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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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glühender Nebel, der um ihre Füße waberte. Sie sah das Schimmern der Magie im Herzen der Pflanzen und Bäume, selbst im Innern von Tieren und Menschen. Konnte ohne diese Energie überhaupt Leben existieren?
    »Vielleicht ist sie es doch«, gestand sie ein, »aber das erklärt nicht, warum du glaubst, du seist zum Teil ein Dämon, oder wieso du auch am helllichten Tag noch Kräfte besitzt, wenn die Sonne die Magie wegbrennt.«
    Arlen zögerte. Rennas Augen wurden schmal, und Arlen fing ihren Blick auf. »Ich werde dich nicht belügen, Renna, und dir auch nichts verschweigen. Es ist nur etwas, auf das ich nicht stolz bin, und ich möchte nicht … dass du deshalb schlecht über mich denkst.«
    Renna näherte sich ihm und legte eine Hand an seine Wange. Seine Haut prickelte vor Magie. »Ich liebe dich, Arlen Strohballen. Und nichts auf der Welt wird daran etwas ändern.«
    Arlen nickte traurig, ohne ihr in die Augen zu sehen. »Das Fleisch gibt mir diese Kraft.«
    »Fleisch?«
    »Dämonenfleisch«, erklärte Arlen. »Als ich in der Wüste lebte, habe ich mich monatelang davon ernährt. Ich hielt das für gerecht, denn die Horclinge fressen die Menschen ja auch auf.«
    Renna schnappte nach Luft und wich einen Schritt zurück. Jetzt blickte Arlen ihr in die Augen, und an seiner Reaktion merkte sie, dass sie ein entsetztes Gesicht machte.
    »Du hast sie … gegessen? Die Dämonen?«
    Arlen nickte, und Renna wurde übel. »Mir blieb kaum etwas anderes übrig. Ich wurde in der Wüste ausgesetzt, um dort zu sterben, ohne Verpflegung, ohne Hoffnung. Ich war verzweifelt.«
    »Ich denke, ich wäre lieber gestorben.« Sofort bereute Renna ihre Worte, als sie den gequälten Ausdruck sah, der über Arlens Züge huschte.
    »Ja, das glaube ich«, antwortete er. »Vielleicht bin ich nicht so stark wie du, Ren.«
    Renna lief zu ihm, nahm seine Hände und drückte ihre Stirn gegen die seine. »Du bist stärker, als ich je gewesen bin, Arlen Strohballen«, sagte sie und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Hättest du mir nicht Vernunft eingebläut, wäre ich gestorben, nur um die Schande der Familie Gerber geheim zu halten. Das zeugt nicht von Stärke.«
    Arlen schüttelte den Kopf, und eine seiner Tränen fiel kalt und süß auf ihre Lippe. »Mir musste man im Lauf der Jahre mehrmals Vernunft einprügeln.«
    Renna küsste ihn. »Bist du sicher, dass das Dämonenfleisch dir diese Energie verleiht?«
    Arlen nickte. »Die Schmucke Coline pflegte zu sagen, was du isst, wird zu einem Teil von dir selbst, und ich schätze, dass sie recht hat. Ich habe die Fähigkeit der Horclinge, Magie in ihren Zellen zu speichern, in mich aufgenommen, aber meine Haut bleibt weiterhin vor der Sonne geschützt. Ich wurde zu einer Batterie.«
    »Zellen? Batterie?«
    »Diese Begriffe stammen aus der Wissenschaft der alten Welt. Es ist nicht weiter wichtig.« Arlen tat diese Frage so ärgerlich ab wie immer, wenn er ihr Wissen vorenthielt, nur weil er glaubte, eine Erklärung sei zu lästig. Dabei hätte sie ihm die ganze Nacht zuhören können. Der Klang seiner Stimme war für sie das schönste Geräusch auf der Welt. »Stell dir eine Regentonne vor, nachdem es die ganze Nacht lang geschüttet hat. Sie ist auch dann noch voll Wasser, wenn der Himmel wieder klar und der Boden trocken ist. Bei Sonnenlicht kann ich die Magie nicht anzapfen, aber ich fühle sie in mir, sie heilt meine Wunden, sorgt dafür, dass ich nicht müde werde, und macht mich stark. Nachts kann ich die Magie dann herauslassen, als würde ich einen Stöpsel ziehen, und ich kratze erst an der Oberfläche der Möglichkeiten, die sie mir bietet.«
    Renna schwieg eine Zeitlang und dachte nach. Egal, was Arlen sagte, sie hielt es beinahe für ausgeschlossen, dass man in den Horclingen etwas anderes sah als abscheuliche Ausgeburten der Natur, eine Schmähung gegen den Schöpfer. Trotz der Tatsache, dass sie oftmals mit dem fauligen, eitrigen Blut der Bestien besudelt war, schauderte ihr bei dem Gedanken, deren Fleisch in ihren Mund zu stecken.
    Aber die Kraft …
    »Ich weiß, was du jetzt denkst, Ren«, sagte Arlen und riss sie aus ihren Überlegungen. »Probier das lieber nicht aus.«
    »Warum nicht? Dir scheint es doch nicht geschadet zu haben.«
    »Du hast ja keine Ahnung, was ich durchgemacht habe, Ren. Ich war verrückt. Wollte mich umbringen. Habe gelebt wie ein Tier.«
    Renna schüttelte den Kopf. »Du warst allein mitten im Nirgendwo, hattest niemanden, mit dem du

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