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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Boden.
    Routiniert. Wirkungsvoll. Keine verschwendete Energie.
    »Das ist unheimlich«, fand Renna. »Als würden sie Bäume fällen.«
    Arlen nickte. »In jener ersten Nacht reichte die Zeit nicht, um Waffen anzufertigen oder den Leuten das Kämpfen beizubringen. Ich musste das, was gerade zur Hand war, mit Siegeln verstärken, und die Holzfäller gaben mir ihren kostbarsten Besitz – ihre Werkzeuge. Mittlerweile schließen sich immer mehr Menschen den Kämpfenden an, und man rüstet sie mit Speeren aus, die in großen Mengen hergestellt werden, aber selbst der Beste von ihnen kann es mit den Holzfällern nicht aufnehmen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre alten Werkzeuge benutzen. Das grenzt sie von den anderen Kämpfern ab. Wenn sie da sind, behandelt man sie mit Respekt, und in ihrer Abwesenheit erfindet man die haarsträubendsten Geschichten über sie.«
    »Und das alles, weil sie das Glück hatten, an einem Tag der größten Not Arlen Strohballen zu begegnen«, sagte Renna. »So wie ich.« Arlen sah sie an, aber sie hob eine Hand, ehe er etwas entgegnen konnte. »Ich glaube genauso wenig wie du, dass du der Erlöser bist, aber du kannst nicht abstreiten, dass du das Talent besitzt, den Leuten zu zeigen, dass sie Rückgrat haben …« Wieder berührte sie den Messergriff. »Und Zähne.«
    Arlen gab einen brummenden Laut von sich. »Schätze, jeder hat irgendein Talent.«
    »Und es schadet auch nicht, dass die Talbewohner so groß gewachsen sind, dass man hochspringen muss, wenn man sie küssen will, wie meine Schwester zu sagen pflegte«, bemerkte Renna.
    »Das war nicht immer so«, erzählte Arlen. »Die Magie hat auch eine Rolle gespielt. Die Sonne mag sie ja morgens wegbrennen, aber vorher hat die Magie alles verändert, womit sie in Berührung kam. Waffen mit Siegeln zerbrechen nicht mehr so leicht und behalten ihre Schärfe, und die Holzfäller saugen seit fast einem Jahr Nacht für Nacht Magie in sich ein. Die Alten werden jünger, und die Jungen werden viel früher erwachsen.«
    Er zeigte mit der Hand. »Siehst du den Mann mit dem grau melierten Haar?«
    Renna schaute in die Richtung und entdeckte einen wahren Muskelprotz, der dicht vor einem sieben Fuß großen Dämon stand. Sie nickte.
    »Sein Name ist Yon Gray, und er ist der älteste Mann im Tal. Noch vor einem Jahr waren seine Haare schlohweiß. Selbst mit einem Gehstock konnte er nur krumm daherschlurfen, und seine Hände zitterten.«
    »Wirklich und wahrhaftig?«, staunte Renna.
    Arlen nickte und reckte wieder die Hand vor. Dieses Mal deutete er auf einen hünenhaften Mann in der Blüte seiner Jahre, der sich von hinten an den Dämon heranpirschte, während Yon ihn ablenkte. »Linder Holzfäller. Er ist erst fünfzehn Jahre alt.«
    Ein Holzdämon versetzte einem dieser riesigen Männer einen Schlag mit dem Handrücken, der ihn vom Boden hochhob und ihn ein paar Schritt weit wegschleuderte. Der Mann landete mit einem dumpfen Knall, und die Breithacke flog aus seiner Faust. Renna sah kein Blut, doch bevor der Mann sich aufrappeln konnte, griff der Dämon an.
    Sofort zückte sie das Messer, aber Arlen packte sie bei der Schulter, als sie losrennen wollte. Sie funkelte ihn zornig an, doch er richtete seinen Blick wieder auf die Szene. Renna schaute hin und sah, wie ein ungeheuer großer Wolfshund dem Horcling auf den Rücken sprang und ihn zu Fall brachte, während er mit seinen kolossalen Kiefern einen Brocken aus der groben, knotigen Panzerung riss und seine Zähne in das darunter liegende weiche Fleisch schlug.
    Unterdessen war der Mann wieder auf die Beine gekommen und ließ seine Breithacke mit einem vernehmlichen Klatschen in den Schädel des Horclings sausen. Der Hund blickte den Mann an, die Schnauze beschmiert mit schwarzem Dämonenblut; das ganze Tier glänzte in einem magischen Schein. Noch nie in ihrem Leben hatte Renna einen so großen Hund gesehen, er wog mindestens fünfhundert Pfund, hatte ein zotteliges, dunkelgraues Fell und kolossale Krallen. Er knurrte den Holzfäller an, doch der lachte nur und kraulte ihn hinter den Ohren. Als er sich wieder in die Schlacht stürzte, stieß er einen Pfiff aus, der Hund leckte sich das Dämonenblut von den Zähnen und jagte ihm hinterher.
    »Beim Schöpfer«, murmelte Renna. »Der Hund ist ja so groß wie ein Nachtwolf.«
    »Auch das war nicht immer so«, sagte Arlen, »aber er hat Dämonenfleisch gefressen. Jedes Mal, wenn ich diesen verdammten Hund sehe, ist er wieder ein Stück

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