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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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ausgiebig gestreckt und die Augen gerieben hatte. Er sprang auf, roch das Essen und fragte Dallachar, ob er mitkommen wolle. Als der nicht einmal den Kopf in seine Richtung drehte, schaute er Ardal verwirrt an. Dieser legte den Finger auf den Mund und sagte nur leise, dass sie jetzt essen gehen und Dallachar etwas davon hochbringen würden. Auf dem Weg nach unten erklärte er Glic, dass der Verletzte Zeit und Ruhe brauchen würde.
    »Vermutlich fängt er jetzt erst an zu begreifen, was er erlebt hat.«
    Glic nickte, das konnte er verstehen. Aber er bestand darauf, den Freund mit Essen zu versorgen, bevor er selbst etwas zu sich nahm. Niedergeschlagen kam er zurück. Dallachar war ohne Regung geblieben, und schließlich hatte er das Essen neben dem Bett auf einen Stuhl gestellt, sodass er es erreichen konnte.
    Sobald sie sich gestärkt hatten, setzten sie ihre Arbeit fort. Doch Glic war unruhig. Er wollte ständig unterbrechen, um nach Dallachar zu schauen. Ardal ließ ihn gewähren. Sie kamen trotzdem gut voran, und auch er wollte sicher sein, dass alles für den Jungen getan wurde. Glic berichtete, dass Dallachars Zustand unverändert war, aber die Dohle gebe sich Mühe, den Kranken aufzuheitern.
    »Sie ist ziemlich frech. Mich bringt sie immer zum Lachen«, sagte er hoffnungsvoll. Vielleicht wirkte sie wieder magisch, aber den Gedanken behielt er für sich. Er fand, es würde komisch klingen, wenn er seine Vermutung ausspräche, dass ein Vogel solche Fähigkeiten besitze. Obwohl es anders gar nicht zu erklären war, dass er Dallachar die Klippe hinaufgebracht hatte. Er war zwar stärker als ein Mensch, aber nicht unbegrenzt, das hatte er dort im Fels deutlich gespürt. Nie und nimmer hätte er das aus eigener Kraft geschafft, da war er sich inzwischen sicher.
    Einige Stunden später hatte Dallachar immer noch kein Essen angerührt oder sonst ein Lebenszeichen von sich gegeben.
    »Er hat nicht einmal trinken wollen!«, erzählte Glic und klang ziemlich verzweifelt.
    »Bleib bei ihm und kümmere dich um ihn«, sagte Ardal. »Wenn überhaupt jemandem, dann wird er dir vertrauen. Vielleicht gelingt es dir, die Dunkelheit zu durchdringen, die ihn gefangen hält.«
    Glic nickte, aber mit wenig Überzeugung. »Vielleicht schaffen die Dohle und ich es zusammen«, sagte er schließlich. Seine Miene hellte sich auf und er machte sich gleich auf den Weg nach oben.
    »Es kann dauern«, rief ihm Ardal hinterher. »Du darfst nicht aufgeben!«
    »Ich weiß gar nicht, wie das geht!«, erklärte Glic lachend, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Die nächsten Tage verbrachte er bei Dallachar und erzählte ihm von seinen Erlebnissen im Wald, wenn er und die Dohle sich nicht gerade gegenseitig zum Spaß durchs Zimmer jagten. Nur während Dallachar schlief, half Glic seinen Gastgebern, das Versteck auszubauen. Ardal nahm die Unterstützung gerne an, die Zeit drängte und er musste bald zur Arbeit in die Schreibstube zurück. Aber es gab noch einen viel wichtigeren Grund. Die Stadttore waren verriegelt worden, und nur noch die Fischer und die Bauern aus der Umgebung durften wieder hinaus, nachdem sie ihre Waren abgeliefert oder verkauft hatten. Die erwarteten Durchsuchungen hatten also begonnen. Niemand wusste, wann sein Haus an der Reihe war.
    Ardal hatte zwei Regale und einen alten Schrank geopfert, damit sie mit dem Holz die Wände in dem unterirdischen Versteck abstützen konnten. Es reichte auch noch dafür, ein einfaches Lager zu bauen und aus den Dielen über dem Einstieg einen stabilen Deckel zu machen. Sie besprachen, wie sie sich verhalten mussten, wenn die Soldaten an der Tür klopften, und verteilten die Aufgaben. Jeder Handgriff musste sitzen, denn sie würden nicht viel Zeit haben. Die größte Sorge war, wie man Dallachar schnell genug in ihre Zuflucht bringen konnte. Die körperlichen Wunden waren inzwischen dank seines Dämonenerbes einigermaßen verheilt, aber er war nach wie vor vollkommen teilnahmslos und verweigerte Essen und Trinken.
    Glic hatte das Gefühl, mit seinen Versuchen, Dallachar zu erreichen, keinen Schritt weiterzukommen. So hartnäckig er sonst sein konnte, eines Tages platzte ihm der Kragen. Er beugte sich ganz dicht zu Dallachar hinunter und hielt ihm einen Wildapfel vor die Nase.
    »Siehst du das?«, fragte er. »Auch wenn er lecker schmeckt, dafür sterben lohnt nicht.« Herzhaft biss er in den Apfel. »In den letzten Tagen habe ich viel gelernt. Ich weiß jetzt, was ein Prinz ist. Benen hat es

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