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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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genug aufhalten, damit seine wahren Krieger sie abschlachten und mit reinem Geist zu Everam gehen konnten.
    Er sah Inevera an, doch die zuckte bloß mit den Schultern. »Ich hatte nichts anderes erwartet. Lass uns die Verteidigungsanlagen besichtigen.«
    Jardir bemühte sich, das Gefühl der Enttäuschung an sich abgleiten zu lassen, und wandte sich Jayan und Asome zu. »Heute Nacht gehört die Innere Stadt euch, meine Söhne. Wir werden dem Wunsch der Damajah Folge leisten. Die Speere des Erlösers sorgen für unseren Schutz.«
    Inevera berührte seinen Arm. »Ich würde mich sicherer fühlen, Liebster, wenn unsere Söhne unsere Ehrengarde anführen.«
    Jardir warf ihr einen neugierigen Blick zu und wünschte sich, die Sonne möge untergehen, damit er hinter ihre Maske aus Gleichmut blicken und ihre wahren Absichten erkennen konnte. Schließlich zuckte er die Achseln.
    Jayan drehte sich um und erteilte seinen kai’Sharum letzte Befehle. Unmittelbar darauf verließen die Einheiten den Exerzierplatz und marschierten zu ihren Posten.
    Asome verneigte sich tief. »Es ist uns eine Ehre, unsere erhabene Mutter zu eskortieren.« Er ließ sich sein Pferd bringen, ein weißes Streitross wie das, welches sein Vater ritt, nur hatte es auf der Stirn einen schwarzen, rautenförmigen Fleck. Jayan rief nach seinem Pferd, einem mächtigen Rappen mit weißen Fesselgelenken und einem weißen Maul. Als sie losritten, nahmen sie Jardir und Inevera in die Mitte. Ihnen folgten die Speere des Erlösers auf ihren großen, schwarzen Mustangs.
    Unterwegs kritisierte Jardir – und das nicht zum ersten Mal – die mangelhafte Befestigung der Stadt. Genau die Schwäche, die es seinen Kriegern ermöglicht hatte, die »Festung« Rizon so leicht zu erobern, machte das bevorstehende Erlöschen des Mondes ungemein gefährlich. Mit der Zeit würde er Everams Füllhorn noch uneinnehmbarer machen als den Wüstenspeer selbst, aber vorläufig musste er sich mit dem begnügen, was die laschen Barbaren aus dem Nordland gebaut hatten.
    Die Innere Stadt ließ sich am besten verteidigen, war aber auch das offensichtliche Ziel für einen Angriff, da sich dort die Kornspeicher und Jardirs Machtsitz befanden. Und da es keine richtige Unterstadt gab, würden dort die Frauen und Kinder aus den äußeren Bezirken Zuflucht suchen. Sogar die chin durften hinein. Die Damaji hatten dagegen protestiert, aber Jardir schenkte ihnen keine Beachtung. Es war die Pflicht eines jeden Mannes, Frauen und Kinder zu beschützen. Auch wenn sie chin waren.
    Die Nordländer behaupteten, seit hundert Jahren wären keine alagai mehr in die Innere Stadt eingedrungen, aber Jardirs Ansicht nach lag das nur daran, dass sie es nie ernsthaft versucht hatten. Die Siegelmauer war kaum größer als die meisten Felsendämonen. Seine Steinmetze und Bannzeichner hatten sie seit der Einnahme der Stadt verstärkt, doch verglichen mit der gigantischen Siegelmauer des Wüstenspeers war sie immer noch kümmerlich. Jardir blickte auf die Skorpione und Steinschleudern, die auf den neu errichteten Zinnen standen, und hoffte, sie würden ausreichen, um eine entschlossene Attacke abzuwehren. Er war darauf vorbereitet, dass es in den Straßen der Stadt zu Kämpfen kommen würde, doch wenn dieser Fall eintrat, würde die Schlacht eindeutig einen ungünstigen Verlauf nehmen.
    Die nächste Verteidigungslinie wurde durch die Äußere Stadt gebildet, die um ein Vielfaches größer war als die Innere Stadt. Geschützt wurde sie durch eine Siegelmauer, die so niedrig war, dass ein Mann darüberspringen konnte. Diese Mauer enthielt steinerne Siegelsäulen, ähnlich den Obelisken in Anochs Sonne. Sie standen in einem Abstand von zwanzig Fuß, und ihre Schutzfelder überlappten einander, um das Abwehrnetz zu stärken.
    Überall in der Äußeren Stadt verteilte Säulen waren sowohl untereinander als auch mit den Siegelsäulen der Mauer verbunden und bildeten ein Netz, welches die Umgebung auch vor Angriffen aus der Luft schützte. Dieses Geflecht aus Siegeln überspannte auch den Neuen Basar, die Obstgärten und die Ackerflächen, die die Innere Stadt mit den notwendigen Nahrungsmitteln versorgten.
    Allerdings war das Gebiet viel zu groß, als dass die chin es vollständig mit Siegeln hätten versehen können, und es gab viele Lücken, an denen Horclinge an die Oberfläche steigen konnten. Sie wurden in jeder Nacht erlegt, aber wenn sie in großer Anzahl auftauchten, konnten sie an diesen Stellen das Netz

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