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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Gang war, entschied er plötzlich. Die Befreiung Grians war zu wichtig, als dass er sie den dreien allein überlassen konnte. Er hätte sich nie dazu überreden lassen dürfen. Nur um seinem Sohn zu gefallen, war er wider besseres Wissen darauf eingegangen. In den Kerkern hielten sich bestimmt zu jeder Zeit Flammenkrieger auf und die würden keine Eindringlinge unbehelligt herumspazieren lassen. Sollte Lasair etwas zustoßen, hätten Dorc und Glic keinerlei magische Unterstützung mehr. Das müsste ihr ebenfalls klar sein, doch zwischen den dreien war ein seltsames Band entstanden, das eindeutig Lasairs Urteilsvermögen trübte.
    Hastig suchte sich Aithreo eine Handvoll Gefährten zusammen und gab dem restlichen Heer die nötigen Befehle. Dann brach er mit seiner kleinen Gruppe auf. Er wollte vor den dreien am Heiligtum sein und sie auf den Zinnen erwarten. Aithreo blieb in der Gestalt einer Eule, kein anderer Vogel konnte so lautlos fliegen, allerdings hatte er diesmal eine gewöhnliche gewählt statt einer Schneeeule, die mit ihrem hellen Gefieder zu auffällig wäre.
    Sie zogen zuerst ein gutes Stück aufs Meer hinaus, bis sie sicher waren, dass die Menschen sie mit ihren Blicken nicht mehr verfolgen konnten. Dann drehten sie ab und flogen zurück zur Stadt. Sie hofften, von der Seeseite her auf weniger Wachsoldaten zu stoßen. Aithreo rechnete auch insgeheim damit, die drei auf ihrem Weg über die Klippen ausmachen zu können. Bei der Mauer glaubte er Glic und Dorc zu erkennen, sie waren bereits auf dem dahinterliegenden Weg und schlichen an der Häuserwand entlang. Die Dohle entdeckte er nicht. Er würde später zurückkehren und genauer nachsehen, erst mussten sie herausfinden, ob ihr Ziel geeignet war für einen vorläufigen Stützpunkt. Tatsächlich gelangten sie ungesehen bis zu dem großen achteckigen Gebäude, dieser Ausgeburt der Hässlichkeit, in deren Innerem sich der den Menschen heiligste Ort befand. Oben auf dem flachen Dach war niemand zu sehen, was Aithreo sträflich nachlässig fand, obwohl es ihm zugutekam. Von den Zinnen aus hatten sie einen hervorragenden Blick auf das Haupttor und die angrenzenden Gassen. Mit klopfendem Herzen krallte sich Aithreo an dem grauen Stein fest. Tief unter ihnen war die heilige Quelle. Lasair hatte doch recht gehabt.

    Dorchadas! So sah sie also aus, die Hölle, von der die Jalluthiner sprachen, und er befand sich mittendrin. Natürlich hatte er versucht seine Pflicht zu tun und die Stadt zu verteidigen. Aber jedes Mal, wenn er den Bogen hob, ließ er ihn wieder sinken. Er konnte nicht töten, schon gar keine Dämonen! Im Gegensatz zu seinen Kameraden wusste er zu viel und durchschaute die Lügengeschichten über den angeblichen Feind. Der zeigte sich allerdings auch nicht von seiner guten Seite. Fassungslos sah er Soldaten in blendend weißem Licht verglühen. Was war das? Davon hatte sein Vater nie erzählt! Und wo war Ardal jetzt?
    Vor ihm krümmte sich einer der Angreifer und versuchte einen Pfeil aus seinem Bein zu ziehen. Gleich darauf steckte ein weiterer in seinem Auge. Benen hörte ihn schreien, aber der andere zerrte nach wie vor an den mit Widerhaken versehenen Pfeilen. Es wurden mehr und mehr, der qualvolle Todeskampf verzweifelter. Als sich der Getroffene zuckend auf dem Boden wand, stürzten zwei Flammenkrieger herbei und zerhackten ihn mit ihren Schwertern buchstäblich in Stücke. Benen wollte sich wegdrehen oder wenigstens die Augen schließen, doch er konnte sich nicht rühren.
    »Los, kämpfe!«, schrie ihn sein Vorgesetzter an und als er immer noch gelähmt vor Entsetzen nicht gleich gehorchte, hob der Mann sein Schwert. Benen sah die Klinge auf sich zukommen, dann hüllte ein Lichtstrahl den Soldaten ein. Das Schwert fiel glühend zu Boden, neben den verkohlten Leichnam seines Trägers. Wieder versuchte Benen das Würgen zu unterdrücken. Mit zitternden Knien lehnte er sich gegen die Mauer. Er wusste nicht, welcher der Dämonen ihm das Leben gerettet hatte und warum, aber es konnte auch bloßer Zufall gewesen sein. Die Gasse vor ihm war übersät mit Toten und abgetrennten Gliedmaßen. Neben versengten Leibern lagen solche mit aufgeschlitzten Bäuchen oder gespickt mit unzähligen Pfeilen. Es roch metallisch, nach verbranntem Fleisch, Angstschweiß und Exkrementen. Und diese grauenvollen Schreie! Erneut rebellierte sein Magen. Er verstand all das Gerede der älteren Kameraden von heroischem Kampf nicht mehr. War es wirklich dieses Abschlachten,

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