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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Kreatur war ein Denker. Ein Planer.
    Nicht zum ersten Mal dankte Abban Everam, dass er ein verkrüppelter khaffit und es ihm deshalb verboten war, der Nacht zu trotzen.
    Er rückte seine Krücke mit dem Bügel in Form eines Kamels in eine bequemere Stellung, während sein Freund die Ansprache hielt, die sie beide so sorgfältig vorbereitet hatten. Obwohl er oft auf dem Podest stand, damit er seinem Gebieter einen Rat zuflüstern konnte, waren sie übereingekommen, dass Abban dieses Mal unten bleiben sollte, wenn Ahmann seine Entscheidung verkündete. Keiner sollte den Verdacht schöpfen, dass er seine Finger im Spiel hatte. Ahmann würde so oder so seinen Willen durchsetzen, doch er würde die Geistlichen viel eher auf seine Linie einstimmen können, wenn sie glaubten, die Pläne stammten vom Shar’Dama Ka und nicht von einem rückgratlosen khaffit .
    Sie denken, ich hätte kein Rückgrat, aber ich kann sie tanzen lassen wie Marionetten. Er hielt den Blick ehrerbietig gesenkt, aber er hatte gelernt, seine Umgebung aus den Augenwinkeln zu beobachten, und belauerte die Geistlichen, während Ahmann sprach.
    »Aber wir dürfen nicht selbstgefällig werden«, fuhr Ahmann fort. »Die Rückkehr der Söhne des Alagai Ka zeigt den Beginn des Sharak Ka an, und der Sharak Ka kann erst gewonnen werden, nachdem der Sharak Sun beendet ist. Die alagai sind nicht imstande, unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen, doch sie können sie beschädigen, sie können Felder abbrennen und unser Vieh töten, bis wir zum Kämpfen zu schwach sind. Obendrein rüsten die Nordländer gegen uns auf. Um beide Kriege zu gewinnen, müssen wir uns weiterhin ausbreiten, im Norden eine Stadt nach der anderen unter das Evejanische Gesetz zwingen, ihre Männer zu Kriegern machen und ihre Güter und Vorräte beschlagnahmen.«
    Damaji Aleverak nickte. »Der Krieg unter dem Antlitz der Sonne muss gewonnen werden, und das Leben in Everams Füllhorn hat uns verweichlicht.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Ashan. Eigentlich sollte er für den Rat sprechen, aber alle wussten, dass er Ahmanns Sprachrohr war. Aleverak war der Älteste und am meisten Geachtete der Damaji , der einzige Mann, der gegen Ahmann gekämpft hatte, als dieser den Schädelthron beanspruchte, und den Kampf überlebte. Alle behandelten den greisen Geistlichen mit Ehrerbietung, und sein Wort hatte enormes Gewicht.
    Deshalb hatte Ahmann, als er sich vor dieser Versammlung mit den beiden Männern traf, angeordnet, dass Aleverak zuerst sprechen sollte, und danach erst Ashan.
    Ahmann knallte den Schaft seines Speers auf den Boden des Podests. »In zwei Monaten greifen wir Lakton an.« Auf dieses Stichwort hin zog Abban die Stirn kraus und schürzte die Lippen.
    »Du runzelst die Stirn, khaffit «, sagte Ahmann. »Zweifelst du an der Weisheit meines Plans?«
    Alle Augen richteten sich auf Abban, der so tat, als krümme er sich unter den wütenden Blicken der Damaji . Ohne Zweifel betete jeder der Anwesenden, er würde etwas Törichtes sagen und die Gunst des Shar’Dama Ka verspielen.
    Abban musste zugeben, dass dies gar nicht mal unwahrscheinlich war. Und diese Tatsache bereitete ihm Sorgen. Über eines war er sich völlig im Klaren: Sollte er jemals öffentlich bei Ahmann in Ungnade fallen, dann würde jeder Mann in diesem Raum – ganz zu schweigen von der Damajah höchstselbst – sofort danach trachten, ihn zu beherrschen oder ihn zu töten.
    »Die Weisheit des Erlösers übertrifft die meine«, erwiderte Abban und schlug genau den richtigen weinerlichen Ton an. »Aber deine Streitkräfte sind über große Entfernungen verteilt, in dem Bemühen, das Land zu halten, das du bereits erobert hast. Die Kosten …«
    »Hör nicht auf die feigen Worte dieses schweinefressenden khaffit , Vater«, unterbrach Jayan ihn. »Er hat sich auch gegen deinen Einmarsch in Everams Füllhorn ausgesprochen.« Die anderen Damaji nickten und murmelten zustimmend.
    Schweinefressender khaffit ist eine überflüssige Wiederholung, du Idiot, dachte Abban. Khaffit bedeutete wörtlich »Schweinefresser«, denn der Evejah verbot den Verzehr von Schweinefleisch, und arme khaffit konnten sich oft kein anderes Fleisch leisten. Abbans Lippen zuckten kaum wahrnehmbar, als er sich ein Grinsen verkniff. Keiner in diesem Raum hatte auch nur die leiseste Ahnung, was er verpasste. Schwein schmeckte einfach köstlich, und die Menschen durften es nur nicht essen, weil vor dreitausend Jahren Kajis Halbbruder ein Ferkel vergiftet und

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