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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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lachte nur kurz auf. »Sollte sich das Böse durch die Gestalt zu erkennen geben, dann wären wohl die Menschen die hässlichsten Wesen unter dem Himmel.«
    Glic zuckte die Achseln. So ganz unrecht hatte der Mann nicht, wenn er an die Priesterschaft und ihre willigen Helfer dachte.
    »Nun gut, dann sagt mir, was dieser ganze Zauber sollte! Warum musstet Ihr die Königin schwängern?«
    Aithreo merkte, dass sich Glic nicht abwimmeln ließ. Da sein Sohn es vorzog zu schweigen, würde er das Gespräch eben mit diesem aufsässigen Kerl führen müssen. »Wir brauchten einen Mischling im Zentrum der Macht.«
    »Äh, wie bitte?«
    »Unsere Königin wird im Heiligtum der Jalluthiner gefangen gehalten und ist ganz sicher in Eisen gelegt, um ihre Macht zu brechen und uns daran zu hindern, sie zu befreien.«
    »Hm, hab schon davon gehört«, brummte Glic nachdenklich. »Ein Mann sucht seit Jahren nach ihr. Aber was hat das mit der anderen Königin zu tun?«
    »Eisen hat auf Mischlinge nicht dieselbe verheerende Wirkung wie auf uns«, erklärte Aithreo. »Jemand aus dem Palast würde leichter ins Heiligtum gelangen und sie dann auch aus eisernen Fesseln retten können.«
    »Hinein in die Kerker gelangen? Deshalb …?« Glic brach ab, ohne die Frage noch auszusprechen. Es konnte nicht sein, dass er das richtig verstanden hatte! Einen Mischling brauchen, um …? Brauchen? Plötzlich fiel ihm ein, wie er an Aodhs Tisch versucht hatte das Schloss zu öffnen. Ein Werkzeug hatte er herstellen müssen, um Erfolg zu haben. Glics Herzschlag beschleunigte sich. Ein Werkzeug – war Dorc nichts weiter als das? Ein Werkzeug, ein Werkzeug … Mischling … brauchen … gebrauchen … flüsterten Stimmen in seinem Kopf. Die Gesichter ringsherum verschwammen, veränderten sich in die von Benen und Dorc, die angstvoll in der Finsternis ausharrten, über ihnen die Schritte der Soldaten. Das Pochen in ihm wurde so laut, dass er glaubte sein Kopf müsste zerspringen. Die Gedanken überschlugen sich. Doch nein, das konnte, das durfte nicht sein! Halt, wollte er brüllen. Doch wen aufhalten? Und war es nicht bereits geschehen? Seine Augen wurden immer größer, als er langsam die Tragweite des Gehörten zu begreifen begann. »Verflucht, das wird immer monströser! Erst missbraucht ihr eine Frau, um dann ein Kind zu benutzen, ja richtig, um es auch missbrauchen zu können für … nein, genau genommen sogar zwei, ich bin schließlich ebenfalls ein Bastard … das heißt … nein, ich mag es gar nicht aussprechen …« Die Stimmen im Kopf wurden lauter, vermengten sich mit Schreien, Schreien eines verbrennenden Kindes. Unglaube, Zweifel und schließlich Empörung wechselten sich in seinem Gesicht ab. »Doch! Ich vermute, wir beide sind nicht die Einzigen, die nur für Eure Zwecke gezeugt wurden, um dann von den Jalluthinern grausam ermordet zu werden. Es dürfte längst keine Mischlinge mehr geben, so wie sie seit Jahrhunderten gejagt werden!«
    Um der Anspannung Herr zu werden, die ihn ergriffen hatte, ging er hin und her. Zufällig fing er einen schuldbewussten Blick von Lasair auf und wusste in diesem Moment, dass seine furchtbaren Vermutungen stimmten. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Fassung zu bewahren. Das war das Ungeheuerlichste, was er je gehört hatte! Trotzdem ergab es keinen Sinn. Vor Aithreo blieb er stehen.
    »Warum so viele Mischlinge? Wolltet Ihr ein Heer aufstellen?«
    »Es gibt eine Prophezeiung. Zwei Mischlinge, in derselben Mondfinsternis geboren, werden unserem Volk die Rettung bringen. Eine Geburt lässt sich nicht auf eine gewünschte Zeit festlegen, sie geschieht nach ihren eigenen Gesetzen. Deshalb hat es Jahrhunderte gedauert, bis das erhoffte Ereignis endlich eintrat und ihr beide zur Welt kamt.«
    »Wie? Wir sollen das sein?« Glic war sicher, dass er sich verhört hatte.
    Aithreo nickte ernst. »Ihr seid in derselben Nacht zur Welt gekommen, bei einer Mondfinsternis. Nachdem es geschehen war, konnten wir spüren, das ihr die Erhofften seid, und seitdem haben wir alles getan, um euch zu schützen.«
    »Wie fürsorglich von Euch!«, höhnte Glic, der auf einmal nicht mehr wusste, ob er lachen, heulen oder schreien sollte. Er schaute zu Dorc hinüber. Dessen Miene war vollkommen versteinert, reglos stand er mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt, aber Glic ahnte, wie ihm zumute war. In ihm selbst stiegen erneut die Bilder hoch, die er vergeblich zu vergessen versucht hatte. Allen voran der Feuertod des Jungen auf dem

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