Die Flammen der Dunkelheit
endlose Jagd auf Mischlinge. Aber er behielt diese Gedanken für sich, denn er wollte Glic nicht beunruhigen. Der Junge hatte vermutlich keine Ahnung von dem ihm zugedachten Schicksal.
Die drei zogen sich in die Stube zurück, um Dallachar nicht zu wecken. Gemeinsam berieten sie, wie und wo es im Haus durchführbar war ein sicheres Versteck einzurichten. Es gab nur eine Möglichkeit: Sie mussten graben! Ardal war klar, es würde niemals gelingen, unbemerkt Steine und Mörtel ins Haus zu schaffen, um mit einer zusätzlichen Wand ein Stück von einem der Zimmer abzutrennen, wie es im Heiligtum gemacht worden war. Aber er konnte die Erde, die sie herausschafften, in seinem kleinen Hinterhof auf den Gemüsebeeten verteilen und vielleicht sogar des Nachts auf denen der Nachbarn, wenn er vorsichtig genug war. Sie entschieden, in der Küche neben dem Herd zu beginnen. Dort stand ein Schränkchen mit Vorräten. Ardal war stark genug, es allein zu verrücken, um den Eingang freizulegen oder zu verstecken. Er müsste nur darauf achten, immer ein Stück Fleisch darin zu verwahren, falls die Soldaten mit Hunden anrückten. Wenn sie dann anschlugen, würde man es darauf zurückführen.
Da sie keine Zeit zu verlieren hatten, begannen sie sofort mit der Arbeit. Ardal holte Schaufel und Hacke aus dem Verschlag im Garten. Als Erstes lösten sie die Dielen an der ausgewählten Stelle. So leise wie möglich hoben sie die festgestampfte Erde aus. Immer wieder hielten sie inne und lauschten, aber man konnte nur die üblichen Geräusche der Nacht hören. Zwischendrin verschwand Ardal manchmal, um nach Dallachar zu sehen. Zu seiner Erleichterung schlief der Junge tief und fest, bewacht von der Dohle, die auf der Stuhllehne saß. Glic und Benen gruben wie besessen, während Ardal die Erde nach draußen trug. Im Morgengrauen hatten sie bereits ein hüfttiefes Loch ausgehoben. Aber das würde nicht für alle drei reichen. Ardal beschloss, sich ein weiteres Mal krank zu melden und bat wiederum eines der Nachbarskinder, die Nachricht zu überbringen.
Fieberhaft arbeiteten sie weiter, die Angst vertrieb alle Müdigkeit. Gegen Mittag mussten sie schließlich vollkommen erschöpft einhalten. Immerhin gab es jetzt genug Platz in der Grube, um notfalls darin kauern zu können. Ardal fegte die Erde zusammen, während die Jungen Dielen über das Loch legten und den kleinen Schrank daraufstellten.
»Wir müssen die Dielen zusammennageln, damit man sie auf einmal anheben kann, so wie einen Deckel«, schlug Benen vor.
Ardal nickte, das würde Zeit sparen. »Ich werde sehen, dass ich passendes Holz besorgen kann. Das dürfte unauffällig sein. Vielleicht muss ich ja einen Tisch reparieren!« Vorsichtig versuchte er, seinen schmerzenden Rücken zu dehnen. Dann richtete er Glic ein behelfsmäßiges Lager neben Dallachars Bett und für sich selbst eines im Zimmer seines Sohnes. Hoffentlich hatten sie noch ein paar Tage Ruhe, dachte er, bevor ihm die Augen zufielen.
Zur Abwechslung war ihnen das Schicksal einmal wohlgesonnen. Ein Gehilfe aus der Schreibstube klopfte am Nachmittag hartnäckig, bis Ardal erwachte und sich schlaftrunken zur Tür quälte. Offensichtlich sah er so mitgenommen aus, dass der Gehilfe aus der Schreibstube, der sich nur nach seinem Befinden erkundigen sollte, erschrocken zwei Schritte zurücktrat und ihn dann eifrig zu überzeugen versuchte ja das Bett zu hüten, bis er wieder genesen sei. Vermutlich denkt er, ich habe ein grässliches ansteckendes Fieber!, dachte Ardal grimmig, der nicht viel Nächstenliebe in seinem Gegenüber vermutete. Gleichwohl kam ihm der Vorschlag sehr gelegen und dankbar stimmte er zu. Nachdem der Mann verschwunden war, überlegte er, ob er aufbleiben sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie hatten noch eine lange Nacht vor sich. Kurz sah er nach den beiden Gästen, die tief und fest schliefen, dann legte auch er sich wieder hin.
Gegen Abend erwachte er. Erstaunt stellte er fest, dass Benen schon auf den Beinen war und eine Mahlzeit zubereitete. Als alles fertig war, ging er nach oben, um die Jungen zu wecken. Dallachar lag mit offenen Augen auf dem Lager und rührte sich nicht, als er ihn ansprach. Ardal überprüfte, ob die Verbände richtig saßen und auch sonst alles in Ordnung war. Er wunderte sich nicht über die Teilnahmslosigkeit, das Kind hatte Entsetzliches durchgemacht, er hoffte nur, dass es aus seiner Starre irgendwann herausfinden würde. Glic war recht schnell munter, nachdem er sich
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