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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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runden Raumes bedeckten, von einem blendenden Weiß waren, auch der Boden war aus strahlend weißem, makellosem Marmor. Nach all den Bildern und Farben, die sie unterwegs gesehen hatten, wirkte dies unfertig oder wie ein leeres Pergament, das darauf wartete, beschrieben zu werden. In der Mitte befand sich eine etwa mannshohe Säule, auf deren Spitze ein mächtiger Bergkristall stand, der fast bis zur Decke reichte. Verblüfft rissen sie die Augen auf, in seinem Inneren schien wolkenloser Nachthimmel eingeschlossen zu sein. Man sah unzählige winzige Sterne in einem dunkelblauen … Nichts schweben.
    »Was ist das?«, flüsterte Glic und zupfte Lasair am Ärmel.
    »Aos Sí«, antwortete sie ruhig, fügte aber keine weitere Erklärung hinzu.
    Er wollte gerade nachhaken, da stieß ihn Dorc in die Seite. Jetzt erst fiel Glic auf, dass sich aller Augen auf eine Gestalt richteten, die etwas entfernt von ihnen stand. Es war ein hager erscheinender Mann und zu diesem wurden sie von Lasair gebracht. Als sie näher kamen, konnte Glic seine Gesichtszüge erkennen und mit einem überraschten Ausruf blieb er stehen. Vollkommen überwältigt starrte er den Mann an, der wie ein älterer Zwillingsbruder von Dorc aussah. Dorc, der sich zu selten im Spiegel betrachtete, um die Ähnlichkeit zu bemerken, war verwirrt von Glics Verhalten. Unwillkürlich griff er nach dem Schwert, aber die Scheide war leer. Sein Doppelgänger runzelte die Stirn.
    »Was ist dies für ein Spiel?«, sagte Glic neben ihm. Die Neugier ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Er trat einen Schritt vor und fragte: »Seid Ihr ein Verwandter des Königs?«
    Die Antwort fiel vollkommen anders aus, als er erwartet hatte, und war nicht einmal an ihn gerichtet. Der Mann hatte sich Dorc zugewandt und sagte feierlich: »Willkommen, mein Sohn!« Die Art, wie er das Wort »Sohn« aussprach, ließ keinen Zweifel daran, dass diese Bezeichnung nicht als Floskel gemeint war.
    Glic sah, wie Dorc erbleichte und dann zurückwich. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er glaubte, es mit einem Irrsinnigen zu tun zu haben. Nach ein, zwei Schritten drehte er sich um und eilte zur Tür. Glic konnte es ihm kaum verdenken, das Ganze war wirklich ungeheuerlich! Er selbst blieb stehen, denn trotz seiner Überraschung war ihm klar, dass sie nicht einfach gehen durften. Wie vermutet stellten sich Dorc an der Tür einige Dämonen in den Weg. Er schien zu schwanken, ob er den Kampf aufnehmen solle, entschied dann aber, sich daneben an der Wand aufzustellen, als wolle er die erstbeste Gelegenheit nutzen, um zu fliehen.
    »Es wird dir hier nichts geschehen, mein Sohn«, sagte der Fremde, aber sehr beruhigend klang das in Glics Ohren nicht.
    »Was bezweckt Ihr mit diesem Märchen? Und wer seid Ihr überhaupt?«, fragte er trotz seines Unbehagens herausfordernd.
    Der Mann schaute nicht ihn, sondern seinen Freund an, während er Glic antwortete: »Es ist die Wahrheit!« Als würde dies alles erklären, fügte er noch hinzu: »Ich bin Aithreo.«
    Glic konnte mit dem Namen zuerst nichts anfangen. Aber dann meinte er, sich ganz dunkel zu erinnern, dass Ardal ihn erwähnt hatte, er wusste bloß nicht mehr in welchem Zusammenhang. Hätte ich nur besser aufgepasst!, dachte er. Doch eines war eine Tatsache, Dorc hatte zweifellos Dämonenblut in sich. Wenn also dieser Aithreo wirklich sein Vater war, dann hieße das …
    »Die Königin hat sich mit einem Dämon eingelassen?«, fragte er ungläubig.
    »Sicher nicht freiwillig!«, warf der Mann Glic verärgert an den Kopf. »So wenig wie ich mich mit ihr!«
    »Ihr habt ihr Gewalt angetan?«, platzte Glic sichtlich verwirrt heraus.
    Aithreos Blick verfinsterte sich, und es wurde merklich kühler im Raum, aber er schaute immer noch Dorc an, als er weitersprach. »Wir können eine andere Gestalt annehmen und ich hatte die des Königs gewählt.«
    Es dauerte einen Augenblick, ehe Glic diese Neuigkeit richtig verstand. Mit offenem Mund starrte er Aithreo an und sogleich kam ihm ein neuer Gedanke in den Sinn. »Und wie seht Ihr dann in Wirklichkeit aus?« Er erntete lediglich einen Blick, als wäre er eine lästige Fliege. Glic blieb davon unbeeindruckt, wenn er etwas herausfinden wollte, war er überaus hartnäckig. Er verlegte sich darauf, den anderen zu provozieren, das hatte zumindest bei seinen Kameraden in der Palastwache immer geklappt. »Habt Ihr Angst, Euch zu zeigen? Vielleicht seht Ihr wie ein Ungeheuer aus, wie das Böse selbst.«
    Doch Aithreo

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