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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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mit, das der Riese begonnen hatte. Vorsichtig legte er seine Tasche in eine Ecke und nahm das Ding, das der große Mann Blasebalg genannt hatte. Er gab sich Mühe, das merkwürdige Gerät in der Art zu bedienen, wie er es beobachtet hatte. Nach einer Weile hatte er den Bogen raus, es war eigentlich ganz einfach. Als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht, arbeiteten die beiden schweigend, bis der Riese mit dem Eisenstück zufrieden war. Jetzt erfuhr Glic endlich, wozu das Ganze diente, denn der Mann begann es dem Pferd auf den linken Hinterhuf zu nageln. Glic musterte unterdessen den Fremden, der ihn vorhin so unsanft gepackt hatte und jetzt das Tier am Halfter hielt, und ihm fiel vor Schreck der Blasebalg aus der Hand. Ein Flammenachteck auf eiserner Brust besagte, dass es ein Soldat war.
    »He, Schmied«, tönte der Schlächter. »Ihr solltet Euch einen geschickteren Gesellen suchen!«
    Der Schmied Genannte unterbrach seine Arbeit nicht. Aber während er fortfuhr, Nägel in den Huf zu schlagen, knurrte er: »Wenn du ihn wieder kaputt gemacht hast, baust du mir diesmal gleich zwei neue!«
    Glic bückte sich schnell und hob den Blasebalg auf. Sorgsam legte er ihn auf eine Bank, während er aus dem Augenwinkel die Umgebung nach dem günstigsten Fluchtweg absuchte. Als hätte der rußgeschwärzte Mann seine Absicht erraten, rief er ihn zu sich. Glic musste Nägel halten. Nachdem sie fertig waren, wurde er an der Schulter gepackt. Schwer stützte sich der Mann auf den Jungen, bis der Soldat ihm zwei Münzen in die freie Hand gedrückt hatte und im Sattel saß. Er nickte kurz und ritt in die Nacht. Der Riese ließ Glic auch jetzt nicht los. Er hielt ihn fest, während er Zange und Blasebalg aufräumte und wartete, dass Glic seine Tasche nahm. Dann schob er den Jungen in die Hütte und zu einem Tisch. Sorgfältig verriegelte er die Tür, stellte eine Schüssel Milch und einen Fladen vor Glic und setzte sich zu ihm. Immer noch ohne ein Wort brach er den Fladen in zwei Teile und reichte Glic einen davon. Schweigend kauten sie das harte Brot, das wieder diesen eigenartigen, leicht bitteren Geschmack hatte. Aber Glic störte das nicht, er merkte erst jetzt, dass er mächtigen Hunger hatte.
    Als alles aufgegessen und getrunken war, schaute ihn der Mann lange an. Schließlich sagte er: »Ich bin Aodh, der Schmied.« Da Glic nicht antwortete, fügte er hinzu: »Du kannst bleiben, wenn du willst. Ich brauche einen Gesellen.«
    Glic wusste nicht, was er tun sollte. Das Letzte, was er wollte, war, hier bei den Menschen zu bleiben. Andererseits, solange sich die Soldaten in der Gegend herumtrieben, war es gefährlich für ihn, unterwegs zu sein. Das hatte er ja gerade erlebt. Falls er bei dem Mann blieb, konnte er möglicherweise mehr über das Geheimnis des Eisens herausfinden, überlegte er, und diese Aussicht fand er aufregend. Nun, er hatte es nicht eilig, in den Wald zurückzukommen, und dieser Schmied hatte ihm geholfen, ohne ihn zu kennen. Vielleicht waren nicht alle Menschen grausam und offenbar mochte der hier keine Soldaten. Also nickte Glic, und der Schmied schien sich über seine Zustimmung zu freuen, denn er lächelte, als er ihm auf die Schulter klopfte. Er zeigte auf ein Bündel Decken in einer Ecke neben dem Herd.
    »Du kannst erst einmal dort schlafen«, sagte er. »Irgendwann bauen wir dir noch ein richtiges Bett.« Dann stand er auf und wusch sich in einer Schüssel den Ruß von Händen und Gesicht. Schließlich ging er nach nebenan in seine Schlafkammer. Glic vergewisserte sich, dass mit der Dohle in seiner Tasche alles in Ordnung war, und machte es sich auf den Decken bequem. Er schwor sich, vorsichtig zu sein und darauf zu achten, ob die Freundlichkeit des Schmieds eine besonders gemeine Falle sein könnte. Gleich darauf fielen ihm vor Erschöpfung die Augen zu.

    Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, die Trümmer des Bootshauses wegzuräumen. Es gab Dringenderes zu tun, und die Bootsbauer waren vermutlich immer noch damit beschäftigt, die Dächer ihrer Häuser zu flicken. Der Sturm hatte ganze Arbeit geleistet, denn seit unzähligen Tagen hämmerte, sägte und klopfte es in der ganzen Stadt. Dallachar stand am Kai und schaute aufs Meer. Er wollte sich seine Enttäuschung nicht anmerken lassen. Auf dem Wasser schaukelten Holz- und Pflanzenreste, dazwischen tauchten Seevögel nach Futter. Alles war in Grau, Braun oder Schwarz getönt, selbst das Grün wirkte schmutzig. Ob es hier im Hafen auch

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