Die Flammen der Dunkelheit
bat Dorc, mit ihm durch die Gänge zu streifen. Dieser war einverstanden und führte ihn nach einiger Zeit zu dem unterirdischen See. Sie hatten Glück und fanden die Bank unbesetzt vor. Lange schauten sie einfach auf das Wasser, bis Glic schließlich zu sprechen begann.
»Lasair hat mir viel erzählt«, sagte er.
Dorc nickte grimmig. »Mir auch!«
Ein Lächeln überzog Glics Gesicht. »Glaubst du ihr nicht?«
Dorc zuckte nur die Achseln.
Glic drang nicht weiter in ihn, stattdessen fuhr er fort: »Und ich habe mindestens so viel nachgedacht. Und weißt du, egal wie man es betrachtet, am Ende wartet der Tod auf uns. Wenn diese Grian stirbt, wird das auch unser Ende sein. Lasair hat mir erzählt, dass ohne die Königin ewige Dunkelheit hereinbrechen wird, und ich zumindest glaube ihr – trotz allem!« Er kratzte sich am Kopf. »Ich frage mich gerade, ob wir dann nicht wenigstens versuchen sollten, vorher etwas Sinnvolles zu tun.«
»Etwas Sinnvolles?« Dorc zog die Augenbrauen hoch.
Glic drehte sich zu ihm und flüsterte: »Ehrlich gesagt reizt es mich ungemein, dieses Versteck zu finden. Seit Jahrhunderten suchen die danach, Ardal eingeschlossen! Stell dir das einmal vor! Ich halte mich nicht für sehr tapfer, aber den Verdienst, diese Entdeckung zu machen, würde ich schon gern beanspruchen.« Seine Augen funkelten und er lächelte verschmitzt. »Zusammen könnten wir es schaffen – wenn Lasair mitmacht. Du scheinst ihr immer noch gram zu sein, aber auf ihre Magie dürfen wir bei so einem gefährlichen Unterfangen nicht verzichten.«
»Ich bin allen gram!«, knurrte Dorc.
Lachend gab ihm Glic einen Knuff und rief: »Das heißt, du machst mit?«
Dorc spürte, dass sich der Freund nicht von dieser verrückten Idee abbringen lassen würde. Er nickte zögernd. »Aithreos Wahnsinn scheint ansteckend zu sein!«
»Und es heißt, dafür gibt’s keine Heilung!«, antwortete Glic vergnügt. Dann wurde er plötzlich ernst. »Meinst du, Ardal und Benen leben noch? Ich frage mich oft, wie es den beiden geht.«
»Solange Benen nicht als Dämon enttarnt wird, ist er bei der Stadtwache bestimmt gut aufgehoben. Ardals Arbeit ist weitaus gefährlicher – wenn er weiterhin in den Kerkern auf der Suche ist.«
»Vielleicht hat er damit aufgehört. Er war sehr niedergeschlagen, als wir uns verabschiedet haben.« Nachdenklich wickelte Glic eine Locke um seinen Finger. »Ich kann es trotzdem nicht bereuen. Keinen Tag länger hätte ich es in dem Loch ausgehalten!«
Dorc sagte nichts darauf, aber seine Miene verriet deutlich, dass er Glic zustimmte.
»Wir könnten uns morgen hier verabschieden«, wechselte Glic das Thema. »Ich werde gleich Lasair suchen und sie überreden, mit uns zu kommen.« Er schien jetzt keine Zweifel mehr zu hegen, dass sie diese Idee gutheißen würde.
»Weißt du, Dorc, es ist eigenartig. Die Dämonen sind freundlich zu uns, aber irgendwie mag ich ungern bei ihnen bleiben. Sie sind so … fremd …« Er brach ab, weil er sein Unbehagen nicht in Worte fassen konnte. »Jedenfalls werde ich froh sein, die ganze Bande hinter mir zu lassen!«
Dorc wies ihn darauf hin, dass Lasair auch ein Dämon sei.
»Ach was, Lasair ist ein überaus freches Federvieh!« Er grinste bis über beide Ohren. Dorc widersprach ihm nicht, der Vogel hatte sie oft genug geneckt.
Lasair war mehr als erstaunt über den Sinneswandel der beiden. Zuerst mochte sie es kaum glauben. Aber sobald sie sich von der Ernsthaftigkeit des Vorschlags überzeugt hatte, willigte sie ohne zu zögern ein. Allerdings bestand sie darauf, mit Aithreo zu sprechen, bevor sie aufbrachen.
»Ich will nicht, dass er oder sonst noch jemand uns begleitet!«, sagte Glic heftig. »Je weniger wir sind, desto unauffälliger werden wir sein, wenn wir durch die Gassen zum Heiligtum schleichen und erst recht im Gebäude selbst!« Er hatte sich von Dorc den Gebetsraum im Inneren beschreiben lassen und bereits genau im Kopf, wie sie in die Kerker gelangen könnten. Lasair sollte in ihrer Dohlengestalt die Wachen ablenken. Diese schlug noch ein, zwei kleine Änderungen vor, aber im Großen und Ganzen schien ihr der Plan vielversprechend, und deshalb ging sie davon aus, dass Aithreo keine Einwände haben würde. Immerhin befanden sie sich auch in Übereinstimmung mit der Prophezeiung, in der schließlich nur von den beiden die Rede war. Angespannt hatte Glic ihren Ausführungen gelauscht. Als er sicher sein konnte, dass sie auf seiner Seite war, lehnte er sich
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