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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Expedition sein wird. Mein Vater wird die Ergebnisse seiner Grabung zuerst dem Gremium vorstellen, und er wird Sie als seinen Assistenten nennen. Eine Menge Anerkennung wird Ihnen damit zuteil, und Sie brauchen noch nicht einmal einen Finger dafür zu rühren. Das sollte Ihnen die Beschaffung von zehntausend Pfund wert sein, zumal Sie das Geld nach unserer Rückkehr bis auf den letzten Penny zurückerhalten werden.«
    »Klingt gut«, gab Hingis zu. »Aber wer sagt mir, dass Sie die Wahrheit sagen? Immerhin haben Sie auch das Gremium belogen, und jeder hat Ihnen geglaubt.«
    »Das war nicht weiter schwierig – Ihre Kollegen haben geglaubt, was Sie glauben wollten. Sie hingegen können frei entscheiden, ich zwinge Sie zu nichts.«
    »Schön und gut, aber mit nichts in der Hand außer ein paar Andeutungen kann ich das Gremium nicht überzeugen, mir das Geld zu geben. Dazu reicht selbst mein Einfluss nicht aus.«
    »Bescheiden wie immer.« Sarah nickte.
    »Ich will zumindest einen Beweis«, verlangte der Schweizer. »Und ich will Fakten. Wo findet die Ausgrabung statt? Was hat Ihr Vater vor? Geben Sie mir einen handfesten Hinweis, und Sie bekommen das Geld, ich verspreche es Ihnen.«
    Sarah taxierte den Gelehrten.
    Sie war vorsichtig genug, um aufzuhorchen, wenn ein Intrigant wie Friedrich Hingis etwas versprach. Andererseits brauchte sie ihn; von allen Möglichkeiten, die sie erwogen und durchgespielt hatte, war ihr diese am aussichtsreichsten erschienen, und so weit sah es aus, als hätte sie recht gehabt. Dennoch war Sarah klar, dass sie vorsichtig sein musste. Wenn sie Hingis zu viel verriet, würde er nur zum Schein auf ihr Angebot eingehen, sich jedoch im letzten Moment anders besinnen und das Geld lieber dazu verwenden, sich selbst auf die Suche zu machen. Es galt, Hingis’ Begehrlichkeit zu wecken und sich dabei selbst unentbehrlich zu machen …
    »Also schön«, erklärte sie sich bereit und griff in ihre Leinentasche. »Sie sollen Ihren Hinweis bekommen.«
    Unter den staunenden Augen des Gelehrten beförderte sie einen in Ölpapier gewickelten Gegenstand zutage, den sie auswickelte und zwischen Hingis und sich auf die Kirchenbank stellte.
    »W-was ist das?«, erkundigte sich der Schweizer verwundert.
    »Ein Artefakt«, antwortete Sarah nur. »Mein Vater hat es für mich zurückgelassen, und es hat mir den Weg zu ihm gewiesen.«
    »Einen solchen Gegenstand habe ich noch nie gesehen.« Hingis berührte das Artefakt so vorsichtig, als befürchtete er, es könnte sich plötzlich in Luft auflösen. »Die Oberflächen sind rostbesetzt, aber völlig glatt. Eine wunderbare Arbeit.«
    »Nicht wahr?« Sarah nickte.
    »Wie haben Sie datiert?«
    »Eine eindeutige Zuordnung war bislang nicht möglich«, gestand Sarah ein. »Die eingravierten Zeichen deuten auf einen antiken Ursprung hin. Der außergewöhnlich gute Zustand des Kubus und die Art, wie das Metall bearbeitet wurde, lassen hingegen an das späte Mittelalter denken.«
    »Ein Rätsel«, flüsterte Hingis, auf dessen Oberlippe sich kleine Schweißperlen gebildet hatten, so sehr schien ihn das Artefakt in seinen Bann zu schlagen.
    »In der Tat.«
    »Dieses Symbol hier« – er deutete auf das Oval – »könnte hethitischen Ursprungs sein.«
    »Wahrscheinlicher noch ist es assyrischer Herkunft«, entgegnete Sarah. »Ich habe Vergleiche zu Siegeln aus Ninive angestellt. Allerdings kenne ich seine Bedeutung nicht.«
    »Und die Zeichen?«
    »Das sind griechische Buchstaben«, erklärte Sarah trocken.
    »Das sehe ich auch«, zischte Hingis beleidigt. »Aber was haben sie zu bedeuten? Wofür stehen sie?«
    »Sie bergen einen Hinweis auf die Herkunft des Würfels.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Im Grunde ist die Lösung des Rätsels ganz einfach. Stellen Sie sich die fünf Buchstaben alphabetisch geordnet vor, nicht in Metall graviert, sondern in Stein gemeißelt, und dann fügen Sie …«
    »Nein!«, rief Hingis so laut, das es von der Decke der Kapelle widerhallte und eine junge Frau, die am Altar der Heiligen Ursula eine Kerze entzündet hatte, aufgeschreckt herüberblickte. »Das kann nicht sein. Das ist nicht möglich …«
    »Es ist möglich«, versicherte Sarah mit gedämpfter Stimme.
    »Das Alexandersiegel«, hauchte der Schweizer voll wissenschaftlicher Ehrfurcht. »Soll das etwa heißen …?«
    »Ganz recht«, bestätigte Sarah gelassen. »Nach allem, was ich weiß, befindet sich mein Vater auf der Suche nach dem Alexandergrab – und Sie, Doktor, haben

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