Die Flammen meiner Leidenschaft
heute Nacht nicht mit ihm aufs Zimmer wollte. Er ging wütend, aber ich befürchte, er kommt zurück. In deinem Zimmer wird er mich nicht vermuten.«
Tanner schob sie behutsam zur Seite. »Wo ist Stark?«
»Bei irgendeiner gesellschaftlichen Veranstaltung.«
»Was ist mit deinen Rausschmeißern? Sie sehen aus, als würden sie mit Betrunkenen zurechtkommen.«
»Jetters ist krank und nicht da, und Monty tut, was er kann, ist aber allein. Lass mich einfach nur hier bleiben, bis wir schließen. Ich verspreche dir, dich nicht zu behelligen. Wenn du es nicht willst ... meine ich.« Sie senkte in gespielter Schüchternheit den Blick. »Wir können einfach nur reden.«
Tanner seufzte resigniert. Er durfte Neil nicht aus seinem Zimmer werfen, wenn sie in Gefahr war. Und weil er ohnehin keinen Schlaf fand, würde es wohl nicht schaden, sich ein wenig mit ihr zu unterhalten. Er ging zum Bett und setzte sich. »Nimm dir einen Stuhl, Neil. Es wird eine lange Nacht werden.«
»Das muss nicht unbedingt sein, schöner Mann«, sagte sie lockend. »Es gibt einen angenehmeren Zeitvertreib als nur reden.«
»Ich bin nicht interessiert, Neil.«
»Was ist mit dir los? Magst du keine Frauen?«
»Ich mag sie sehr. Wenn du es wissen willst, ich bin verheiratet. Und ich betrüge meine Frau nicht.« Tanner erschrak selbst über dieses Eingeständnis. Er hatte keine Ahnung, warum er das gesagt hatte.
»Verheiratet? Komisch, du siehst gar nicht wie ein verheirateter Mann aus. Wo versteckst du denn deine Frau?« Das ist gewiss eine ideale Information für Sam, dachte Neil und erwärmte sich für das Thema.
»Der äußere Schein trügt oft. Wenn ich erst mit Pratt Slater fertig bin, werde ich vermutlich die Stadt verlassen.«
»Bist du nicht mit dieser kleinen Lehrerin zusammen hier eingetroffen?« Ihre scheinbar unschuldige Frage warnte Tanner.
»Ja. Miss Websters Bruder bat mich, seine Schwester bis Oregon City zu begleiten. Da ich hier ohnehin etwas zu erledigen hatte, konnte ich seinen Wunsch leicht erfüllen.«
»Verheiratet, wer hätte das geglaubt«, sagte Neil. Sie war immer noch überrascht über die Neuigkeit, dass Tanner eine Frau hatte, die er genug liebte, um ihr treu zu sein. Sie konnte kaum abwarten, Sam zu erzählen, dass er freie Bahn bei der unscheinbaren Miss Webster hatte, obwohl ihr ein Rätsel war, was Sam an der reizlosen Lehrerin so toll fand.
»Du bist anscheinend überrascht. Hat du noch nie einen Mann kennen gelernt, der seine Frau liebt?«
»Da hast du verdammt Recht, so was habe ich noch nie erlebt. Es muss ja etwas sehr Wichtiges sein, das dich davon abhält, zu deinem Frauchen zurückzukehren. Hat es etwas mit Pratt Slater zu tun?«
Tanner entblößte die Zähne in einem harten Lächeln. »Ich habe es dir bereits gesagt; es ist Privatsache. Hast du irgendetwas gehört, das darauf hinweist, wann er zurückkehren wird?«
»Ich habe keine Ahnung. Deine >Privatsache< muss aber dringend sein.«
Tanner unterdrückte ein Gähnen. »Meinst du, dass es jetzt sicher für dich sein wird, zu gehen, Neil? Ich würde wirklich gern etwas schlafen.«
Neil erkannte, das es unwahrscheinlich war, mehr Informationen von Tanner zu bekommen, und sie verabschiedete sich. Morgen würde sie Sam Stark einige interessante Dinge berichten können. Erstens, dass Tanner verheiratet war. Zweitens, dass er seiner abwesenden Frau völlig treu war. Und drittens, dass er es auf Pratt Slater abgesehen hatte.
Ashley fiel es nicht schwer, sich in ihrem Job einzuarbeiten. Sie hatte eine Klasse mit zwanzig Schülern aller Stufen. Als Erstes beauftragte sie einige der älteren Schüler, bei der Unterrichtung der Jüngeren zu helfen, während sie die Lektionen für die ältere Gruppe vorbereitete. Nach und nach lernte sie die Schüler kennen, und die Unterrichtsstunden vergingen mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zu ihrem Kummer hatte sie Tanner seit der außergewöhnlichen Nacht vor zwei Wochen nicht gesehen. In jenen Stunden hatten sie einander hemmungslos geliebt, und seitdem fehlte Tanner ihr schrecklich.
Heute hatte sie die Schüler bereits entlassen und benotete Aufsätze, als ein ungebetener Besucher in der Schule eintraf.
»Sie sollten nicht so hart arbeiten, Ashley.«
Ashley erschrak. »Mr Stark! Was tun Sie hier?«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass wir sehr enge Freunde werden. Ich habe abgewartet, damit Sie sich in Ihren neuen Job einarbeiten können, bevor ich Sie besuche. Wie laufen die Dinge? Brauchen Sie irgendetwas, was
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