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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Nachfolger der Apostel, die einst mit Jesus Christus gewandelt sind!“
     
    „Nun dieser Schmerbauch wandelt nicht mehr einher, sondern lässt ein bedauernswertes Pferd unter seinem Gewicht keuchen!“ grinste der Krieger frech. „Ich muss das wissen, denn ich bin Brithael, einer der Hauptleute seiner Wache. Da es mir gelungen ist, diese Täubchen zu ertappen, als sie nach ihrer frechen Tat zurück in ihren Schlag flattern wollten, wurde mir durch Befehl des Bischofs das Vergnügen zuteil, sie hierher zu bringen.“
     
    „Was für Täubchen?“ Abt Bernhard sah ihn verständnislos an.
     
    „Na, diese dort, die ihre Gesichter in den Schleiern verbergen!“ lachte Brithael. „Weiber, die einmal Bräute des Himmelsherrn werden wollen!“
     
    „Wie wagst du es, von frommen Schwestern zu reden, die ihr Leben und ihre Tugenden Jesus und seiner heiligen Kirche geweiht haben!“ brauste der Abt auf, als er erkannte, dass die Kuttengestalten offensichtlich Novizinnen waren, die vor ihrem ewigen Gelübde zu einer Wallfahrt zum Grabe des heiligen Cuthbert aufgebrochen waren.
     
    „Na, so fromm sind die nicht“, grinste Brithael. „Du wirst es wissen, wenn du das Schreiben des Bischofs gelesen hast - du kannst doch lesen, oder?“
     
    „Gott verzeihe dir deine Frechheit“. knurrte der Abt, „Und er lasse die Buße für deinen Frevel an mir milde sein.“
     
    „Die Buße habe ich bereits hinter mir, indem ich diese Weiber, die du fromme Schwestern nennst, hierher gebracht habe. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte sie auf dem Wagen, mit dem wir von York bis Scarborough fuhren, fest-gekettet und geknebelt, weil mehr als eine der Hübschen zu fliehen versuchte. Ich musste mein braves Rösslein scharf traben lassen, um sie auf freiem Felde wieder einzufangen, damit ihre Seele dem Herrgott nicht verloren geht.
     
    Du musst wissen, Ehrwürdiger, dass es sich hier um Töchter von Adeligen unseres Landes handelt. Sie gehören zu den Kindern, deren Väter befehlen, dass einer aus der Familie als Mönch oder Nonne sein Leben damit verbringt, für sein Seelenheil zu beten. Ich danke meinem Gott, dass ich dieses Schiff fand, das in den Norden des Landes zu einer Handelsfahrt segelte und noch Platz an Bord hatte. So konnte mir keine mehr entwischen und ich bin mir des Wohlwollens meines hochwürdigen Soldherrn sicher.“
     
    „Es ist Sünde, Kinder in den geistlichen Stand zu zwingen, wo sie das Fleisch kasteien und Gefühle abtöten müssen, um den Regeln des Ordens zu gehorchen“, seufzte Abt Bernhard.
     
    „Was kümmert das mich. Jeden stellt das Schicksal an seinen Platz“, Brithael zuckte die Schultern. „Zwar lebt der Mönch weitab aller Freuden, doch ist auch nicht der Tod sein ständiger Begleiter. Wir Krieger müssen lernen, täglich zu sterben. So ist für jeden Schmerz und Lust im Lose. Doch nun erfahre, welchen Auftrag der Bischof für dich und die anderen Kahlschädel auf dieser Insel hat. Hier ist das Schreiben seiner wohlbeleibten Ehrwürdigkeit von York.“
     
    Er zog eine vergilbte Pergamentrolle aus dem Gürtel und reichte sie dem Abt. Bernhard von Whitby küsste der Form entsprechend das bischöfliche Siegel, bevor er es erbrach und die Rolle öffnete. Einen Augenblick hatte er Schwierigkeiten, die Schrift zu entziffern, denn das kostbare Pergament war schon einige Male vorher beschriftet gewesen und die frühere Tinte war nur mangelhaft entfernt. Stirnrunzelnd las er den Text. Aufblickend sah er zu den Gestalten in den weißen Kutten hinüber.
     
    „Das sind also die Novizinnen, die sich diesen üblen Scherz erlaubten, von dem man überall im Land spricht?“ fragte er knapp.
     
    „Ganz York lachte, als herauskam, dass das Blut vom Dach des Domes in Wirklichkeit roter Messwein war“, gab Brithael zurück. „Diese dort“, er zog eine der Gestalten mit rohem Griff aus der Reihe und zerrte sie vor den Abt, „hat diesen üblen Streich ersonnen. Und genau dieses Früchtchen war es auch, das mir fast entwischt wäre.“
     
    „Zeige dein Gesicht, meine Tochter!“ befahl Bernhard von Whitby.
     
    „Ich bin nicht eure Tochter“, klang eine melodische Mädchenstimme unter der weißen Kapuze. Nicht unfreundlich, aber sehr bestimmt.
     
    „Hier im Brief des ehrwürdigen Bischofs steht zu lesen, dass man dich und deine Schwestern zu uns gesandt hat, damit ihr auf heiliger Erde an den Gräbern von Sankt Aidan und Sankt Cuthbert strenge Buße tut.“
     
    „Das sind nicht meine

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