Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
gewachsen.«
»Sind die Nachtwölfe deshalb so groß, weil sie sich von Horclingen ernähren?«, fragte Renna.
»Ich schätze ja.«
Im Wirrwarr des Gefechts stürmte ein acht Fuß großer Baumdämon an den Holzfällern vorbei und griff die Holzsoldaten an. Die Männer schrien, und in ihrem Eifer, ihre Schilde mit den Siegeln ineinander zu verhaken, vergaßen sie völlig, dass sie Speere hatten. Der Rückstoß, der entstand, als die Siegel aufflackerten, drückte sie nach hinten, und sie stolperten gegen die Frauen, zu deren Schutz sie abkommandiert waren. Ein Soldat kam völlig aus dem Gleichgewicht, und in dem anschließenden Durcheinander riss er zwei Frauen mit geladenen Armbrüsten zu Boden. Ein anderer Soldat kreischte in höchsten Tönen, als eine Armbrust losging und der Bolzen sich in die Rückseite seines Oberschenkels bohrte, wobei er die lackierte Panzerung glatt durchschlug.
Der Baumdämon hatte sich kaum gefangen, da wiederholte er den Angriff und stürmte mit erschreckender Geschwindigkeit auf die Bresche zu.
Prinz Thamos stieß einen Schrei aus, überwand seine Angst und warf sich dazwischen. Er riss den Arm hoch und fing die vorgereckten Klauen des Dämons mit seinem Schild ab. In einem Regen aus magischen Funken wurde der Horcling durch die Luft gewirbelt, Thamos setzte nach und stach ihm seinen kurzen Speer in den Bauch. Renna konnte sehen, wie die Magie durch die Waffe strömte, in den Arm des Prinzen floss und ihn mit Energie auflud.
Es war eine meisterhaft ausgeführte Attacke, aber Thamos’ Hieb hatte den Horcling nicht lebensgefährlich verletzt, und nach einer Schrecksekunde erholte sich der Dämon und schlug mit seinen astähnlichen Armen nach ihm. Thamos duckte sich unter dem ersten Schlag weg und fing den nächsten mit seinem Schild ab. Die ganze Zeit über hielt er den Speer fest und versuchte vergebens, ihn aus der dicken Panzerung des Horclings zu ziehen. Das Stichsiegel an der Speerspitze war mühelos hindurchgedrungen, aber es gab nichts, was ihm geholfen hätte, die Waffe wieder herauszubekommen.
»Schlechte Siegel für einen so schönen Speer«, bemerkte Arlen. »Wenn er klug ist, lässt er ihn los und vertraut darauf, dass die Frauen das Problem lösen.« Und tatsächlich hielten ein paar Frauen ihre Armbrüste schussbereit und hätten sie auch eingesetzt, hätte der Prinz ihnen nicht im Weg gestanden.
Doch Thamos überraschte sie alle. Er stieß ein lautes Gebrüll aus, und ohne den Speerschaft loszulassen, hob er seinen gepanzerten Stiefel und trat dem Horcling mehrmals in den Bauch. Am Stiefelabsatz flammten Schlagsiegel auf, und der Dämon wurde zerschmettert, als der Prinz durch die wuchtigen Tritte den Speer herauslöste und den Dämon dabei auf den Rücken warf. Sofort drängte Thamos nach und rammte den befreiten Speer mitten in das Herz der Bestie.
Er stemmte einen Fuß auf die Brust des Dämons, um eine Hebelwirkung zu erzielen, und riss die Waffe in einem Schauer aus schwarzem Blut heraus. Dann stieß er einen Schrei aus, wirbelte herum und unterstützte zwei Holzfäller in deren eigenem Kampf. Ein wildes Knurren drang aus seiner Kehle, als er den Speer in den Rücken des Dämons bohrte, der die beiden Männer bedrängte, und dabei kam er ihm so nahe, dass die Siegel auf seiner Rüstung blitzten.
Von dem ängstlichen Mann, den Renna gesehen hatte, war nichts mehr zu bemerken; der Prinz schrie wie ein Verrückter, während er über die Lichtung rannte und leidenschaftlich kämpfte, ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit.
Ein schrilles Kreischen ertönte, und als Renna sich umdrehte, sah sie, wie ein Baumdämon seine Krallen in die Brust eines Holzfällers grub. Mit einem kraftlosen Hieb seiner Axt stieß der Mann den Horcling einen Schritt zurück, aber dann fiel ihm die Waffe aus den Händen, und er brach zusammen.
Renna spannte ihre Muskeln an, aber Arlen hetzte bereits los. Sie folgte ihm hastig, aber keiner von ihnen würde rechtzeitig zur Stelle sein, um den Dämon aufzuhalten, der sich nun auf den Holzfäller stürzte.
Sie nahm einen verschwommenen Umriss wahr und spürte einen vertrauten Schwindel, als plötzlich ein schlankes Mädchen erschien und die Falten eines mit Siegeln besticken Umhangs zurückwarf, der jenem glich, welcher um Rennas Schultern lag. Das Mädchen trug bunt zusammengewürfelte Kleidung – weite Pluderhosen und eine Bluse, darüber eine eng sitzende Weste. Sie war halb so groß wie der am Boden liegende Mann, stellte sich
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