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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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schlank, mit einem dichten, aber kurzgetrimmten Bart. Sein langes braunes Haar war im Nacken zu einem Zopf geflochten. »Muss zwei Hände größer sein als sein Vater, und der alte Bergsturz ist größer als jedes andere Pferd, das ich je gesehen habe.« Er hob eines der Vorderbeine des Hengstes an. »Könnte aber neue Hufeisen gebrauchen.«
    Schließlich schaute der Mann zu Renna hin, und er begaffte sie in ähnlicher Weise wie der Junge; er begutachtete sie, als sei sie ein Pferd. Ein leises Knurren bildete sich in ihrer Kehle, und der Mann fuhr erschrocken zusammen, als er ihr dann in die Augen sah und ihren zornigen Blick auffing.
    Arlen trat zwischen die beiden. »Er sieht dich nur an, Ren«, murmelte er. »Das hier sind gute Leute.«
    Renna knirschte mit den Zähnen. Sie gab es nur widerstrebend zu, aber er hatte recht mit dem, was er über die Magie sagte. Sie veränderte einen Menschen, selbst tagsüber. Früher war sie nicht so aufbrausend gewesen. Sie holte tief Luft und ließ ihren Ärger von sich abfallen.
    Arlen nickte und wandte sich wieder dem Mann zu. »Renna Gerber, das sind Jon Hengst und sein Sohn Nik. Jon reitet wilde angieranische Pferde zu und betreibt mit ihnen eine Zucht.«
    »Ich fange sie und züchte mit ihnen«, ergänzte Jon und reichte ihr mit einem reumütigen Blick die Hand. »Es ist nicht leicht, ein Tier zu zähmen, das einen Felddämon zu Tode trampeln kann und schneller als irgendein anderes Wesen durch die ungeschützte Nacht galoppiert.« Renna nahm seine Hand, ließ sie jedoch rasch wieder los, als er bei ihrem festen Griff schmerzlich das Gesicht verzog.
    »Ich kann mir vorstellen, wie diese Pferde sich manchmal fühlen«, murmelte sie.
    Mit einem Kopfnicken deutete Jon auf Schattentänzer. »Zum Beispiel der hier. Ich fing ihn ein, als er sechs Monate alt war. Ich war davon überzeugt, ich könnte dieses junge Wildpferd gefügig machen, aber der Hengst ließ sich nicht mal ein Halfter anlegen und trat mehr als einmal die Scheunentür ein, um wegzulaufen.«
    »Die ungeschützte Nacht kennt kein Erbarmen«, sagte Arlen. »Sechs Monate sind eine Ewigkeit, wenn man sie draußen bei den Horclingen verbringt.«
    Jon nickte. »Selbst dir hätte ich nicht zugetraut, ihn zähmen zu können.«
    »Ich habe ihn auch nicht gezähmt«, stellte Arlen richtig. »Ich brachte ihn nur dorthin zurück, wo er hingehört.«
    »Du hast ihn an einen Sattel und an Zügel gewöhnt«, bemerkte Jon. »Aber ich schätze, ich sollte nicht überrascht sein. Damals warst du bloß der verrückte, tätowierte Kurier, der meinen Jungen gerettet hat. Und jetzt höre ich, dass du der wunderbare Erlöser bist!«
    »Der bin ich nicht«, wehrte Arlen ab. »Ich bin Arlen Strohballen aus Tibbets Bach, und manchmal hatte ich mehr Glück als Verstand.«
    »Dann hast du also doch einen Namen«, sagte eine Frau, die gerade aus dem Haupthaus trat. Eigentlich war sie nicht besonders hübsch, hatte jedoch das robuste Aussehen eines Menschen, der an schwere Arbeit gewöhnt ist. Sie trug Männerkleidung – hohe Lederstiefel, Reithosen und über einer schlichten weißen Bluse eine Weste. Ihr Haar war braun und im Nacken zu einem Zopf geflochten wie das von Jon.
    »Achte nicht auf die Jungs«, sagte sie zu Renna. »Wenn Pferde in der Nähe sind, sprechen sie von nichts anderem. Ich bin Glyn.«
    »Renna.« Renna schüttelte ihre Hand, dann ballte sie eine Faust, als die Frau Arlen umarmte. Lag es an der Magie, dass sie es hasste, wenn eine andere Frau ihn berührte?
    »Schön, dich wiederzusehen, Kurier. Könnt ihr zum Abendessen bleiben?«
    Arlen nickte, und Renna erlebte zum ersten Mal, dass er – mit Ausnahme von ihr – einen anderen Menschen voller Herzlichkeit anlächelte. »Ja. Sehr gern sogar.«
    »Was führt dich in diese Gegend?«, fragte Jon. »Du bist doch sicher nicht nur wegen neuer Hufeisen hier.«
    »Stimmt«, erwiderte Arlen und nickte. »Ich brauche noch ein Pferd. Eine junge Stute, die ich mit Schattentänzer paaren kann.«
    Er nickte Renna zu und lächelte andeutungsweise. »Wir gründen eine Familie.«

    Mack Weide, der ein Stück weiter an der Straße wohnte, an der auch Harl Gerbers Hof lag, züchtete ebenfalls Pferde. Renna hatte seinen Hof oft besucht, als ihre Mutter noch lebte. Sein Anwesen war wesentlich kleiner als das von Jon Hengst, aber im Wesentlichen ging es dort ähnlich zu wie hier. Nachdem man Schattentänzer zum Hufschmied gebracht hatte, führte Jon sie zu einer großen, eingezäunten

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