Die Flammen der Dunkelheit
mit einem zufriedenen Ausdruck zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Was sollte jetzt noch schiefgehen!
Ganz nach Glics Kopf verlief die Angelegenheit nicht, Aithreo hatte seine eigenen Vorstellungen. Mit einem Heer wollte er vorrücken. Bis auf wenige, die bei den Kindern bleiben und sie beschützen sollten, würden alle dabei sein. In Vögel verwandelt würden sie sich ihrem Ziel nähern und sich erst innerhalb der Mauer zu erkennen geben.
»Und wie wollt ihr die Soldaten dann bekämpfen? Mit Krallen und Schnäbeln? Oder eurem ekelhaften Blitz?«, wollte Glic wissen.
»Ja, mit Schild und Magie!«, antwortete Lasair. Sie erklärte, dass sie außerdem Pfeil und Bogen nutzen würden, das hätten sie sich von den Menschen abgeschaut. Allerdings besaßen ihre Pfeile keine eisernen, sondern Spitzen aus scharf behauenem Stein. Die Schilde waren ebenfalls aus Holz, einem besonders harten, das sie zusätzlich mit einem Zauber verstärkten, damit sie den Schwertern der Menschen standhielten.
»Hm, und wenn ihr euch hier in Vögel verwandelt, dann werden die Waffen zu Federn?«, fragte Glic stirnrunzelnd.
»Seltsamerweise werden sie kein Teil von uns, so wie die Kleidung, die wir am Leib haben. Niemand kann sagen warum. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als sie gesondert in Gegenstände zu verzaubern, die Vögel tragen können.«
Glics Neugier war immer noch nicht befriedigt. »Und welche werden das sein?«
»Wir werden Nüsse wählen.«
»Nüsse?«, prustete er los und erntete einen vernichtenden Blick von Aithreo, was ihn aber wenig beeindruckte. »Ich hoffe, Ihr könnt es vermeiden unterwegs hungrigen Eichhörnchen zu begegnen!« Auch Lasair musste jetzt lachen und im Raum wurde es merklich kühler.
Augenblicklich schlug Glics Stimmung um. »Wenn Ihr wollt, dass wir mit Euch zusammenarbeiten, dann lasst diese Spielereien! Ich habe genug davon!«, fauchte er Aithreo an.
Alle Anwesenden erstarrten. Es schien, als hielten sie den Atem an. Sogar die wehenden Stoffe an den Wänden verharrten unbeweglich. Niemals hatte jemand gewagt, das mächtigste Wesen auf der Insel seit Grians Gefangennahme auf diese Weise anzugehen. Die Spannung ließ Haare knistern und jagte Schauer über den Rücken. Die bange Frage, wie Aithreo sich verhalten würde, lag beinahe greifbar in der Luft. Zeit verging und nach wie vor rührte sich niemand.
Ein langgezogener wehklagender Laut, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ, durchbrach auf einmal die Stille und hallte durch die Gänge. Aithreo wurde noch blasser als sonst. Er schien zu lauschen, auf seinem dem Eingang zugewandten Gesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. Das Geräusch verstummte wieder und Aithreo drehte den Kopf, um Glic anzuschauen. Im nächsten Moment erhoben sich Dorc und Lasair, als hätten sie sich abgesprochen, und stellten sich jeder an eine Seite ihres Freundes.
»Was war das für ein Klagen, Aithreo?«, fragte Lasair leise. Sie wagte nicht auszusprechen, was sie dachte, ja hoffte. Konnte es Maidin gewesen sein? Nein! Das war unmöglich! Sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Warum sollte sich Maidin ausgerechnet jetzt bemerkbar machen, hatte sie sich doch seit Jahrhunderten ihnen allen ohne Ausnahme entzogen. Trotzdem wiederholte Lasair ihre Frage etwas lauter, als sie keine Antwort bekam. Einerseits war sie wirklich verblüfft, denn so etwas hatten sie hier nie vernommen, andererseits wollte sie Aithreo ablenken.
Dieser schwieg zunächst mit fest zusammengepressten Lippen, dann machte er plötzlich eine Handbewegung, als wollte er den Klagelaut beiseitefegen, und widmete sich anschließend dem bevorstehenden Krieg, als wäre nichts geschehen. Obwohl er ruhig weitersprach, fühlten sich alle unbehaglich und Glic hatte Mühe, seine Aufmerksamkeit auf die Erläuterungen zu richten. Er traute dem Frieden nicht, Aithreo erschien ihm unberechenbar. Außerdem hätte er seine Haut darauf verwettet, dass der große Erhabene, wie er ihn insgeheim spöttisch nannte, nicht einmal ahnte, was es mit dem grässlichen Geräusch auf sich hatte. Diese Gewissheit erfüllte ihn mit einer angenehmen Befriedigung, denn obwohl Lasair versucht hatte, ihm nahezubringen, was Aithreo für ihr Volk auf sich genommen und welche Entbehrungen er für sie alle erduldete, war ihm der Mann zutiefst unangenehm. Er freute sich auf den Tag, an dem er ihm endgültig Lebewohl sagen konnte.
Es dauerte seine Zeit, bis die Spannung nachließ und alle wieder eifrig mit
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