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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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ihn schützte, dicht an sich heran, wickelte sich in Leeshas Tarnumhang und zog die Kapuze über den Kopf. Danach trat er ein paar Schritte zur Seite. Für seine Krieger war er weiterhin sichtbar, aber in den Auren der alagai spürte er Verwirrung, denn ihre Sinne sagten ihnen, dass er einfach verschwunden war.
    Gelassen ging er zu den Sharum zurück, die wieder in geschlossener Formation kämpften. Die Krieger nutzten das Durcheinander unter den Dämonen aus und griffen mit voller Wucht an, während die alagai vergeblich versuchten, ihn aufzuspüren.
    »Onkel!«, schrie jemand, und er sah, wie Ashia auf ihn zurannte. Seine Nichte trug ihre schwarze Sharum -Tracht, aber in der Dunkelheit sah er ihre Aura deutlicher als ihr Gesicht. Ein Felddämon stürzte sich auf sie, aber sie drehte sich, fing ihn mit ihrem Schild ab und stieß ihn zur Seite, ohne langsamer zu werden. Ein Flammendämon versperrte ihr den Weg und riss das Maul auf, um seinen Speichel zu verspritzen. Ehe er dazu kam, wich sie seitwärts aus, und als die Kreatur die Augen schloss und zum Spucken ansetzte, stach sie mit ihrem Speer zu.
    Als Nächstes stellten sich ihr zwei Baumdämonen entgegen. Ashia, die nun mit Dämonenmagie aufgeladen war, legte an Tempo zu. Sie rammte den Rand ihres Schildes in die Gelenke ihrer langen, spindeldürren Gliedmaßen, sodass sie die Balance verloren. Auf einen ungeschulten Beobachter hätte dies gewirkt, als hätte sie jede Bewegung tausendfach trainiert, aber Jardir konnte sehen, dass sie improvisierte und dama’ting sharusahk anwandte, um nach Druckpunkten zu suchen. Schließlich fand sie einen im Schenkel eines Dämons und lähmte das Bein mit einem verhältnismäßig schwachen Schlag. Erst danach versetzte sie ihm mit dem Speer den Todesstoß.
    Sie wirbelte herum und wehrte die Attacke des anderen Baumdämons ab. Als seine Krallen nach ihr griffen, stieß sie ihm lässig die Kante ihres Schildes in die dürre Achselhöhle und versetzte ihm einen Schubs. Der Dämon fiel nach hinten, während sie langsam auf ihn zurückte. Ihre Aura bestätigte Jardir, was er bereits wusste – Ashia war fest davon überzeugt, dass sie den Dämon jederzeit töten konnte, und sie nutzte die Gelegenheit, ihren Gegner besser kennenzulernen.
    Kein Dämon war genau wie der andere. Jeder war von seinem bevorzugten Jagdrevier geformt worden, und Everams Ala war groß und vielfältig. Ashia musste zweimal zuschlagen, ehe sie denselben Druckpunkt bei diesem Baumdämon fand, doch es gelang ihr, ihn zu Fall zu bringen. Sie merkte sich, was sie gelernt hatte, tötete den Dämon mit einem schnellen Speerstich und hatte dann mit zwei großen Sätzen Jardir erreicht.
    Jardir runzelte die Stirn. Er war ungeheuer stolz auf die Tochter seiner geliebten Schwester Imisandre. Er hatte von ihr verlangt, sie müsse doppelt so gut kämpfen wie ihre männlichen zahven , doch sie hatte sie jetzt schon bei Weitem übertroffen und war sogar eine bessere Kriegerin als ihr Vater. Wenn man ihre anmutigen und präzisen Bewegungen sah, war es, als würde man ein Gedicht lesen.
    Auch wenn er auf seine Nichte stolz war, so konnte er nicht dulden, dass sie sich seinem Befehl widersetzt und sich in die Nacht hinausbegeben hatte. Zweifellos hatte Inevera ihre Hand mit im Spiel, aber nicht einmal der Damajah konnte er es erlauben, seine Beschlüsse derart offen zu missachten. Und die arme Ashia musste es büßen, wenn er sich gezwungen sah, an ihr ein Exempel zu statuieren.
    Als sie bei ihm war, packte er mit derbem Griff ihren Arm. Das Schutzfeld seiner Krone dehnte er gerade so weit aus, dass sie darin eingeschlossen war, und er konnte nur hoffen, dass die alagai -Prinzen, die ihn auch jetzt noch durch die Augen ihrer Drohnen suchten, nichts bemerkten. »Bettelst du darum, dass dir deine neue schwarze Sharum -Tracht wieder weggenommen wird, Mädchen? Anders kann ich mir nicht erklären, wieso du meinen ausdrücklichen Befehl so geringschätzt.«
    »Vergib mir, Onkel«, sagte Ashia, sank auf ein Knie nieder und bot ihm ihren entblößten Nacken dar. »Die Damajah hat mich geschickt, um dir mitzuteilen, dass die alagai große Siegel in die Getreidefelder vor der Stadt brennen und auf diese Weise ein Netz bilden.«
    Jardir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er den Blick hob und sah, wie sich in der Ferne Magie sammelte, deren Zweck er nun erraten konnte. Die Dämonen legten Siegel an, um Menschen abzuwehren. Wenn es ihnen gelang, einen Kreis um Everams

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