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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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zu staken. Oder wenn sie eins der vielen Küstendörfer überfielen, wo die Kauffahrerschiffe anlegten und eins dieser Schiffe aufbrachten.
     
    Ein Schiff wie jenes, das sich eben von Norden näherte...
     
    Doch noch war die Stunde der Drangsale nicht gekommen!
     
    Bruder Gregor seufzte erleichtert, als er sah, dass sich am Mast des Schiffes das Banner des Königs von Northumbria im Winde wand. Also war es tatsächlich eines der Handelsschiffe, die gelegentlich in Lindisfarne anlegten, um fromme Pilger hier abzusetzten um sie nach beendeter Handelsreise in den Norden wieder an Bord zu nehmen.
     
    Zwar lag Northumbria weit im Süden, während das Schiff die Insel von der entgegengesetzten Richtung anlief, doch der Mönch wusste über die Strömungen in diesen Gewässern gut Bescheid und kannte die Manöver, die ein erfahrener Seemann einleiten musste, um Lindisfarne problemlos anzusteuern.
     
    War kein ausreichender Wind vorhanden, so umfuhren die Schiffe die Insel und segelten vom Norden heran. Man setzte die Schiffe bei Ebbe einfach auf Grund. Der feine Sand an der Ostseite der Insel, auf der das Kloster lag, sorgte dafür, dass die Schiffskörper nicht beschädigt wurden. Während der Ebbe hatte man genügend Zeit, die wenigen für das Kloster bestimmten Güter zu entladen. Bei der nächsten Flut wurde das Schiff wieder flott und setzte seine Fahrt fort.
     
    So kräftig er konnte, zog der Mönch am Läuteseil. Hell klang die kleine Glocke und Bruder Gregor wusste, dass die Mönche nun der Abteikirche zustrebten, um das vorgeschriebene Gebet zu Ehren der Gottesmutter zu verrichten. Mit aller Kraft riss er noch einige Male am Seil, dass die Glocke umso länger schwang. Dann eilte Bruder Gregor so rasch er konnte den Turm hinab, um den Abt von der Ankunft des Schiffes zu unterrichten. Bis der Wind das Schiff herangetrieben hatte, waren die vorgeschriebenen Gebete gesprochen und die Choräle gesungen.
     
    Bernhard von Whitby ließ es sich nicht nehmen, selbst an der Spitze der Brüder zum Strand zu gehen und die Ankömmlinge willkommen zu heißen. Wie ein mächtiges Seeungeheuer lag das Schiff auf dem Strand. Nachdem der Grund unter dem Kiele knirschte, waren angeleinte Seeleute von Bord gesprungen und hatten im fallende Wasser starke Pfähle in den weichen Boden gerammt, durch die der Schiffsrumpf gestützt wurde. Der Abt bewunderte die Kunst des Steuermanns, der das etwas unförmig gebaute Frachtschiff so kunstgerecht auf den Sand gesetzt hatte.
     
    Bevor die Mönche eintrafen, waren schon die Knechte des Klosters wie auch die Bauern aus der näheren Umgebung herbeigeeilt um zu sehen, ob sich ein Tauschgeschäft mit den Händlern aus dem Süden lohnen würde.
     
    Bevor Abt Bernhard nach dem Kapitän des Schiffes fragen konnte, fesselte ein Zug weißgekleideter Gestalten, der ihm und den Brüdern entgegen kam, seine Aufmerksamkeit. Es waren ungefähr zwanzig Kutten, deren Kapuzen tief ins Gesicht gezogen waren. Ein hochgewachsener, bärtiger Mann mit schmucklosem Helm, klirrendem Kettenhemd und gegürtetem Schwert führte die Kuttenträger an.
     
    „Gelobt sei Jesus Christus!“ bot der Abt dem fremden Krieger seinen Gruß und hielt ihm die rechte Hand mit dem Ring zum Kuss hin. Doch der Gerüstete dachte gar nicht daran, auf die Knie zu fallen und durch einen Kuss des Ringes sich den Ritualen der Kirche zu unterwerfen. Er ergriff Bernhards Hand und schüttelte sie kräftig.
     
    „Gelobt sei Cedric, König von Northumbria!“ gab er der in Eisen gekleidete den frommen Gruß auf seine Art zurück. Schmerzhaft verzog der Abt das Gesicht. Wieder eines jener verlorenen Schafe, welche die Riten und Gepflogenheiten der frommen Mönche nicht achteten oder nicht kannten.
     
    „Die Antwort auf meinen Gruß lautet - In Ewigkeit - Amen!“ sagte Bernhard von Whitby mit leisem Tadel.
     
    „Die Antwort auf den meinigen ist - All Heil und Sieg dem König!“ war die Antwort des Kriegers.
     
    „Schickt dich dein Herr selbst?“ Der Abt wechselte das Thema, da er erkannte, dass dieser rohe Kriegsmann kaum bereit war, mit ihm über die angemessene Höflichkeit gegenüber einem Vertreter der heiligen Kirche zu diskutieren.
     
    „Nein, der König hat andere Dinge zu tun, als sich um Mönchs-Gezänk zu kümmern!“ knurrte der Gerüstete unwirsch. „Mich schickt jener Seelenhirte von York, den sie den Bischof nennen!“
     
    „Erweise einem Bischof in deiner Rede Respekt!“ brauste der Abt auf. „Er ist ein

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