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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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hielt sie am Arm fest. »So süß ist das Wasser nicht mehr. Ich fand Kennit Süßbrunnen, den Dorfältesten, in der Zisterne. Sein verwesender Leichnam lag über eine Woche lang im Wasser, ehe ich hinunterklettern und seine sterblichen Überreste heraufholen konnte. Jetzt ist der Brunnen vergiftet – deshalb heißt dieser Ort heute Totbrunnen. Die Pumpe hinter der Taverne spendet noch sauberes Wasser, aber es schmeckt nicht so gut, dass man ein Dorf danach benennen würde.«
    Wieder spuckte Renna aus. Sie holte einen Eimer und steuerte auf die Taverne zu. Abermals wanderte ihre Hand zu dem Messer und streichelte den beinernen Griff. Sie konnte den Anbruch der Nacht nicht erwarten.
    Nachdem Schattentänzer versorgt war, nahmen sie sich die Zeit, sich zu waschen und in der leeren Taverne ein kaltes Mahl zu essen. »Oben gibt es ein Gästezimmer, das an Besucher vermietet wurde«, sagte Arlen. »Bevor es Nacht wird, können wir ein paar Stunden schlafen.«
    »Ein Gästezimmer zum Vermieten?«, fragte Renna. »Wenn hier Häuser rumstehen, in die wir uns einquartieren können?«
    Arlen schüttelte den Kopf. »Ich finde es nicht richtig, das Bett eines Menschen in Anspruch zu nehmen, nachdem er von den Horclingen getötet wurde. In diesem Raum war ich untergebracht, wenn ich als Kurier hierherkam, und das Quartier ist für uns gut genug.«
    Ich liebe dich, Arlen Strohballen, dachte sie, aber sie brauchte nicht zu wiederholen, was sie schon einmal ausgesprochen hatte. Sie nickte und folgte ihm die Treppe hinauf.
    Sogar das Gästezimmer war größer als jeder andere Raum, in dem Renna zuvor genächtigt hatte. Darin stand ein riesiges Federbett. Sie setzte sich darauf und staunte, wie weich es war. Bis jetzt hatte sie nur auf Strohmatratzen geschlafen. Sie lehnte sich zurück. Diese Unterlage war weicher als eine Wolke.
    Ihre Blicke wanderten durch das Zimmer, als sie tiefer in den Federn versank. Arlen hatte eindeutig eine gewisse Zeit hier verbracht. Überall entdeckte sie die für ihn typischen Dinge – Töpfe mit Farbe, Pinsel, Werkzeuge zum Ätzen und Bücher. Ein kleines Schreibpult hatte als Werkbank gedient, und der ganze Boden war bedeckt mit Holzspänen und Sägemehl.
    Arlen ging durch das Zimmer, schob einen kleinen Teppich zur Seite und suchte nach einem losen Dielenbrett, das sich darunter versteckt hatte. Er zog an dem Brett, und ein Teil des Fußbodens klappte in die Höhe. Die Ränder der Luke waren geschickt mit Sägemehl getarnt. Renna setzte sich aufrecht hin und bekam große Augen, als sie in das Loch hineinspähte. Es war angefüllt mit Waffen – jedes Stück eingeölt, dicht an dicht mit Siegeln versehen, die Schneiden und Spitzen geschärft. Sie rutschte vom Bett herunter, trat an seine Seite und ging in die Hocke, um besser sehen zu können. Ihre Blicke huschten über die Siegel, die von Arlens Hand stammten.
    Arlen wählte einen kleinen Bogen aus Goldholz und einen Köcher voller Pfeile aus und wollte die Sachen an Renna weiterreichen. »Es wird Zeit, dass du Bogenschießen lernst.«
    Renna zog angewidert eine Schnute. Er versuchte schon wieder, sie zu beschützen. Zu verhindern, dass sie sich auf einen Nahkampf einließ. Sie sollte in Sicherheit sein. »Ich will aber nicht. Ich will auch nicht mit einem Speer kämpfen.«
    »Warum nicht?«
    Mit einer Hand hielt sie ihre Halskette aus Flusskieseln hoch, mit der anderen zückte sie ihr Messer. »Ich will die Horclinge nicht aus einem Versteck heraus töten. Wenn ich einen Dämon töte, soll er wissen, wer ihn umbringt.«
    Sie erwartete Widerspruch, aber er nickte nur.
    »Ich weiß genau, wie du dich fühlst.« Immer noch hielt er ihr Bogen und Köcher hin. »Aber manchmal sind die Horclinge in der Überzahl, oder man muss ganz schnell einen Dämon töten, ehe er einen Menschen zerreißt.« Er lächelte. »Und ich kann dir sagen, dass es kein schlechtes Gefühl ist, einfach mit einer Waffe auf einen Horcling zu zielen und ihn aus der Ferne zu töten.«
    Renna atmete tief ein. Natürlich hatte er recht. Gewiss, er beschützte sie, aber er tat es auf dieselbe Art und Weise wie immer.
    Indem er ihr beibrachte, sich selbst zu schützen.
    Ich liebe dich, Arlen Strohballen.
    Sie nahm den Bogen und staunte, wie leicht er war. Arlen gab ihr auch noch einen kleinen Köcher voll Pfeilen mit eingeritzten Schutzsymbolen, dann holte er die restlichen Waffen heraus und wickelte sie in Wachstuch ein.
    »Wozu brauchst du die vielen Waffen?«, fragte sie.
    »Ich

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