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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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große Verwirrung, dass er nicht wusste, wie ihre Reaktion ausfallen würde. Doch dann beruhigte sie sich wieder. »Meine Eltern leben beide noch, und sie wohnen jetzt in Everams Füllhorn. Einerseits bin ich stolz auf sie, und gleichzeitig schäme ich mich für sie. Und ich fürchte um ihre Sicherheit, sollte unsere Verwandtschaft bekannt werden.« Sie blickte ihm in die Augen und verneigte sich. »Ich habe falsch gehandelt, als ich dir dies verheimlichte, Liebster. Dafür bitte ich dich um Vergebung.«
    Jardir nickte. »Ich vergebe dir. Unter einer Bedingung.«
    Inevera wölbte eine Augenbraue.
    »Ich möchte sie kennenlernen.«
    »Ich glaube nicht, dass das klug wäre, mein Gemahl«, erwiderte sie. »Es brächte sie in Gefahr …«
    »Ich bin Shar’Dama Ka «, betonte Jardir. »Ich habe Hunderte von Verwandten. Denkst du, ich könnte sie nicht beschützen?«
    »Doch, aber um den Preis des schlichten Lebens, das sie derzeit genießen, weit entfernt von Palastintrigen«, wandte sie ein.
    Jardir lachte. »Du bringst es fertig, meine Nichten in den Rang von Sharum zu erheben, und da soll es dir nicht gelingen, eine Möglichkeit zu finden, wie ich deine Eltern heimlich treffen kann? Wir beide wissen, dass dir etwas einfallen wird, wenn du es nur willst.«
    Inevera sah ihn an. Ihr Argwohn war noch nicht erloschen. »Und wenn ich es nicht will?«
    Jardir zuckte die Achseln. »Dann weiß ich, dass ich bei dir an dritter Stelle stehe, und nicht an zweiter, gleich nach Everam, wie du immer behauptest.«

    Die Vorhänge waren noch zugezogen, als die Ratgeber den Thronsaal betraten. Ein paar Öllampen spendeten künstliches Licht, und Jardirs durch die Krone verbesserte Sehkraft blieb erhalten, als er Jayan und seine zwölf Damaji betrachtete. Jeder dieser Stammesführer wurde von einem von Jardirs zweitgeborenen Söhnen begleitet, lediglich Ashan stand sein Neffe zur Seite. Mit Ausnahme von Asome und Asukaji, die beide achtzehn Jahre zählten, waren seine Sprösslinge nun fünfzehn. Keine Knaben mehr, aber auch noch keine Männer; sie trugen noch die weißen Bidos der nie’dama , und ein weißer Stoffstreifen war über eine Schulter geworfen.
    An ihren Auren erkannte er, dass die Damaji immer noch die Jungen ablehnten, die ihre eigenen Erben ersetzt hatten. Die Führung eines Stammes wurde nicht automatisch weitervererbt, wie es in den Grünen Ländern üblich war, doch in der Praxis war dies weit verbreitet, wobei die Brüder, Söhne und Neffen der Damaji stark bevorzugt wurden.
    Darüber hinaus sah er die Bindungen, die die Männer mit ihm verknüpften, wie Fäden in der Luft. Die gemeinen Sharum und dama glaubten vielleicht wirklich, Jardir sei göttlich, aber die Damaji dienten ihm aus Angst.
    Sollte ich heute Nacht sterben, dachte er, dann wird man meine Söhne umbringen, sobald es bekannt wird. Jayan behielt vielleicht den weißen Turban, und Ashan würde Asukaji und Asome beschützen, doch die anderen Damaji würden seine nie’dama -Söhne ohne zu zögern abschlachten. Aleverak würde zu seinem Eid stehen und Maji verschonen, aber dieser Eid enthielt eine wohlbekannte Klausel: Der greise Damaji würde Gift trinken und einem seiner Söhne gestatten, den Mord zu begehen.
    Die Damaji unterhielten sich miteinander, doch als Jardir mit seinem Speer einmal auf den Boden klopfte, verstummten sie. »Das Erlöschen des Mondes steht uns bevor, Damaji . Alagai Ka und seine Prinzlinge werden heute Nacht an die Oberfläche steigen und unser Volk prüfen, wie wir es seit der Rückkehr nicht mehr erlebt haben.« Er sah, dass einige Männer zweifelten, andere hatten Angst. Die meisten unterdrückten jedoch ihre Gefühle, wie sie es durch jahrelange Meditation gelernt hatten. »Jayan«, er sah den Jungen an, in dessen Aura Aufregung brannte und der Wunsch, sich zu bewähren, »wird die Sharum anführen.«
    Lautes Stimmengewirr machte sich breit. Abermals stieß Jardir seinen Speer auf den Marmorboden.
    »Vergib uns, Erlöser«, ergriff Damaji Aleverak das Wort. »Jayan hat sich als Sharum Ka bewährt, und wir wollen nicht respektlos sein, aber wäre es nicht die Aufgabe des Shar’Dama Ka , uns beim Sharak Ka anzuführen?«
    Jardir nickte. »Ich werde so lange wie möglich an der Seite meines Sohnes kämpfen, aber wenn Nies Prinzen selbst in Erscheinung treten, muss ich frei sein zu handeln.«
    »Und wo wird unser Platz sein?«, fragte Asome.
    Jardir fasste seinen Sohn ins Auge und sah, dass er trotz seiner scheinbaren Gelassenheit

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