Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
Vom Netzwerk:
gerade dabei, den Raum zu verlassen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Vermutlich hatte er Dorcs Worte gehört, aber er besaß wohl einen letzten Rest von Verstand, um diesen nicht dafür zu bestrafen. Mühsam verkniff sie sich eine Antwort auf seinen Wunsch, obwohl sie Dorc von Herzen zustimmte. »Wir bringen ihn zu mir. Kannst du ihn alleine tragen?«, fragte sie. Dorc nickte nur und Lasair richtete sich auf, um ihm den Weg zu zeigen.
    Es dauerte lange, ehe Glic das Bewusstsein wiedererlangte. Anfangs konnte er weder sprechen noch sich bewegen, aber ein jämmerliches Wimmern ließ deutlich vernehmen, dass er entsetzliche Qualen litt. Lasair hatte eine Heilerin kommen lassen, deren Kräfte größer waren als die ihren, und viele Stunden später zeigten ihre Bemühungen endlich Wirkung.
    »Ich fühle mich, als wäre mein Inneres verbrannt«, krächzte Glic.
    »Schhhh, nicht reden, du brauchst Ruhe«, sagte Lasair und tupfte sein schweißglänzendes Gesicht vorsichtig mit einem Tuch ab. »Versuche zu schlafen, damit dein Körper heilen kann.«
    »Wo ist …«, begann Glic, dann versagte ihm die Stimme. Doch sie verstand auch so. »Aithreo ist weit weg und hoffentlich schamerfüllt. Unser ganzes Volk ist in Aufruhr, weil er die Beherrschung verloren und unsere Zukunft gefährdet hat. Sei ohne Sorge, du bist in Sicherheit, wir bewachen dich!«
    Glic schaute sie forschend an, blieb aber stumm. Nach einer Weile fielen ihm die Augen zu.
    Als Lasair den Kopf hob, sah sie, dass Dorc sie stirnrunzelnd betrachtete. In seinem Blick war kaum verhaltene Wut zu erkennen. Sie stand auf und zog ihn mit sich. »Komm«, sagte sie leise. »Wir müssen reden, aber nicht hier!« Entschieden riss er sich los. Erst als sie ihm versicherte, dass für Glic gut gesorgt werde, folgte er ihr widerstrebend.
    Sie begegneten kaum jemandem und dafür war er dankbar. Er würde nicht mehr viele von diesen bohrenden Blicken ertragen, das Maßnehmen, die Hoffnung in den Augen und gleichzeitig Angst gepaart mit tiefen Zweifeln. Auch die Umgebung hatte ihren Zauber verloren. Die wehenden Tücher wirkten jetzt gespenstisch, riesigen Spinnweben gleich, die Farben schienen plötzlich falsch, als wäre alles ein bedeutungslos gewordenes Abbild einer Vergangenheit, die längst in Vergessenheit geraten war. Aber das entsprach wohl nur seinem ganz persönlichen Wunsch, denn er hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie sehr jene Vergangenheit noch heute die Geschicke aller lenkte, auch wenn er nicht sehen konnte, wer die Fäden wirklich in der Hand hielt. Erst hatte er geglaubt, Aithreo besäße diese Macht, nicht zuletzt, weil er sich fühlte wie ein zappelndes Insekt im Netz einer Spinne, die sich ihrem Opfer näherte. Aber nachdem sein Zorn ein wenig abgekühlt war, fragte er sich, ob Aithreo ebenso bloß ein Spielball einer noch viel größeren Macht war, sonst hätte er doch bereits gesiegt. Aber wer steckte denn dahinter? Der Erwählte? Nein, dann gäbe es sicher schon lange weder Dämonen noch ihn oder Glic. Also Jalluth, dessen Priester Liebe und Reinheit predigten, während sie gleichzeitig mit Inbrunst folterten, erniedrigten und mordeten? Er weigerte sich es zu glauben, nein, es durfte nicht sein, dass dies der Ursprung allen Seins war! Aber so sehr er nach einem Sinn hinter diesem ganzen schrecklichen Geschehen suchte, er konnte keinen entdecken, und dies verstärkte sein Gefühl der Ohnmacht. Es blieb ihm nur, sich an das zu halten, was er wusste. Der Erwählte war außer Reichweite und ließ sich nicht zur Rechenschaft ziehen. Die Dämonen allerdings waren hier, und nach dem, was er mit ihnen zuletzt erlebt und von ihnen erfahren hatte, wollte er sie auch nie anders nennen.
    Der Gang, den sie entlangeilten, verbreiterte sich und mündete schließlich in eine große Höhle. Er hörte ein Rauschen und sah gleich darauf weiter hinten Wassermassen aus einer Öffnung oben in der Felswand in einen türkis schimmernden See stürzen. Das Ufer war mit echten blühenden Büschen und Gräsern bewachsen, die Vögeln und Insekten als Nahrung und Rastplatz dienten. Es summte und zwitscherte und von irgendwoher kam ein mildes Licht, das die Farben zum Funkeln brachte. Lasair führte ihn auf einem gewundenen Pfad zu einer Bank, die beinahe versteckt unter einem mächtigen Baum stand. Aus Marmor gehauen und mit Edelsteinen verziert glitzerte sie mit Wasser und Getier um die Wette. Vielleicht war sie für Liebespaare gedacht, doch im Augenblick lag Dorc nichts

Weitere Kostenlose Bücher