hingis am liebsten ins Gesicht gesagt, was sie von ihm hielt; dass sie der festen Überzeugung war, dass er seinem ausgeprägten Hang zur Intrige weitaus mehr zu verdanken hatte als seiner wissenschaftlichen Brillanz und dass sie sich unter anderen Voraussetzungen lieber die Zunge abgebissen hätte, als mit ihm zu verhandeln. Aber hier ging es nun einmal nicht um sie, und es stand ungleich mehr auf dem Spiel als selbstsüchtiger Stolz …
    »Und bekomme ich auch eine Antwort auf diese Frage?«, hakte Hingis nach. »Weshalb bieten sie ausgerechnet mir, einem der schärfsten Konkurrenten Ihres Vaters, die Mitarbeit an?«
    »Ich habe es Ihnen geschrieben«, erwiderte Sarah.
    »Wegen des Geldes.« Der Schweizer grinste freudlos. »Zehntausend Pfund sind allerdings sehr viel Geld.«
    »Das Gremium wird die Summe bewilligen«, war Sarah sicher, »wenn es dadurch Gelegenheit erhält, Einblick in die Arbeit Gardiner Kincaids zu bekommen.«
    Hingis’ Mundwinkel verzogen sich spöttisch. »Mit Verlaub, Madame – überschätzen Sie die Bedeutung, die ihr Vater innerhalb unserer Disziplin hat, nicht ein wenig?«
    »Das denke ich nicht«, konterte Sarah, »und Sie denken es auch nicht, sonst hätten Sie ihm nicht nachspioniert und herauszufinden versucht, in welches Kartenmaterial er im Archiv des Louvre Einsicht genommen hat.«
    »Was? Wer …?« In Hingis’ Zügen zuckte es, während er sich einen Augenblick lang zu fragen schien, woher Sarah diese Information hatte. »Lassen wir das«, sagte er dann. »Warum kommen Sie damit ausgerechnet zu mir? Jede Universität in England würde Ihnen das Geld geben, von den privaten Organisationen ganz zu schweigen.«
    »Möglicherweise, Doktor. Aber zum einen reden wir hier nicht über ein Almosen, sondern über eine erkleckliche Summe. Zum anderen ist England weit entfernt, und ich brauche das Geld innerhalb von drei Tagen.«
    »Innerhalb von drei Tagen?« Hingis stockte hörbar der Atem. »Weshalb so schnell?«
    »In drei Tagen muss das Geld in Marseille bereitliegen«, beharrte Sarah, ohne die Frage zu beantworten. »Die Sache duldet keinen Aufschub.«
    »Warum nicht?«
    »Glauben Sie mir, Doktor, es wäre nicht gut für Sie, zu viel darüber zu wissen.«
    »Sie versuchen, mir Angst zu machen«, stellte Hingis argwöhnisch fest. »Ich sage Ihnen voraus, dass Ihnen das nicht gelingen wird.«
    »Das Wahrsagen sollten Sie Leuten überlassen, die etwas davon verstehen«, beschied Sarah ihm kühl. »Ob Sie sich fürchten oder nicht, ist Ihre Sache. Ich weiß nur, dass bereits Menschen gestorben sind, und ich will verhindern, dass es noch mehr werden, deshalb ist höchste Eile geboten.«
    »Rührend, wirklich.« Hingis lächelte dünn. »Und so selbstlos, nicht?«
    »Denken Sie, was Sie wollen. Geben Sie mir das Geld, und ich verspreche Ihnen, dass der Forschungskreis der bevorzugte Nutznießer der

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