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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Absicht und in seiner vollen Bedeutung gewählt hatte, der Junge sollte Abstand zu den schrecklichen Erlebnissen gewinnen und nicht unnötig von anderen daran erinnert werden.
    »Willkommen in meinem Haus, Dorc!«, sagte Ardal feierlich und dann erklärte er ihm die Sache mit dem neu gebauten Versteck. Er ging inzwischen wieder in die Schreibstube, hauptsächlich um Informationen über die Durchsuchungen zu bekommen. Erfahren hatte er nur beunruhigende Dinge, und das hieß, sie mussten schnell handeln.
    Die Priester hatten eine perfide Idee entwickelt, um die Menschen überraschen zu können. Die Häuser wurden nicht mehr Gasse für Gasse abgesucht, sondern zufällig ausgewählt. Dafür hatte man einen Stadtplan angefertigt, Straßen und Häuser mit Nummern versehen und der Kommandant würfelte zuerst die Gasse, dann das Haus aus. Hatten sie es durchsucht, begann die Würfelei von Neuem. So verhinderte man, dass Dämonenabkömmlinge ausreichend Zeit hatten, um sich zu verstecken. Es fiel Ardal schwer, den Jungen zu erklären, was das für sie selbst bedeutete, und er wünschte, er könnte ihnen dieses Schicksal ersparen.
    »Die Soldaten werden ohne jede Vorwarnung hier hereinplatzen, deshalb müsst ihr Tag und Nacht in dem Versteck bleiben. Sie haben schon Türen eingeschlagen, als ihnen nicht sofort geöffnet wurde.« Ardal wandte sich an seinen Sohn. »Benen, ich möchte, dass auch du dich verbirgst. Die Gefahr, dass du enttarnt wirst, ist zu groß.«
    Die Jungen schauten ihn mit großen Augen an, aber keiner widersprach. Sie hatten gesehen oder am eigenen Leib erlebt, was geschehen würde, wenn sie den Flammenkriegern in die Hände fielen. Stumm packten sie zusammen, was ihnen wichtig erschien, und richteten sich in dem winzigen Raum ein, so gut sie konnten. Ardal hatte einen Vorrat an Kerzen besorgt, damit sie nicht im Dunkeln sitzen mussten. Es brach ihm fast das Herz, als drei Augenpaare ihn bedrückt anstarrten, während er den hölzernen Deckel auf die Öffnung legte.
    Den Nachbarn erzählte Ardal am anderen Tag, er habe seinen Sohn mit der Erlaubnis eines Priesters zu Verwandten aufs Land geschickt. Vielleicht sei diese Umgebung besser geeignet für ihn, und wer wisse es schon, womöglich werde der Junge dort wieder gesund.

    In den folgenden Jahren spielte sich das Leben der Jungen hauptsächlich in diesem kleinen Ort unter der Erde ab. Sie löcherten Ardal immer wieder mit Fragen, wann denn die Durchsuchungen endlich vorbei wären. Es bedrückte ihn, nie eine gute Nachricht für sie zu haben, aber es war kein Ende abzusehen und der Schreiber ahnte warum. Solange die beiden Dämonenabkömmlinge der Prophezeiung nicht gefunden waren, würde der Erwählte seine Flammenkrieger aussenden. Dies sagte Ardal jedoch nicht. Er hatte Zweifel, ob es klug war, von der Prophezeiung zu erzählen, abgesehen davon, dass er Aithreos Vorgehen sowieso nie gutgeheißen hatte. Über dessen Versteck verlor er auch kein Wort. Je weniger davon wussten, desto eher konnte sein Volk überleben. Er musste immer damit rechnen, dass die Jungen eines Tages doch entdeckt wurden. Ardal war ganz sicher, dass den Soldaten die geöffneten Fesseln am Hinrichtungsplatz aufgefallen waren und sie von der Flucht wussten. Sie waren grausam und blindwütig in ihrem Eifer, aber nicht dumm. Das hatte er den dreien noch einmal als Begründung für die besessene Suche nach Dämonen erklärt und es war ihnen ausreichend erschienen.
    Glic, der an langes Umherstreifen im Freien gewöhnt war, erschien dieses Eingesperrtsein als Hölle. Manchmal war er nahe daran, zu verzweifeln. Ohne Benens liebevolle Zuwendung und Dallachars bedingungslose Freundschaft hätte er das nie durchgestanden. Auch die Dohle blieb viel bei ihm, als wolle sie ihn trösten. Es kam nicht häufig vor, dass sie hinauswollte. Sie hatte Spaß daran, die Jungen zu necken, die dankbar für die Aufmunterung waren. Sooft es möglich war, ließ Ardal sie in die Küche hinauf, dort konnten sie sich frisch machen und ein wenig umhergehen. Ganz selten durften sie auch einmal in die Stube. Wenn die Soldaten klopften, bliebe ihnen nicht viel Zeit, um sich zu verstecken. Die gemeinsamen Abende nutzte er, um Glic im Lesen und Schreiben zu unterrichten und allen dreien viel über die wahre Geschichte der Insel und die Machenschaften der Jalluthiner beizubringen, soweit er sie selbst kannte. Alles, was er bei seiner Arbeit an Geheimnissen herausgefunden hatte und noch herausfinden würde, teilte er

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