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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Gegner da. Wilden Blickes und nach Luft ringend, starrte er um sich, doch als er keine Gefahr entdecken konnte, durchlief ihn ein Schauer, und er musste sich auf seinen Speer stützen. Im Nu umringten ihn seine Männer und schirmten ihn vor Blicken ab. Renna konnte die würgenden Geräusche hören, die hinter dem Kreis aus gepanzerten Rücken ertönten.
    »Das ist immer so«, erklärte Darsy. »Wenn das Blut des Grafen in Wallung gerät, dann kämpft er wie ein Wahnsinniger, aber es dauert lange, bis er sich in diese Rage hineinsteigert, und hinterher kippt er um wie ein gefällter Baum.«
    »Dafür muss man sich nicht schämen«, erwiderte Arlen. »Ich selbst kenne dieses Gefühl gut. Allein die Tatsache, dass er in der Nacht überhaupt draußen ist, sagt viel über ihn aus …« Er unterbrach sich. »Sagtest du ›Graf‹?«
    Darsy nickte. »Er kam hierher mit einem pompösen Herzoglichen Erlass, der ihm den Titel ›Gebieter über das Tal der Holzfäller und des Gesamten Umlands‹ verlieh, und mit einer meilenlangen Wagenkolonne. Soldaten brachte er auch mit. Über tausend, darunter viele Bogenschützen, als Verteidigung gegen die Krasianer. Sie haben bereits mit dem Bau einer Festung begonnen. Die Leute waren so dankbar für die Lebensmittel und die warmen Decken, dass sie nicht aufmuckten. Aber hauptsächlich fügten sie sich in alles, weil du und Leesha weiß der Schöpfer wo wart.«
    »Also habt ihr ihm einfach so das Tal überlassen?«, fragte Arlen.
    »Uns blieb kaum eine andere Wahl«, beschied ihm Darsy. »Aber so übel ist er gar nicht. Meistens lässt Thamos die Leute, die friedlich ihren Angelegenheiten nachgehen, in Ruhe, und keiner kann abstreiten, dass er uns echte Hilfe brachte und Menschen, die alles verloren hatten, neue Hoffnung gab.«
    Die Schlacht war vorüber, aber Renna erkannte immer noch Arlens Training, als die Holzfäller methodisch die Lichtung durchkämmten und sich davon überzeugten, dass die zur Strecke gebrachten Dämonen auch wirklich tot waren. Bei Horclingen heilten Verletzungen unglaublich schnell, und selbst von Wunden, die ihnen mit Siegeln verstärkte Waffen zugefügt hatten, erholten sie sich innerhalb weniger Minuten, wenn sie nicht tot oder verstümmelt waren. Mehr als ein Dämon, der anscheinend krepiert auf dem Feld lag, fing beim Anblick der Holzfäller an zu kreischen, hieb mit den Pranken nach ihnen oder versuchte zu flüchten. Hastig nagelte man sie am Boden fest, wo sie wild um sich schlugen, während die Holzfäller sich anschickten, die dicken, gepanzerten Wulste um ihre Hälse zu durchtrennen. Auch bei einem kleinen Baumdämon musste man mehrere Male mit der Axt zuschlagen, bis der Kopf abgehackt war, und selbst Samm Säge war gefordert, um die Aufgabe zu vollbringen.
    Renna gesellte sich zu Arlen und den Frauen und betrachtete ihre verwirrenden, mit Siegeln bestickten Umhänge.
    »Hast du auch ihre Umhänge mit Siegeln versehen?«, fragte sie Arlen, während sie gleichzeitig seine Antwort fürchtete.
    Abrupt drehte sich Darsy um und nahm zum ersten Mal Notiz von Renna. Vor allen Dingen fiel ihr auf, wie sie angezogen oder besser gesagt ausgezogen war. Sie blickte auf Rennas Schultern, und ihre Nasenflügel bebten. Mit einer Hand packte sie den Saum des Umhangs und hielt ihn hoch ins Licht, damit sie ihn genauer betrachten konnte. Mit grimmiger Miene wandte sie sich an Arlen und stach ihm ihren fleischigen Finger ins Gesicht.
    »Du hast deinen Tarnumhang verschenkt?! Weißt du denn nicht, wie viel Mühe sich Meisterin Leesha damit gegeben hat?! Sie hat länger daran gearbeitet als an ihrem eigenen! Du hast dich nicht mal bei ihr bedankt und ihn kein einziges Mal getragen! Und jetzt schmeißt du ihn mir nichts, dir nichts, weg …«
    »Hey, du blöde Kuh!«, brüllte Renna, riss ihr den Stoff aus der Hand und stellte sich zwischen Darsy und Arlen. »Wage es nicht, in diesem Ton mit ihm zu sprechen!«
    »Oder was?«, wollte Darsy wissen, die Renna überragte und jetzt den Kopf senkte, bis ihre Nasen sich fast berührten. »Das geht dich nichts an, Mädchen, deshalb hältst du deine Klappe, oder ich leg dich über’s Knie.«
    Darsy mochte ja eine Kräutersammlerin sein, aber Renna wusste, wann sie eine Kämpfernatur vor sich hatte. Sie war fast einen Kopf größer als Renna, von kräftiger Statur, muskulös und ohne ein Gramm überflüssiges Fett. Sie trug die gleichen locker sitzenden Pluderhosen wie die anderen kämpfenden Frauen, und ihr schweres, mit Siegeln

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