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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Schultern trug er die Last der Welt, und in den kommenden Tagen musste sie ihn um jeden Preis unterstützen.
    »Schön. Morgen also.« Sie ging zu ihm, fasste ihn bei den Händen und gab ihm einen Kuss. »Leg einen Bannzirkel aus, und ich sorge dafür, dass du dich richtig entspannst.« Sie lächelte. »Du wirst schlafen wie ein Toter.«
    Die Müdigkeit schien von Arlen abzufallen, als sie anfing, ihn zu liebkosen. Egal, wie erschöpft er sein mochte, wenn sie ihre Kleidung abstreifte, konnte sie ihn immer erregen.
    Stunden später lag Renna wach da und lauschte, wie sich Arlens Atemzüge zu einem Schnarchen vertieften. Behutsam löste sie sich aus seiner Umarmung. Sie hielt inne und betrachtete ihn, wie er in dem Bannzirkel lag. Er sah so klein, so verletzlich aus. Trotz seiner unbändigen Kraft musste er atmen und schlafen. Und er brauchte jemanden, der ihm den Rücken stärkte. Jemanden, dem er vertrauen konnte.
    Und derjenige musste stark sein.
    Sie zog ihr Messer und rannte hinaus in die Nacht.

    Als Renna aufwachte, lag ihr Gesicht im Dreck. Irgendwann in der Nacht musste sie sich von der Decke heruntergewälzt haben. Sie spuckte aus und wischte sich zerstreut das Gesicht ab, während sie sich streckte, um den vom Schlaf verspannten Körper geschmeidig zu machen. Noch war die Morgendämmerung nicht angebrochen, aber der Himmel war hell genug, dass sie mit ihren normalen Augen sehen konnte; gleichzeitig beobachtete sie den sich abschwächenden Fluss der Magie, der sich in die Schatten flüchtete.
    Arlen war bereits auf und fuhrwerkte fleißig herum. Nur mit seinem Bido bekleidet kramte er in Schattentänzers Satteltaschen und grummelte vor sich hin. »Ich bin mir sicher, dass ich die Sachen mitgenommen habe …«
    Lächelnd sah Renna ihm zu. Mit Freuden würde sie jeden Morgen mit Dreck im Mund aufwachen, wenn dafür das Erste, was sie erblickte, Arlen Strohballen war. »Was für Sachen?«
    Arlen sah hoch, ohne mit dem Stöbern aufzuhören, und erwiderte ihr Lächeln. »Meine Kleidung. Aha!«
    Er zog ein zusammengeknülltes Stoffbündel heraus, schüttelte es und entfaltete eine verblichene Hose und ein ehemals weißes Hemd. Nachdem er die Sachen angezogen hatte, machte sich Renna über die viel zu weite Hose lustig. »Bist du immer noch nicht in die Sachen deines Dads reingewachsen?«
    Arlen strafte sie mit einem missbilligenden Blick, zog den Gürtel enger und krempelte die Hemdsärmel auf. »Damals, als ich noch Kurier war, galt ich als mager, obwohl ich mich ziemlich gut verpflegte. Ich glaube, ich habe zwanzig Pfund abgenommen, seit …« Mit der Hand strich er über sein tätowiertes Gesicht, »… seit alldem hier.« Dann schlug er die Enden der Hosenbeine hoch.
    Seine Sandalen lagen auf der säuberlich zusammengefalteten Kutte, und beides verstaute er in der Satteltasche. Er förderte ein Paar Lederstiefel zutage, doch nach kurzem Überlegen knurrte er, steckte sie wieder weg und blieb barfuß.
    Es war seltsam, Arlen in normaler Kleidung zu sehen. Sie blinzelte und versuchte sich vorzustellen, was für ein Mann er geworden wäre, wenn er Tibbets Bach niemals verlassen hätte, aber es gelang ihr nicht. Die Tätowierungen, die seine Unterarme und Waden bedeckten – ganz zu schweigen von Hals und Gesicht –, wirkten in Verbindung mit dem schlichten Hemd und der einfachen Hose umso befremdlicher. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Renna.
    »Ich fing an, eine Kutte zu tragen, weil die Kapuze tagsüber mein Gesicht verdeckte und die Leute einen reisenden Fürsorger nicht so schnell drangsalieren«, erwiderte Arlen. »Obendrein konnte ich sie bei Sonnenuntergang schnell abstreifen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber jetzt verstecke ich mich nicht mehr, und die Kutte erweckt bei manchen Menschen einen falschen Eindruck. Ich bin kein Heiliger Mann. Und wenn ich schnell meine Siegel zeigen muss …« Er schnippte mit den Fingern, verwandelte sich im Nu in einen Nebel, und die Kleidung fiel von ihm ab. Sofort verfestigte er sich wieder, nur mit dem Bido bekleidet, und seine Siegel waren enthüllt.
    »Der Trick ist nicht nur praktisch, wenn du gegen Dämonen kämpfen willst.« Renna grinste.
    Auch Arlen schmunzelte. »Manche Sachen machen mehr Spaß, wenn man sie auf die altmodische Art und Weise erledigt.«
    »Dann gehen wir also in die Stadt, so wie wir sind?«, vergewisserte sich Renna. »Du verlangst nicht von mir, dass ich mir was überziehe, so wie damals in Flussbrücke?«
    Arlen schüttelte den Kopf.

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