Die Flamme von Pharos
jetzt gelungen, Antworten auf all diese Fragen zu finden. Und anders als die Figur in meinem Roman bedient er sich dabei nicht geheimnisvoller Kräfte, die im Inneren der Erde schlummern, sondern greift auf die Segnungen der Elektrizität und der chemischen Forschung zurück.«
»Unglaublich«, kommentierte Sarah.
»Allerdings«, pflichtete du Gard ihr bei.
»Unglaublich mag die Erfindung sein, aber sie ist so real wie Sie und ich.«
»Warum weiß dann niemand etwas davon?«, erkundigte sich Sarah, die noch immer skeptisch war.
»Lassen Sie mich mit einem Zitat Leonardo da Vincis antworten«, bat Verne. »Leonardo sagte, dass er sein Verfahren, unter Wasser zu bleiben, nicht öffentlich machen wolle, aufgrund der bösen Natur des Menschen, der es nur dazu nutzen würde, auf dem Grund des Meeres Morde zu begehen. Aus diesem Grund hält auch mein Bekannter seine Erfindung geheim. Die friedliche Erforschung der Meere ist sein Ziel, jedoch könnte das Submarin sehr leicht auch zu kriegerischen Zwecken eingesetzt werden.«
»Ich verstehe.« Sarah nickte. »Sie verdanken Ihrem Freund tatsächlich viel Inspiration, nicht wahr?«
»Das ist richtig – zumal ich von mir behaupten darf, schon an Bord seines Schiffes zu Gast gewesen zu sein.«
»Sie sind mit dem Submarin gereist?«, fragte Sarah verblüfft.
»Mehrmals.«
»Und?« In Sarahs Augen blitzte die Abenteuerlust. »Wie ist es gewesen?«
»Unheimlich«, entgegnete der Schriftsteller ohne Zögern, »und zugleich wunderbar. Die Welt der Tiefe ist so unberührt und jungfräulich wie vor Millionen von Jahren. Sie zu erforschen wird eine der großen Herausforderungen der Zukunft sein.«
»Und Sie glauben, mit Hilfe des Submarins wäre es möglich, unter den britischen Kriegsschiffen hindurchzutauchen und so trotz der Blockade ungehindert den Hafen von Alexandria zu erreichen?«
»Wenn ich das nicht glauben würde, Sarah, wäre ich nicht hier«, bestätigte Verne. »Als Maurice mir die Lage schilderte, war mir augenblicklich klar, dass nur jener befreundete Kapitän Ihnen würde helfen können, also habe ich ihm sofort telegrafiert.«
»Und?«, fragte Sarah gespannt.
»Er erwartet Sie in vier Tagen in einem kleinen Fischerdorf unweit von Marseille. Aufgrund der ungewöhnlichen Natur seiner Erfindung ist ihm daran gelegen, möglichst wenig Aufsehen zu erregen.«
»Das ist mehr, als ich erwarten konnte«, hauchte Sarah, die ihr Glück kaum fassen konnte. Neugier, Abenteuerlust und die Aussicht, viel früher nach Alexandrien zu gelangen, als sie ursprünglich geplant hatte, erfüllten sie mit Euphorie. »Wie kann ich Ihnen nur danken?«
»Erwähnen Sie mich in Ihren Memoiren«, erwiderte Verne schelmisch. »Ansonsten danken Sie nicht mir, danken Sie Maurice. Im Grunde war er es, der den Einfall hatte.«
»Danke«, sagte Sarah auch in du Gards Richtung und schickte ein Lächeln hinterher, das sich für alle Spitzen und abfälligen Bemerkungen der letzten Tage entschuldigte.
»Gern geschehen«, erwiderte der Wahrsager und revanchierte sich mit einem verwegenen Grinsen. »Ich hatte Ihnen ja gesagt, dass ich einflussreiche Freunde habe.«
»Offensichtlich.« Sarah nickte. »Wann soll die Reise beginnen?«
»Schon morgen. Jules hat bereits alle Vorbereitungen getroffen. Der Zug, der uns nach Orléans bringen wird, verlässt den Gare d’Austerlitz am frühen Morgen. Von dort geht es weiter nach Marseille, wo wir bereits erwartet werden.«
»Verstanden.« Sarah nickte erneut.
»Nur eine organisatorische Frage gäbe es vorab noch zu klären«, wandte Monsieur Verne ein, und seinen errötenden Zügen war anzusehen, dass ihm das Thema unangenehm war.
»Nämlich?«, wollte Sarah wissen.
»Die Bezahlung der Passage«, eröffnete der Schriftsteller rundheraus.
»Nun«, erwiderte Sarah, »ich nehme an, dass eine derart ungewöhnliche Art der Fortbewegung einen gewissen Preis hat, aber natürlich bin ich gerne bereit, dafür aufzukommen.«
»Auch wenn dieser Preis zehntausend Pfund Sterling beträgt?«
»Zehntausend Pfund Sterling«, wiederholte Sarah und hatte Mühe, die Fassung zu wahren. »Das ist sehr viel Geld …«
»Dessen bin ich mir bewusst«, versicherte Verne. »Und ich darf hinzufügen, dass ich persönlich keinen Vorteil aus der Vermittlung dieses Geschäftes ziehe. Allerdings hat jener mir bekannte Kapitän – wie soll ich es ausdrücken? – sehr klare Vorstellungen, was den Wert seiner Dienste angeht.«
»Offensichtlich«, bestätigte Sarah
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