Die Flammen der Dunkelheit
auch den Eindruck, dass es bergab geht?«
»Ja, seit einer Weile schon«, bestätigte Dorc.
»Gut, dann ist es also keine Einbildung!«, sagte Glic zufrieden.
»Ob es wirklich gut ist, müssen wir noch herausfinden!« Glic zuckte die Achseln, er wollte sich die Hoffnung nicht nehmen lassen, dass sie unbeschadet aus den Bergen herauskämen. Mit neuem Mut ging er weiter, und als nach zwei Stunden erst spärlicher und dann immer dichter werdender Bewuchs am Wegesrand zu sehen war, verbesserte sich seine Laune erheblich. Wie angenehm war das Grün nach all dem Grau! Erst als Dorc ihn leise darauf aufmerksam machte, dass sich auf einmal auch auf der anderen Seite von ihnen eine Felswand befand und sie vermutlich durch einen Hohlweg gingen, wurde seine Freude gedämpft. Das klang bedrohlich und eine Weile blieben sie ratlos stehen. Schließlich setzten sie ihren Marsch fort. Umkehren war ausgeschlossen, also hatten sie gar keine Wahl.
Irgendwann verbreiterte sich der Weg und sie kamen besser voran. Sogar nebeneinander konnten sie nun gehen. Als sie trotzdem immer öfter stolperten, begannen sie an eine Pause zu denken. Vielleicht würden sie abwechselnd schlafen, während einer Wache hielt. Sie gingen weiter, hielten aber nach einem geeigneten Platz zum Rasten Ausschau. Dieser schien gefunden, als sie den Eindruck hatten, auf einer Art von Hochebene angekommen zu sein. Der Pfad verlor sich in kniehohem Gras. Sogar der Nebel schien sich zu verziehen, doch sobald es ihnen möglich war besser zu sehen, durchfuhr sie ein eisiger Schreck. Das Plateau, auf dem sie standen, war ringsum nicht nur von dichtem Buschwerk, sondern auch von senkrecht aufsteigenden Felswänden umgeben. Unwillkürlich drehten sie sich um, nur um gleich darauf zu erstarren.
»Heilige Beulenpest«, sagte Glic halblaut. Sie wollten zu den Waffen greifen, doch es war längst zu spät. Hinter ihnen quollen, einer dunklen Masse gleich, unzählige Männer aus dem Hohlweg hervor und begannen einen Kreis um sie zu bilden. Die beiden Freunde sahen jede Menge Pfeile auf sich gerichtet. Das Herz klopfte ihnen bis zum Halse, als ihnen an den ebenmäßigen Gesichtern und den langen schwarzen Haaren auffiel, dass sie von Dämonen umringt waren. Beinahe gleichzeitig dachten sie an den Lichtstrahl und die verkohlten Leichen ihrer Kameraden.
»Ich glaube, mir wird schlecht«, flüsterte Glic und Dorc sah ihn überrascht an.
»Was soll diese Kinderei?«, zischte er.
»Ich will nicht gebraten werden!«, gab Glic zurück.
»Reiß dich zusammen!«
»Du hast gut reden!«, murrte Glic.
Abgelenkt von ihrem kurzen Wortwechsel bemerkten sie nicht, dass sich eine Frau aus der feindlichen Gruppe löste, bis sie plötzlich vor ihnen stand.
»Legt die Waffen nieder, sie werden euch nichts tun!« Die Stimme klang so sanft wie bestimmt, und es lag ein Knistern in ihr, das Glic in Schweiß ausbrechen ließ. Vielleicht waren es auch ihre Augen, in denen gelbe und orangefarbene Wirbel tanzten, als wären es kleine Flammen. Selbst ihr langes schwarzes Haar schien zu brennen, der bläuliche Schimmer leuchtete wie lodernde Feuerzungen in der Nacht. Sie trug ein bodenlanges, schlicht geschnittenes Kleid aus einem schillernden Stoff in verschiedenen Goldtönen, der ihre Gestalt umfloss wie geschmolzenes Metall. Mit offenem Mund starrte er sie an. Am meisten wunderte ihn, dass er das eigenartige Gefühl hatte, sie zu kennen. Aber das konnte nicht sein, er war ihr sicher nie begegnet. Jemanden wie sie vergaß man nicht! Trotzdem war ihr Blick warm und offen wie der eines alten Freundes. An Dorcs Unruhe und verwirrtem Ausdruck sah er, dass es ihm ähnlich erging. Handelte es sich hier um einen Dämonenzauber? Wie zur Antwort wurde ihm sogleich eine andere Art von Magie vorgeführt.
»Es ist genug. Wir brauchen ihn nicht mehr«, sagte die Frau zu einem Mann mit seltsam farblosen Augen, die so hell waren, dass man das wirbelnde Grau darin kaum erkennen konnte. Der Mann nickte und im nächsten Augenblick begann der Nebel sich aufzulösen.
»Wie geschickt!«, murmelte Glic und die Frau lächelte.
»Mein Name ist Lasair«, sagte sie.
Lasair? Das bedeutete doch »Flamme«, überlegte Glic. »Na, das passt ja!«, platzte er heraus. Wieder erntete er ein Lächeln und ihm wurde seltsam leicht zumute.
»Kommt mit mir! Hier bei uns seid ihr in Sicherheit.« Sie wartete nicht ab, wie die beiden darauf reagieren würden, sondern drehte sich um und ging auf die Felsen zu.
Glic wäre ihr
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