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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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unverletzt zu mir. Wenn ihr ihm auch nur ein Haar krümmt, bevor ich ihn befragt habe, werdet ihr tausendfach dafür büßen.«
    Shanjat verneigte sich und entfernte sich rasch. Schon bald kam er mit Abban im Schlepptau zurück. Hasik blieb angekettet und an die Schlingen der alagai -Fänger gefesselt, aber seine Blöße hatte er wieder bedecken dürfen. Als Abban in den Raum trat, gewann Hasik ein wenig von seinem früheren Selbst zurück, duckte sich und rüstete sich anscheinend, Abban anzugreifen. In seiner Aura sah Jardir geisterhafte Bilder, wie Hasik sich auf Abban stürzte, während er seinen Angriff plante. Wenn es ihm gelänge, sich loszureißen und den khaffit zu töten, erschlugen ihn die Wachen vielleicht, während er noch seine schwarze Kriegerkluft trug.
    Jardir warf einen Blick auf die Männer mit den alagai -Fängern, allesamt Speere des Erlösers und keine Dummköpfe. Sie waren vorbereitet, und als Hasik sprang, zogen sie die Schlingen zu und würgten ihn, bis er zu Boden fiel.
    Jardir wandte sich wieder Abban zu und forschte mithilfe der Sicht, die ihm die Krone verschaffte, tief in seinem Inneren. Der khaffit hatte den Grund, weshalb Jardir ihn sehen wollte, bereits erraten, aber seine Aura blieb gelassen. Er war in der Tat schuldig, doch er rechnete damit, sich herausreden zu können und einer Strafe zu entgehen. Normalerweise gelang es Abban vortrefflich, seine Emotionen zu verbergen, aber in diesem Fall kannte seine Überheblichkeit keine Grenzen. Er blickte Hasik teilnahmslos an, aber in seiner Aura leuchteten maßlose Verachtung und ein starkes Gefühl der Genugtuung.
    »Hast du Hasik kastriert?«, fragte Jardir, ohne Zeit mit Begrüßungsfloskeln zu verschwenden. Sein Groll wuchs ständig an. Vielleicht blieb ihm gar keine andere Wahl, als sowohl seinen Leibwächter als auch seinen bevorzugten Ratgeber zu töten.
    »Nein, Erlöser«, sagte Abban. Es war nicht gelogen, aber auch nicht die ganze Wahrheit.
    »Hast du deinen kha’Sharum befohlen, es zu tun?«, bohrte Jardir weiter, der allmählich die Geduld verlor.
    Abban nickte. »Ja, Erlöser.«
    Unter den Männern im Raum erhob sich empörtes Gemurmel, aber Jardir klopfte mit seinem Speer auf den Boden, und sie verstummten. Abban stand seelenruhig da.
    »Ich überließ dir diese Krieger, um dein Geschäft zu schützen und es dir zu ermöglichen, Handel zu treiben, und nicht, um meine Krieger anzugreifen«, knurrte Jardir.
    »Und genau das habe ich getan«, erwiderte Abban. Er drehte sich zu Hasik um und deutete mit seiner Krücke auf den gefesselten Mann. »Der da war enttäuscht von deinem Befehl, dass niemand mir einen Schaden zufügen darf, und hat seine Wut in meinem Pavillon ausgelassen. Du hast ihn häufig als deinen Laufburschen zu mir geschickt, und jedes Mal nutzte er die Gelegenheit, um etwas zu stehlen oder mutwillig kostbare Waren zu zerbrechen.«
    »Und deshalb hast du seinen Pimmel abschneiden lassen?!«, donnerte Jardir.
    Abban schüttelte den Kopf. »Waren und Schmuck lassen sich leicht ersetzen, Erlöser. Die Jungfräulichkeit meiner Tochter indessen nicht. Und auch nicht die Ehre meiner Gemahlinnen.«
    »Der khaffit lügt, Erlöser!«, kreischte Hasik. »Ich habe niemals …«
    Jardir machte eine knappe Geste, einer der Wächter zog seine Schlinge straff und schnitt Hasik das Wort ab. »Ich bin Shar’Dama Ka , Hasik, und vermag in dein Herz zu sehen. Die nächste Lüge, die über deine Lippen kommt, kostet dich dein Leben, deine Ehre und deinen Platz im Himmel.«
    Hasiks Augen weiteten sich, und seine Aura wurde kalt.
    »Hast du Abbans Tochter vergewaltigt, Hasik?«, fragte Jardir mit leiser Stimme.
    Hasik hatte angefangen, hemmungslos zu weinen. Er fand nicht die Kraft, um zu antworten, aber er nickte. Auch Hanya schluchzte wieder. Kajivah nahm ihre Tochter in den Arm und ließ sie an ihrer Brust weinen, während sie Hasik mit Blicken erdolchte.
    »Seine Gemahlinnen auch?«, forschte Jardir weiter. Abermals ein ergebenes Kopfnicken.
    »Trotzdem kann diese Tat nicht ungesühnt bleiben, Erlöser«, warf Ashan sein. »Wenn khaffit – und seien sie kha’Sharum – dal’Sharum töten dürfen, ist das das Ende unserer Kultur.«
    »Ich bitte um Vergebung, Damaji «, sagte Abban. »Aber weder ich noch meine Männer haben jemanden getötet.« Er deutete auf Hasik. »Wie du sehen kannst, ist der Leibwächter des Erlösers sehr lebendig und durchaus imstande, seine Rolle im Sharak Ka zu spielen.«
    Jardir funkelte ihn erbost an.

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