Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
Bier.
Jon sprach für alle ein Gebet an den Schöpfer, und Renna sah, wie ein paar der Leute Arlens tätowiertes Gesicht anstarrten. Trotz Jons tragender Stimme schnappten ihre scharfen Ohren das Wort »Erlöser« auf, das überall am Tisch geflüstert wurde. Unwillkürlich strichen ihre Finger über den glatten Griff ihres Messers.
Jon beendete das Gebet und straffte die Schultern. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sterbe vor Hunger! Reicht die Speisen herum.« Danach ging es an dem bis jetzt ruhigen Tisch lebhaft zu, als dreißig Personen Platten mit Fleisch, Schüsseln voller Gemüse, Brotkörbe und Saucieren mit eingeübter Routine um den Tisch gehen ließen.
Jeder füllte seinen Teller, man lachte und plauderte beim Essen und Trinken, während draußen die Sonne unterging. Manch einer fuhr fort, zu Arlen hinüber zu gaffen, doch der gab vor, nichts zu merken, und füllte seinen Teller dreimal. Doch kaum hatte man das Geschirr abgetragen und die Pfeifen angezündet, da stand er auch schon auf.
»Das Essen war köstlich, wie immer, Glyn. Aber es wird Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg machen.«
»Unsinn«, wehrte Glyn ab. »Da draußen ist es stockfinster. Wir haben genug Platz, um euch für die Nacht unterzubringen.«
»Wir wissen eure Gastfreundschaft zu schätzen«, erwiderte Arlen, »aber Ren und ich müssen heute Nacht noch ein paar Meilen zurücklegen.«
Glyn runzelte die Stirn, aber sie nickte. »Die Mädchen sollen euch Proviant für unterwegs einpacken. Nur der Schöpfer weiß, welches Essen du in deinen Satteltaschen mitschleppst.« Sie erhob sich und ging in Richtung Küche.
Arlen griff in seine Tasche und reichte Jon einen Beutel voll Münzen. »Für das Pferd.«
Jon schüttelte den Kopf. »Von dir nehme ich kein Geld, Kurier. Nicht nach dem, was du für mich und die meinen getan hast. Du hast nicht nur meinem Jungen das Leben gerettet, die Pfeile mit den eingeritzten Siegeln, die du uns gegeben hast, haben auch viel dazu beigetragen, dass wir jetzt nachts ruhig schlafen können.«
Doch Arlen wollte davon nichts wissen. »Schwere Zeiten stehen bevor, Jon. Flüchtlinge von Rizon strömen in Scharen nach Norden, und glaub nicht, der Krieg könnte nicht bis zu euch vordringen. Die Krasianer haben ein Auge auf Miln und noch weiter entfernte Orte geworfen, und jetzt, wo die Menschen sich wehren, gebärden sich die Horclinge immer schlimmer. Bei Nacht kriechen sie massenhaft aus dem Boden, besonders, wenn der Mond sich verdunkelt.«
Er drückte Jon den Beutel in die Hand. »Ich habe genug Gold. Es gibt keinen Grund, meine Bezahlung abzulehnen. Ich lasse dir auch ein paar Speere mit Siegeln hier. Wenn du klug bist, lässt du sie von deinen Schmiedearbeitern und Bannzeichnern kopieren und so viele davon herstellen, dass alle deine Leute welche bekommen.«
Renna legte eine Hand auf seinen Arm, und als Arlen sie ansah, setzte sie eine flehende Miene auf. »Nimm auch Bergsturz mit. Es ist nicht richtig, ihn hier einzusperren. Er sollte draußen in der Nacht sein.«
»Ich gebe dir recht«, erwiderte Arlen, »aber wir müssen einen langen Weg zurücklegen und haben keine Zeit, noch einen wilden Hengst die ganze Strecke bis zum Tal mitzuführen.« Er blickte Jon an und zählte noch mehr Münzen ab. »Kannst du ihn uns hinterherschicken?«
»Das ist das Mindeste, was ich dir schuldig bin«, antwortete Jon, »aber ich kann meine Arbeiter auf einer solchen Reise nicht in Gefahr bringen. Schon in ihrem ersten Lager würde der Hengst den Pflock, an dem er festgebunden ist, aus dem Boden reißen und wahrscheinlich die Bannkreise zertrampeln.«
Arlen nickte. »Wenn ich im Tal angekommen bin, schicke ich Holzfäller zu euch, die das Tier abholen. Wenn jemand ein so riesiges Pferd bändigen kann, dann sie.«
Sie flogen nur so über die Straße. Schattentänzer musste sein Tempo drosseln, damit die Stute mitkam, aber Renna wusste, dass das nicht immer so bleiben würde.
»Warte, bis ich dich erst mit Siegeln versehen habe«, flüsterte sie Versprechen ins Ohr. »Dann ist er derjenige, der sich anstrengen muss, damit du ihn nicht abhängst.«
Schon jetzt war Versprechen mit Hufeisen beschlagen, in die Arlen selbst Siegel eingestanzt hatte. Ein Baumdämon huschte auf die Straße und versperrte ihnen den Weg, aber Renna ritt ihn mit einem gewaltigen Donnerschlag um. Sie brachte die Stute zum Halten, ließ sie auf dem am Boden liegenden Dämon herumtrampeln und lachte, als Versprechen das Leben
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