Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
dann trieb er Schattentänzer erneut zu einem Galopp an.
Bald hatten sie die Stute eingeholt, aber Schattentänzers Flanken waren mit Blut überströmt, und seine Geschwindigkeit ließ nach, als die Dämonen die Verfolgung wieder aufnahmen.
»Bei der Nacht!« Renna spähte die Straße hinauf und sah noch eine Meute Dämonen, die sie von der anderen Seite angriff. Die Bestien hatten sich über die gesamte Breite der Straße verteilt. Zu beiden Seiten der Trasse fiel der Boden in einen mit Gestrüpp bewachsenen Graben ab. Es gab keine Fluchtmöglichkeit.
Einerseits sehnte Renna den Kampf herbei. Der Dämon in ihrem Blut schrie nach einem Gemetzel, aber der ihr noch verbliebene Verstand sagte ihr, dass es eine hoffnungslose Schlacht würde. Wenn es ihnen nicht gelang, die Umzingelung zu durchbrechen und der Meute davonzureiten, würde wahrscheinlich nur Arlen diese Nacht überleben.
Der Gedanke spendete ihr einen gewissen Trost, als sie sich tief über den Hals der Stute beugte und sie zu einem noch schnelleren Tempo anstachelte.
»Galoppier einfach hindurch«, flüsterte sie dem Pferd ins Ohr.
»Folge mir!«, brüllte Arlen. Von dem Dämon, den er getötet hatte, war ein bisschen Energie auf ihn übergegangen, obwohl er seine frühere Kraft noch lange nicht wiedererlangt hatte. Rasch zeichnete er ein Siegel in die Luft, und die Dämonen, die sich direkt vor den Pferden befanden, wurden zur Seite geschmettert. Er drosch mit einem langen Speer auf sie ein und stach jeden Dämon nieder, der ihm zu nahe kam, aber eine der Kreaturen war nicht flink genug, wurde von Schattentänzers Hufen zerquetscht, und die aufblitzende Magie erhellte die Nacht. Renna ritt ihm unmittelbar hinterher, und die Stute zertrampelte den am Boden liegenden Horcling noch stärker, der zerfetzt liegen blieb.
Hätte man ihn in Ruhe gelassen, hätte er sich auch von diesen schweren Verletzungen vielleicht wieder erholt, aber seine Gefährten spürten seine Schwäche, gaben vorübergehend die Jagd auf und fielen gierig über ihn her. Mit ihren langen Krallen knackten sie seinen Panzer, und ihre riesigen Fänge rissen große Fleischbrocken heraus.
Renna fletschte die Zähne, und eine Sekunde lang stellte sie sich vor, wie sie sich zu diesen Bestien gesellte, Dämonenfleisch verschlang und sich in der Energie suhlte, die ihr dieses Mahl verschaffte.
»Augen geradeaus!«, mahnte Arlen und riss sie aus ihrer Trance. Renna schüttelte den Kopf, wandte sich von der grausigen Szene ab und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.
Es schien, als seien sie der Falle noch einmal entkommen, aber der Zusammenprall mit den Horclingen hatte ihr Tempo so verringert, dass ein Winddämon die Chance nutzte, um auf Renna herabzustoßen; die Krallen vorgereckt, wollte er sie packen, vom Pferderücken heben und sie davontragen.
Die Schwarzstängelsiegel auf Rennas Armen und Schultern fingen an zu glühen und bildeten eine Barriere, die sie vor den Klauen des Dämons schützte, aber durch die Wucht des Aufpralls fiel Renna vom Pferd. Sie landete schwer auf ihrer rechten Schulter, und in ihrem Mund schmeckte es nach Dreck und Blut. Der Winddämon ging kreischend neben ihr nieder, und nur indem sie sich geistesgegenwärtig zur Seite rollte, entging sie um Haaresbreite der messerscharfen Kralle am Ende der wuchtigen Schwinge.
Ihre Schulter schmerzte entsetzlich, als sie sich auf die Füße stemmte, aber Renna nahm die Schmerzen an, so wie Holz das Feuer annimmt, und zog unbeholfen mit der linken Hand das Messer. Wenn sie jetzt still liegenblieb, bedeutete das ihren sicheren Tod.
Nicht dass ihre Überlebenschancen gut standen. In ihrer Nähe stieg die Stute und buckelte, trat nach den Felddämonen, die sie von allen Seiten mit Zähnen und Klauen attackierten. Gleich würden die Horclinge sich auch auf Renna stürzen.
»Renna!« Arlen riss Schattentänzer herum, doch selbst er war nicht schnell genug.
Der Winddämon kämpfte sich mühsam auf die Füße. Auf dem Boden bewegten sich Winddämonen schwerfällig, und diesen Nachteil nutzte Renna für sich aus. Sie trat ein Bein unter ihm weg, und als er umkippte, rammte sie ihm ihr Messer tief in den Hals. Heißes schwarzes Blut spritzte auf ihre Hand, und sie spürte, wie eine Welle aus Magie durch sie hindurchschwappte. Schon jetzt fühlte sich ihre verletzte Schulter kräftiger an.
Ein Felddämon sprang auf den Rücken der Stute, und Renna holte eine Handvoll Kastanien aus ihrem Beutel. Die Hitzesiegel, die sie
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